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Die Burg der flammenden Herzen

Die Burg der flammenden Herzen

Titel: Die Burg der flammenden Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katy Cooper
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erzitterte.
    “Conyers stellte mir nach”, sagte sie. Die nachfolgenden Worte musste sie sich sichtlich abringen. “Du nicht.”
    Das war nur ein Teil der Wahrheit. Sie hatte sich von Conyers berühren und küssen lassen, da er sie offenkundig begehrt hatte. Und sie hatte das Gefühl gebraucht, begehrt zu werden. Hatte Sebastian sie ebenfalls begehrt? Wenn ja, so hatte er es nicht erkennen lassen.
    “
Ich
hätte es sein müssen, Bea”, entgegnete Sebastian. Der Klang seiner Stimme verriet Schmerz; es war nicht zu überhören.
Oh, Sebastian.
    “Hätte ich dich verfolgen und mich dir anbieten sollen?” fragte sie. “Was auch immer du denken magst, ich bin keine Dirne.”
    “Du hast dich Conyers angeboten. Wenn du es schon tun musstest, warum hast du dann nicht mich genommen?”
    “Ich habe mich Conyers nicht angeboten. Er kam zu mir.”
    “Das beantwortet nicht meine Frage, Bea. Warum
er?”
    “Da er mich begehrte.” Wie entehrend das klang, als es offen ausgesprochen wurde. Wenn Sebastian sie nun aufs Neue für flatterhaft und lüstern hielt, könnte sie es ihm kaum verübeln.
    “Ich glaube dir nicht.”
    “Ob du mir nun glaubst oder nicht, ich habe dir die Wahrheit gesagt. Sir George war der einzige Mann, den ich kannte, der bei mir liegen wollte.”
    “Abgesehen von Lord Manners.”
    “Nein.” Die Kehle schnürte sich ihr zu, und sie rang nach Worten. “Lord Manners fand mich …” Sie konnte es nicht aussprechen. Dann ballte sie die Hände zu Fäusten, bis ihre Nägel sich in die Handflächen bohrten, und holte tief Luft. “Er hat mich nicht begehrt.”
    Sebastian starrte sie an und schüttelte den Kopf. “Er war ein alter Mann. Wenn er keine Erregung zeigte, so lag es bestimmt nicht an mangelndem Begehren. Du hast das falsch gedeutet.”
    Falsch gedeutet? Thomas’ Meinung hatte sie gar nicht falsch deuten können. Da Sebastian ihr weiterhin beharrlich keinen Glauben schenken wollte, wurde sie ungeduldig. “Er sagte mir, dass ich ihn anwidere.”
    Bei diesen Worten gab etwas in ihr nach, und sie wurde von Schmerz und Scham erfasst, als sie an die unselige Zeit zurückdachte. Rasch wandte sie sich ab, ging auf die andere Seite des Raumes und drückte die Stirn gegen die kühle, raue Steinmauer. Thomas war gleich beim ersten Mal schlecht geworden, als er bei ihr liegen wollte. Er hatte seine kalte Hand auf ihre Brust gelegt und war dann zu dem Topf in der Ecke des Gemachs geeilt, da er sich übergeben musste. Nachdem er seinen Magen geleert hatte, hatte er ihr befohlen, sich zu bedecken. Entsetzt und verwirrt hatte sie gezögert – und war dafür geschlagen worden.
    Sie kniff die Augen fester zusammen, um die Erinnerungen fern zu halten, und fragte sich, ob sie immer wieder von diesen Bildern heimgesucht würde.
    “Was hast du getan?” fragte Sebastian mit rauer Stimme.
    “Du warst auf der Hochzeit. Gewiss hast du gesehen, wie wir das Bett im Schlafgemach aufsuchten.” Was hatte sie getan, dass Thomas sie derart abstoßend fand? Sie wusste es immer noch nicht; sie hatte sogar Angst gehabt, George Conyers anzuwidern. Mit keinem Wort war er in der Lage gewesen, ihr diese Angst zu nehmen.
    “Nein”, erwiderte Sebastian. “Als er sagte, du würdest ihn anwidern – was hast du da getan?”
    Getan? Nach diesem Schlag ins Gesicht hatte sie nicht gewagt, sich zu rühren. Wie gelähmt hatte sie sich die brennende Wange gehalten, da sie so entsetzt gewesen war. Verschreckt hatte sie auf den fremden, alten Mann gestarrt, mit dem sie vermählt worden war.
    “Was sollte ich tun? Er war mein Gemahl. Ich konnte es nicht wieder gutmachen.”
    “Hast du dich nicht bemüht, ihm zu gefallen?”
    “Er war mein Gemahl und Herr. Warum sollte ich mich nicht bemüht haben, ihm zu gefallen? Und doch habe ich versagt. Ich habe versagt, Sebastian.” Und selbst ihre Schönheit und ihre Fähigkeit, das Verlangen eines Mannes zu wecken, hatten sich als wertlos erwiesen.
    Schritte kamen näher, und dann spürte sie Finger in ihrem Haar, die langsam über ihren Nacken strichen.
    “Weine nicht, Bea.”
    “Ich weine nicht.”
    Seine Finger liebkosten ihren Nacken und ihre Schultern, glitten sanft und beruhigend über ihre Haut und boten ihr mehr Trost, als es eine Umarmung vermochte. Sebastian beschützte sie, denn er stand zwischen ihr und dem leeren Raum und der Welt, die dahinter lag. Er schützte sie vor ihren eigenen Erinnerungen, während seine Finger ihre verspannten Schultern lockerten. Als sie sich bei

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