Die Burg der flammenden Herzen
seufzte. “Dennoch, unschicklich oder nicht, er besitzt eine ungewöhnliche Fertigkeit. Und er ist nach England zurückgekehrt, um das Leben eines guten Engländers zu führen. Ich werde nicht über Dinge klagen, die sich nicht mehr richten lassen. Du solltest es auch nicht tun.”
“Das tue ich auch nicht, Sir. Ich bin froh, dass er wieder daheim ist.”
Der Earl schaute weg, seine Augen leuchteten. “Nicht so froh wie ich, Junge, nicht so froh wie ich.”
Ein unbeschwertes, friedvolles Schweigen trat ein. Wie immer, wenn es ein Augenblick der Ruhe zuließ, war Sebastian von Erinnerungen an Beatrice erfüllt: ihr wohliges Stöhnen, wenn sie die Berührungen genoss, ihre Bekundungen, sie habe niemals die Art von Freuden erfahren, die er ihr bereiten konnte. Wie sie lieblich und warm in seinen Armen lag, dass sie sich erneut in Blau gekleidet hatte, als ob sie ihm gefallen wollte. Ihre Haut hatte sich wie das leuchtende Weiß einer Perle von dem dunklen Stoff ihres Gewandes abgehoben; bei diesem Anblick hatte er sich an ihre samtweiche Haut erinnert und sich zurückhalten müssen, sie nicht auf der Stelle in ihr Schlafgemach zu tragen. Seltsamerweise hatte er geglaubt, sie weniger zu begehren, sobald er bei ihr gelegen hatte. Es war ein Irrtum. Zuvor hatte er nicht gewusst, welche lieblichen Reize sie zu bieten hatte; jetzt verzehrte er sich nach ihr, wie es den Trinker nach Wein drängt.
Vergessen geglaubte Gefühle regten sich, Sehnsüchte, die er längst für tot gehalten hatte. Er wollte ihr die Welt zu Füßen legen, ihr Seide und Brokat geben, Juwelen und Gold, die ihre Schönheit noch unterstreichen sollten. Doch er konnte sich nichts davon leisten. Selbst wenn es um seine Finanzen besser stand als zu dem Zeitpunkt, als er sein Erbe angetreten hatte, so wäre er immer noch nicht wohlhabend genug, um all das kaufen zu können, was ihm durch den Kopf ging. Und wenn er reich genug wäre, um für Beatrice diese Kostbarkeiten zu erwerben, würde er es dann tun?
“Ich wünschte, John hätte keine Frau aus dem Ausland geheiratet”, sagte der Earl plötzlich. “Ich fürchte, eines Tages wird Johns halb italienischer Sohn das unrühmliche Erbe seines Onkels Jasper antreten.”
“Gibt es denn Anzeichen, dass Jaspers Frau guter Hoffnung ist?”
“Nein, keine Anzeichen, und ich erwarte es auch nicht.” Der Earl seufzte. “Genug davon.”
“Johns Sohn soll wie ein Engländer erzogen werden”, bot Sebastian an. Lord Wednesfield hatte noch nie so offen mit ihm gesprochen, geschweige denn, seine Sorgen und Bedenken geäußert. Was blieb ihm da anderes übrig, als Trost zu spenden? “Das wird gewiss genügen.”
Der Earl bedachte ihn mit einem durchdringenden Blick, der Sebastian verriet, dass er ihn offenbar erschreckt hatte. Doch plötzlich lächelte Lord Wednesfield. “Einige sagen, ich sei ein Waliser, da ich aus Pembroke stamme”, sagte er, als könne man stolz darauf sein. “Wenn ich englisch genug für den Titel eines Earl bin, so wird mein Enkel es auch sein, woher auch immer seine Mutter stammt. Ich danke dir.”
“Es war mir ein Vergnügen, Sir, obwohl ich nicht weiß, was ich eigentlich getan habe.”
“Du hast mich daran erinnert, auf was es wirklich ankommt, um diesen Besitz verwalten zu können. Du vergeudest hier nur deine Klugheit und solltest noch einmal über meinen Ratschlag nachdenken, ob es nicht besser für dich wäre, an den Hof zurückzukehren, wo ein scharfer Verstand von Nutzen ist.”
“Es ist kostspielig, Sir, und ich bekomme weniger, als ich gezwungen werde auszugeben.”
“Du wirst mein Schwiegersohn sein, und das allein ist schon von Bedeutung. Ich meine es in diesem Punkt ernst, Sebastian. Du könntest mir von Nutzen sein.”
Wie konnte er unter diesen Bedingungen ablehnen? Es würde bedeuten, für längere Zeit von Beatrice getrennt zu sein, denn er wollte sie nicht dem Morast des Hoflebens anvertrauen.
Wenn ich ihrer überdrüssig geworden bin, werde ich gehen,
dachte er.
“Ich werde darüber nachdenken, Sir.”
“Vergiss Beatrice nicht. Die Königin mochte sie sehr, als sie noch in ihren Diensten stand, und wenn sie gemeinsam mit dir zurückkehrt, könnte sie dir eine große Hilfe sein. Du brauchst nur etwas verlauten zu lassen, und schon werde ich euch einträgliche Stellungen verschaffen.”
Er konnte das Angebot des Earl unmöglich offen ablehnen, aber er würde Beatrice’ brüchige Ehre auf keinen Fall aufs Spiel setzen. “Ich ersuche Euch, Beatrice
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