Die Burg der flammenden Herzen
weiter, bis er auf einen Diener traf. Diesem Mann trug er auf, einige Männer zu holen, um einen unliebsamen Gast aus dem Garten zu entfernen. Dann machte er sich auf die Suche nach John. Er brauchte Schwertübungen, um seinem Zorn die Schärfe zu nehmen, bevor er Beatrice begegnen konnte.
Männer aus der Halle gingen an Beatrice vorbei und begaben sich in den Garten. Sie umringten George, und einer von ihnen sprach leise auf Conyers ein. Dessen Miene verfinsterte sich, und er bedachte die Bediensteten mit bösen Blicken. Als er antwortete, konnte sie den Zorn in seiner Stimme hören. Die Diener bedrängten ihn nun, in ihren Bewegungen und Gesten lag eine eindeutige Drohung. Würde George die Warnung ernst nehmen? Falls nicht, was hatte er dann vor? Und was müsste sie unternehmen, um die Situation zu entschärfen?
George sprach erneut. Der Diener, der offenbar die Führung übernommen hatte, schüttelte den Kopf und nickte in Richtung des Hauses. Augenblicklich ließ George die Schultern sinken. Die Wut war aus seinem Gesicht gewichen, und er sah erschöpft und niedergeschlagen aus. Schließlich gab er sich geschlagen und schien jeden Gedanken an Widerstand aufgegeben zu haben.
Gott sei Dank.
Beatrice wich zurück, bis sie Conyers nicht mehr sehen konnte, und betrat dann die Halle.
Doch wie sollte es nun weitergehen? Sie müsste Sebastian suchen, um zu ergründen, welchen Schaden dieser Vorfall bei ihrer ohnehin angeschlagenen Beziehung angerichtet hatte, aber sie wollte es nicht. Denn sie fürchtete nicht nur seine harten Worte, sondern auch das, was sie erwidern würde. Eine maßlose Wut regte sich in ihr; wenn Sebastian sie auch nur einen Moment ansähe, würde sich ihr Zorn gewiss in unschicklicher und gefährlicher Weise entladen.
In diesem Augenblick ging ein Mann die Treppe hinunter, die zur Kemenate führte, und betrat die Halle. Er war groß und breitschultrig und trug teure, aber staubige Kleider. Beatrice nahm ihn mit einer gewissen Neugierde in Augenschein, als er auf sie zukam und wenige Schritte vor ihr stehen blieb. In seinem verwitterten Gesicht leuchteten klare, blaue Augen, und allein die Augenfarbe verriet ihr, dass es sich um einen Verwandten von Sebastian handeln musste. Seine Größe und die vollendete Verbeugung bestärkten sie in ihrer Annahme. Ihr war, als hätte sie einen flüchtigen Blick von Sebastian in mittlerem Alter erhascht.
“Seid gegrüßt, Herrin”, sagte er und betrachtete sie genau, als wolle er einschätzen, wie sie auf diese Anrede reagierte.
“Seid gegrüßt, Sir. Ihr müsst Master Henry Isham sein.”
“Der bin ich. Und mit wem habe ich die Ehre?”
“Ich bin Lady Manners, Eure angeheiratete Nichte.”
Erneut verbeugte er sich, tiefer als zuvor. “Es ist mir eine Ehre, Euch kennen zu lernen.” Seine Worte und Gesten waren höflich, aber seine blauen Augen waren wachsam und kalt, musterten sie und nahmen alles wahr. Obwohl sie sich äußerlich ähnlich sahen, hatten er und sein Neffe nicht viel gemeinsam. Sebastian konnte nichts verbergen, dieser Mann hingegen alles.
“Und es freut mich, Euch kennen zu lernen, obgleich ich erstaunt bin. Was führt Euch nach Wednesfield, Sir? Unsere Hochzeit findet erst in einem Monat statt.”
“Ich habe einen Auftrag ausgeführt, den Lord Benbury mir erteilt hat, ein Auftrag, der Euch betrifft. Ich habe Euren Schmuck zurückerhalten, Mylady.”
“Ich fürchte, ich verstehe nicht recht.”
“Habt Ihr meinen Neffen nicht gebeten, Euer Eigentum an edlen Schmuckstücken von dem Sohn Eures verstorbenen Gemahls zurückzuverlangen?”
Für einen Moment starrte sie ihn an, da sie seinen Ausführungen nicht folgen konnte. Dann erinnerte sie sich schlagartig an den Brief, den Thomas’ Sohn geschickt hatte, in dem er sich weigerte, ihr die Dinge zurückzugeben, die ihr gehörten. Es schien so lange her zu sein, insbesondere nach den Aufregungen an diesem Morgen, und daher wunderte es sie nicht, dass sie das Schreiben längst vergessen hatte.
“Verzeiht. Ich habe ihn in der Tat darum gebeten. Es ist gütig von Euch, Sebastian zu helfen. Zweifelsohne wird er sehr zufrieden sein.”
“Wollt Ihr den Schmuck nicht sehen?”
Verwirrt sah sie ihn an. Sie hatte immer verhindern wollen, dass Thomas’ Sohn Anspruch auf Dinge erhob, die nicht sein Eigen waren. Da Master Isham nun unüberhörbar von ihr erwartete, einen Blick in das Kästchen zu werfen, durfte sie ihn nicht enttäuschen.
“Wo ist der Schmuck?” fragte
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