Die Burg der flammenden Herzen
seinen Berührungen entspannte, änderten sich die Empfindungen ihres Leibes – Hitze breitete sich unter ihrer Haut aus, Verlangen regte sich. Selbst in ihrer Verzweiflung vermochte sie nicht, ihm zu widerstehen.
“Manners war ein Narr. Wieso hat er dich bloß nicht begehren können?” Seine Hände strichen weiter über ihre Haut. Sie wollte sich an ihn lehnen – sich von ihm lösen. Sie hatte keinen Willen mehr und war nur noch in der Lage, seine Berührungen still in sich aufzunehmen. Ihre Augen schlossen sich, als er sie zärtlich streichelte. “Bea”, murmelte er, und dann spürte sie seinen warmen Mund auf ihrer Schulter. Sie seufzte, und sein Mund berührte sanft ihren schlanken Hals. “Bea, bitte. Ich begehre dich so sehr, dass es bereits schmerzt. Verweigere dich mir nicht.”
Sie öffnete die Augen. “Du wirst mich verachten”, wisperte sie. Ihre Stimme und ihr Wille waren schwach.
“Das werde ich nicht, ich schwöre es.” Seine Lippen strichen über ihr Ohr; sie schloss die Augen, machtlos. “Lehne mich nicht ab.”
“Michaelis …” Es hatte mit Michaelis zu tun …
“Ich kann nicht länger warten.” Seine Arme legten sich um sie, zogen sie eng an sich und wiegten sie hin und her. “Quäl mich nicht.”
“Sebastian …” Ihr Wille gab nach, ihr Widerstand brach. Sie begehrte ihn so sehr, dass ihr Tränen aus den Augen liefen, so langsam wie Honigtropfen.
“Sag Ja, Bea, ich bitte dich. Wir sind so gut wie verheiratet. Es ist keine Sünde.”
“Ich kann nicht …”
“Bitte.” Sein Flüstern war wie ein hartes Raunen an ihrem Ohr, und wieder schwang der Schmerz in seinem Tonfall mit.
Verlangen umgab sie, erfüllte sie. Dem Ansturm von Begierde und Sehnsucht konnte sie nicht widerstehen. Sie nickte.
Seine Arme spannten sich. “Ich werde heute Nacht zu dir kommen.”
“Warte …”
Er drehte sie um, umschloss ihr Gesicht und küsste sie leidenschaftlich. “Ich kann nicht, Bea. Verlange es nicht von mir.”
“Versprich mir etwas.” Sie schien sich ganz in ihm zu verlieren.
“Alles, was du willst.”
“Versprich mir, dass du mich danach nicht beschimpfen wirst.”
“Ich verspreche es. Es gibt keine Sünde.”
“Dann komm.”
“Liebes”, raunte er und zog sie in seine Arme.
Sein Mund war heißer und fordernder als zuvor; sie erwiderte seinen Kuss, als hätte sie seit langer Zeit auf nichts anderes gewartet. Seine Arme legten sich hart um ihren Leib, seine Schenkel drückten unnachgiebig gegen ihre. Da die Selbstbeherrschung endlich von ihr abfiel, brannte sich ihr Verlangen nach ihm bis in ihr Innerstes, und sie wusste, warum sie sich einst für George Conyers und nicht für ihn entschieden hatte. Niemals hätte sie sich Sebastian verweigern können; sie hätte bei ihm gelegen, ohne auch nur an die Gefahren zu denken. Sie fuhr ihm mit den Fingern durch sein dichtes, seidiges Haar. Sebastian unterbrach den Kuss, sein Atem drang stoßweise an ihr Ohr.
“Sebastian”, flüsterte sie. Ihr Mund lag auf seinem Hals, sein Pulsschlag pochte rasch und hart gegen ihre Lippen. Oder spürte sie bloß ihren Puls? “Oh, Sebastian.”
“Wenn wir jetzt nicht einhalten, gibt es kein Zurück mehr”, brachte er mühsam hervor. “Ich muss gehen. Ich muss dich immerzu berühren, wenn du in meiner Nähe bist.” Seine Stimme zitterte leicht, als ob gerade dieser Kuss und kein anderer ihn seiner Fassung beraubt hätte.
“Dann geh”, sagte sie weich. Bleib, dachte sie, verlass mich nicht. Doch er musste gehen, sie wusste es. Beatrice sah zu, wie er die obere Turmstube verließ.
Einen Moment später hörte sie, dass die Tür knarrte und zugeschlagen wurde. Sie war allein, ihrer Sinne beraubt, ängstlich und belebt.
Der Gedanke an Sebastians feurigen und fordernden Mund sandte eine heiße Welle über ihre Haut, die brennend und lieblich zugleich war. Eine Stimme in ihr rief:
Das ist Irrsinn!
Es war Irrsinn, aber sie konnte ihm nicht abschwören. Etwas in ihr trieb sie in Sebastians Arme und machte es ihr unmöglich, sich ihm zu verweigern. Vielleicht war dies das Werk des Teufels, aber würde der Teufel sie dazu anhalten, bei ihrem Gemahl zu liegen?
Sie war eine Närrin, aber das konnte sie nicht ändern. Das Verlangen nach Sebastian und die Gewissheit, dass sie vor Gott verheiratet waren, hatten sich verschworen, um sie zu schwächen und ihren Widerstand zu brechen. Hätte sie die Kraft dazu, würde sie sich Sebastian verweigern.
Doch sie hatte keine Kraft.
Sebastian
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