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Die Burg der flammenden Herzen

Die Burg der flammenden Herzen

Titel: Die Burg der flammenden Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katy Cooper
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sagte John etwas zu ihr, das Beatrice dazu veranlasste, Sebastian einen flüchtigen Blick zuzuwerfen. Warum kämpfte sie gegen die Sehnsucht an, die sie fühlte? Hatte die Vergangenheit einen so großen Einfluss auf sie? Mochte er auch Bilder vor Augen haben, die ihn quälten, die Vergangenheit war für ihn abgeschlossen. Er war nicht Conyers, und sie war nicht länger Thomas Manners’ Gemahlin. Wenn
er
das sah, warum sie nicht?
    Mit viel Geduld wäre er vielleicht in der Lage, ihren Widerstand sanft zu brechen, doch er befürchtete, dass Geduld nicht seiner Art entsprach. Er sah Beatrice an, die mit ihrem Bruder lachte, als sie sich im Kreise drehten. Bei Gott, er wusste nicht, ob er noch die Geduld aufbrachte, diese Nacht abzuwarten.
    Der Tanz war zu Ende. Sebastian straffte die Schultern und war bereit, Beatrice zu folgen, wo immer sie auch hingehen mochte. Wenn es ihm nicht möglich war, sie zu küssen oder zu liebkosen, könnte er indes ihre Hand halten, mit ihr sprechen und sich mit ihr vor aller Augen beim Tanz drehen. Jetzt legte Beatrice die Hand auf Johns Arm und sah Sebastian an. Trotz der Entfernung entdeckte er Zweifel in ihren Augen. John sagte etwas zu ihr, und dann durchschritten sie die Halle und kamen auf ihn zu.
    “Ich bringe dir eine schöne Dame”, sagte John.
    “Schön fürwahr”, gab Sebastian zurück und schaute Beatrice an.
    Sie hob leicht den Kopf, in Anerkennung der Schmeichelei, während die Spielleute eine langsame Pavane anstimmten.
    “Und jetzt, da ich euch beiden gegenüber meine Pflicht getan habe, lasst mich meine Gemahlin suchen”, fuhr John fort und entfernte sich.
    “Willst du mit mir tanzen?” fragte Sebastian.
    Ihre Blicke trafen sich. “Gerne.”
    Er führte sie zu der Gruppe der anderen Tänzer, und ihre Finger schlossen sich um die seinen. Eine Weile tanzten sie, ohne ein Wort zu sagen.
    “Du hast es offenbar genossen, mit John zu tanzen”, bemerkte Sebastian schließlich.
    Sie lächelte. “Ja. Aber ich hätte meine Schrittfolge verpasst, wenn er mir nicht geholfen hätte.”
    “Dieser Tanz ist ganz anders.”
    “Aber auch angenehm.”
    “Ja.”
    Sie machten ein paar Schritte nach vorne, wieder zurück und dann wieder nach vorne.
    “Zu Hause macht mir das Tanzen mehr Freude als bei Hofe”, sagte sie plötzlich, und Sebastian wertete es in seiner Vorgehensweise als Erfolg, dass sie von sich aus sprach, anstatt seine Fragen abzuwarten.
    Dennoch überraschte die Bemerkung ihn. Am Hof war sie von Bewunderern umringt gewesen. Obgleich keiner dieser Speichellecker in seinen Augen ihrer würdig gewesen war, schien es ihm, dass ihr die Aufmerksamkeiten der Höflinge dennoch gefallen hatte. “Wie kommt das?”
    Sie seufzte und runzelte kaum merklich die Stirn. “Da ich zu Hause nicht so auf der Hut zu sein brauche. Wenn die Männer bei Hofe einer Frau schmeicheln, dienen die süßen Worte größtenteils Ränken, um der Dame im Nachhinein einen schlechten Dienst zu erweisen.” Sie warf ihm einen flüchtigen Blick zu. “Du magst mir schmeicheln, Sebastian, und ich mag nach Gründen dafür suchen, aber ich denke nicht, dass du mich zu verletzen suchst.”
    “Gleichwohl sehe ich, dass du zweifelst.”
    Sie lachte, doch ihr Lachen klang misstrauisch und belustigt zugleich. “Ich wundere mich immer noch über deine Liebenswürdigkeit. Doch ich frage mich, wann sie wohl endet und welche Ziele du verfolgst.”
    “Bin ich so unfreundlich gewesen?”
    “Ja.”
    Er stolperte beinahe bei dieser Offenheit.
    “Du hast mich gefragt, Sebastian. Ich hätte es sonst nie gesagt.”
    “Seit meiner Ankunft in Wednesfield bin ich nicht unfreundlich gewesen.” Das war alles, was er sagen konnte.
    “Nein, nein, das bist du nicht.”
    Ohne zu antworten, ließ er sich mit ihr von der Musik durch die Halle leiten und versuchte aufzunehmen, was sie gesagt hatte. Bei jeder anderen Frau hätte er Offenheit als nachlassende Verteidigung gedeutet, als erstes Anzeichen, dass die Mauern einstürzten. Bei Beatrice konnte er sich hingegen nicht so sicher sein.
    Wenn du mir die Bemerkung gestattest, ich glaube nicht, dass wir uns wirklich kennen.
    Wieder schien er ihre Stimme zu hören, die am Flussufer nüchtern und beinahe traurig zu ihm gesprochen hatte. Jeder Tag, den er mit ihr verbrachte, bestätigte, dass sie Recht behalten hatte. Sie war ihm ein Rätsel und blieb unzugänglich, obwohl sie sich seit so vielen Jahren kannten. Würde er sie jemals wirklich kennen? Er sah sich nicht in

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