Die Burg der flammenden Herzen
sie.
“Ich habe ihn soeben in die Kemenate gebracht”, antwortete Isham.
“Sebastian hat ihn nicht behalten?”
“Er hat den Schmuck noch nicht gesehen. Bevor ich ihm die Stücke zeigen konnte, ging er fort, um Euch zu suchen. Seid Ihr ihm nicht begegnet?”
Eine heiße Röte stieg ihr in die Wangen. “Doch.”
Fragend hob Isham die Brauen. Wenn sie ihn jetzt nicht ablenkte, würde er versuchen, mehr zu erfahren, und sie wusste nicht, ob sie die Klugheit und Willenskraft besaß, ihn in Schach zu halten.
“Seid so nett und zeigt mir den Schmuck.”
Für einen Moment kniff er die Augen zusammen, aber anstatt weiter in sie zu dringen, nickte er bereitwillig und bot ihr seinen Arm. Beatrice hakte sich bei ihm ein und hoffte, seine höfliche Zurückhaltung möge noch weiter andauern.
Es war niemand in der Kemenate, als habe ihre Mutter sich zurückgezogen, um Beatrice die Möglichkeit zu geben, Master Isham ungestört treffen zu können. Das eisenbeschlagene Kästchen, das sie in Norfolk zurückgelassen hatte, stand mitten auf dem großen Tisch. Die Farben waren noch so strahlend wie beim letzten Mal, als sie es in Händen gehalten hatte. Ihre Hand verspannte sich auf Ishams Arm. Ihr war beinahe so, als könne sie Thomas’ Schritte auf den Treppenstufen hören, als dringe sein keuchender Atem an ihre Ohren, der immer dann schneller wurde, wenn seine Laune sich verschlechterte und ein gefährliches Ausmaß annahm. Beatrice verkrampfte die Schultern und wartete auf seine Schläge, die ihr nie wieder zusetzen würden.
“Was habt Ihr, Mylady?” fragte Isham freundlich.
Sie holte tief Luft und versuchte, ruhig auszuatmen. “Nichts. Es ist nichts.”
Isham ergriff ihre Hand. “Ich glaube Euch nicht. Lasst mich Euch helfen. Sagt mir, was Euch bedrückt.”
“Erinnerungen”, flüsterte sie. “Nichts als Erinnerungen.”
“Ah”, kam es von Isham, als habe er verstanden. Aber wie sollte er? Wie könnte irgendjemand sie verstehen?
Sie löste sich von ihm und ging auf den Tisch zu. Lange starrte sie das Kästchen an, eine kleine Schatulle aus Holz und Eisen, Farbe und Blattgold. Langsam streckte sie die Hand aus, und als sie den Deckel öffnete, kamen die auffälligen Schmuckstücke und die mit Juwelen besetzten Kostbarkeiten zum Vorschein, die ihr wohlhabender Gemahl ihr gegeben hatte, um den Schmerz der Prellungen und Striemen zu lindern, die er ihr zugefügt hatte. Stoff raschelte, und dann war Isham an ihrer Seite.
“Das ist ein Vermögen”, sagte er in einem nüchternen Tonfall, der beruhigender auf sie wirkte als jegliches Mitleid.
“So ist es”, erwiderte sie mit rauer Stimme.
“Ich kannte Euren verstorbenen Gemahl seit vielen Jahren. Vergebt mir, wenn ich es offen ausspreche, aber er war kein kluger oder freundlicher Mann. Meiner Meinung nach sähe es ihm ähnlich, wenn er dieses Vermögen nur angeboten hat, um seine Grausamkeiten abzubezahlen.”
Die Kehle schnürte sich ihr zu. Wie hatte er das erahnen können? Sie wollte ihm sagen, dass er richtig vermutet hatte, aber sie vertraute ihm nicht. Er könnte sie in Sebastians Auftrag auf die Probe stellen, um herauszufinden, ob sie Fremden gegenüber schlecht über ihren verstorbenen Mann sprach.
“Es ist nicht gut, schlecht von den Toten zu reden. Und gewiss darf ein Mann mit seiner Frau umgehen, wie es ihm beliebt.” Sie warf Isham einen flüchtigen Blick zu und versuchte, seine Miene zu deuten. Er sah nachdenklich aus und nickte, als ob er über ihre Worte nachsann.
“Da ist etwas Wahres dran, aber ein weiser Mann schlägt seine Frau nicht, es sei denn, es ist notwendig. Wenn ich zornig bin, da ein Unwetter eines meiner Schiffe in die Tiefe gerissen hat, ist es nicht notwendig, deswegen meine Frau zu strafen. Sie hat den Wind nicht geschickt, der das Schiff sinken ließ. Daher braucht sie keine Zurechtweisung. Ich habe keine Achtung vor einem Mann, der seine Wut an seiner Frau, seinem Pferd oder seinem Hund auslässt.”
“Ich möchte lieber geschlagen werden und den Zornesausbruch hinter mir haben, als ein Leben lang Groll spüren zu müssen.” Die Worte blieben ihr beinahe im Halse stecken und kamen ihr rau über die Lippen.
“Glaubt Ihr, mein Neffe hegt Groll gegen Euch?”
Sie nickte und war unfähig zu sprechen. Allmählich gewöhnte sie sich an Ishams scharfe Beobachtungsgabe und daran, dass er offen aussprach, was er sah.
“Vielleicht tut er das. Glaubt Ihr, er hat Grund dazu?”
Wieder nickte sie.
Er streckte die
Weitere Kostenlose Bücher