Die Burg der flammenden Herzen
erwiderte John. Er nahm die Schwertscheide, die an der Wand lehnte und schob die Klinge hinein. “Mein Schwert hat mich ernährt.”
“Du hast anderen deine Schwertdienste angeboten?” fragte Sebastian. Sein Tonfall war sonderbar, als ob er zwischen Bewunderung und Missfallen schwankte.
“Ich wollte nicht verhungern”, erklärte John und reichte dem Freund die andere Schwertscheide.
Sebastian schüttelte den Kopf. “Wie konntest du Wednesfield nur verlassen?”
“Damals ist es mir leicht gefallen.” John trocknete die Stirn mit seinem Ärmel. “Das ist alles, was ich dazu sagen möchte.” Mit einem Lächeln wandte er sich Beatrice zu. “Lasst uns in den Garten gehen, wo die Düfte angenehmer sind.”
Beatrice warf Sebastian einen Blick zu. Mit unbeweglicher Miene starrte er sie an, als könne er durch all die Kleider hindurch bis auf ihre Haut sehen. Verlangen erfasste sie erneut, die heftigste Woge, die sie an diesem Morgen verspürt hatte. Wie sollte sie das bis zur Vermählung ertragen, wenn sie sich bereits nach einer Liebesnacht so fühlte? Und wenn sie sich ihm nun erneut hingäbe, würde er ihrer dann nicht umso eher überdrüssig? Er hatte gesagt, er wolle ein gutes Einvernehmen, und sie hatte dasselbe eingefordert, doch nun fürchtete sie, dass sie nach mehr verlangte.
“Oder vielleicht möchtest du lieber mit Sebastian allein durch den Garten gehen”, sagte John einfühlsam. “Ich kann ebenso gut meine Gemahlin aufsuchen und mich um sie kümmern.”
Sebastian sah John an. “Ich bin sicher, dass sie deine Nähe sucht.”
Ich nicht,
hing unausgesprochen in der Luft.
John grinste, als ob Sebastian ihn belustigte. “Lass mich dein Schwert mitnehmen. Sollen wir uns morgen früh wieder hier treffen?”
“Das würde mir gefallen”, antwortete Sebastian. Er reichte John das Schwert, hob sein Wams vom Boden auf und wandte sich an Beatrice. “Komm.”
Sie berührten einander nicht, als sie in den Garten gingen, und doch fühlte es sich so an, als streichelte er sie zärtlich, als hielte er sie. Sie nahm den reinen Geruch seines erhitzten Leibes und die anderen unbestimmbaren Düfte in sich auf, die ihn allein ausmachten. Sein Duft hatte sie in der letzten Nacht umfangen, als er sie berührt hatte; da sie ihn nun erneut wahrnahm, erinnerte sie sich lebhaft an alles, was sie im Bett getan hatten. Das dünne Leinenhemd klebte immer noch auf seiner Haut und verbarg nur wenig von seinen kraftvollen Armen und breiten Schultern. Er ging sehr anmutig, mit geschmeidigen und doch kraftvollen Bewegungen, die einem Tanz glichen.
Als sie den Garten betraten, war niemand zu sehen. Beatrice wusste nicht genau, ob die Stille ihr gefiel oder Unbehagen hervorrief. Da nur sie im Garten waren, war sie geneigt, Dinge zu tun, die sie besser für die Nacht aufsparen sollte.
“Du trägst wieder Blau”, sagte Sebastian und nahm ihre Hand.
Beatrice spürte, dass seine Haut ein wenig rau war, als er über ihre Finger strich. “Ich wollte dir gefallen.”
“Das tust du.”
Bei diesen Worten wandte sie sich ihm zu und schaute zu ihm auf. Seine Lippen waren zusammengepresst, als ob er gegen Schmerzen ankämpfte. Sie wollte ihm Trost spenden und zugleich das Verlangen in seinen Augen erwidern. “Sebastian”, flüsterte sie nur, anstatt ihn zu berühren. Sie wusste nicht, was sie genau bezwecken wollte.
“Bea, das ist Irrsinn.”
“Ich weiß.” Sie hätte sich für ihren Ungehorsam entschuldigen müssen, aber sie konnte die Worte nicht finden, wenn er sie in dieser Weise ansah.
Er zog sie enger an sich. Ihr Herz rief
Gefahr!,
und ihr Leib rief
Ja!
Ermutigt von seinem Blick und der Art, wie er sie an sich zog, fuhr sie ihm mit der Hand durch das feuchte Haar. Behutsam zog sie seinen Kopf ein wenig herunter und küsste ihn mit der ganzen Leidenschaft, die sie verspürte. Sebastian erwiderte den Kuss sogleich, ihre Lippen verschmolzen, und seine Arme drückten sie eng an seinen herrlichen, kraftvollen Leib.
Ihr Mund brannte, ihr Herz pochte und heiße Blitze durchzuckten sie tief in ihrem Innern. Er hielt sie fest in seinen starken Armen.
Dann löste er sich von ihr.
“Nein, Bea, nicht weiter.”
Scham durchströmte sie. Sie hatte sich geirrt und ihn falsch verstanden.
Als hätte er ihre Gedanken gelesen, schüttelte Sebastian den Kopf. “Guck nicht so traurig.” Er lachte unsicher. “Es ist nicht dein Fehler, sondern meiner.” Röte stieg ihm ins Gesicht. “Ich kann mich nicht
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