Die Burg der flammenden Herzen
heiraten zu dürfen, bevor ich irgendeine Entscheidung treffe.”
“Nun gut”, sagte der Earl und zeigte sich einverstanden. Er beugte sich vor und ergriff die Feder. “Ich habe noch viel zu tun. Du darfst dich nun entfernen.”
Sebastian erhob sich. “Ja, Sir. Wie lange werde ich voraussichtlich fort sein?”
“Vierzehn Tage, vielleicht länger. Wenn wir schon einmal da sind, wirst du gewiss den Besitz in Augenschein nehmen wollen und deine alten Lehnsmänner wieder treffen. Wir werden ausreichend Zeit haben, um all das zu erledigen.”
Alles, was der Earl sagte, machte Sinn, doch Sebastian sank das Herz. Sosehr er sich auch einst gewünscht hatte, Herron wiederzusehen, so konnte er Beatrice nicht lange allein lassen. Ein Kind wünscht sich, dass die Dinge sich ändern, dachte er. Ein Mann indes beugt sich den Umständen.
Als sie an diesem Abend nach der Mahlzeit in der Halle zu einer langsamen und getragenen Pavane tanzten, erzählte Sebastian Beatrice von dem Vorhaben, nach Herron zu reiten. “Wir brechen in der Dämmerung auf.”
“Morgen?” flüsterte Beatrice. Ein düsterer Blick huschte über ihr Gesicht und brachte sie für einen Moment aus der Fassung. “Warum so bald?”
“Je eher wir reiten, desto schneller wird sich der Streit auf Herron beilegen lassen. Das meinte zumindest dein Vater. Ich denke, er hat Recht, Bea.”
“Wirst du heute Nacht kommen?” fragte sie.
“Nichts könnte mich davon abhalten.”
Sie warf ihm einen Blick zu, als der Tanz ihre Schritte durch die Halle lenkte. “Ich hätte nicht gedacht, dass ich mich jemals so verhalten würde”, meinte sie im Flüsterton.
“Wie verhalten?”
“Dass ich dich heimlich in meinem Bett willkommen heiße.”
Heimlich einen Mann in ihrem Bett willkommen zu heißen, war genau die Sünde, die er ihr angelastet hatte. Ihre Worte drohten diesen alten Zorn zu wecken, doch dazu kam es nicht; trotz ihrer früheren Fehler war sie weder lüstern noch leichtfertig. Sie teilte mit ihm das Bett, da sie glaubte, vor Gott vermählt zu sein, und das war auch seine Ansicht.
Plötzlich machte er sich die Tragweite seiner Gedanken bewusst – was es auch immer mit jenem Gelübde auf sich hatte, das vor so langer Zeit abgelegt worden war, sie
waren
miteinander verbunden. Durch das feierliche Verlöbnis in Gegenwart von John im Turm von Coleville House und durch das Liebesspiel der vergangenen Nacht waren sie so untrennbar aneinander gebunden, als hätten sie sich vor einem Geistlichen die Treue geschworen. Etwas in seiner Brust kam zur Ruhe, als habe sich die Welt, die beinahe aus dem Gleichgewicht geraten wäre, wieder von allein gefangen. Sebastian war nicht gewillt, über die Folgen dieser Empfindung nachzudenken, und ließ sich und Beatrice von dem Tanz forttragen.
Als Sebastian in Beatrice’ Kammer schlich, waren die Bettvorhänge offen und zeigten Beatrice, die sich in goldenen und weißen Farben von den Kissen abhob. Wie in der Nacht zuvor blies er seine Kerze aus und stellte sie auf das kleine Ecktischchen. Als er sein Wams öffnete, war er sich der eigenen Anspannung bewusst, wollte sich indes das Vergnügen nicht entgehen lassen, Beatrice zu verführen. Sie würde sich ihm gewiss nicht verweigern, da sie willentlich bekundet hatte, ihn zu treffen. Er warf ihr über die Schulter einen Blick zu; sie beobachtete ihn, doch ihr Gesichtsausdruck war auf die Entfernung und bei dem schwachen Licht kaum auszumachen.
Rasch legte er das Wams ab, kam an ihr Bett und beugte sich hinab, um sie zu küssen. Schon bei der ersten zärtlichen Berührung öffnete sie die Lippen und vertiefte den Kuss. Befreit durch diese zarte Berührung, regte sich das Verlangen in ihm und blendete alle anderen Wahrnehmungen aus. Er zog Beatrice in seine Arme, presste sie eng an sich, fuhr ihr mit einer Hand durchs Haar und drückte mit der anderen ihre Hüfte gegen seine.
Sie schmiegte sich eng an ihn und schlang die Arme um seinen Hals – ihr Mund schien zu glühen, ihr Kuss brachte ihn beinahe um den Verstand. Sein Bein schob sich zwischen ihre Schenkel, während sie die Beine um seine Taille schlang. Beatrice bewegte sich unter ihm, versengte seinen Hals mit fordernden Küssen. Ihr Atem war rau und schnell an seinem Ohr, und ihre Begierde überwältigte sie. Wenn er sie jetzt nicht haben könnte, würde es ihn umbringen; sein Verlangen war zu groß, um es noch einen Moment länger bändigen zu können. Er entledigte sich der Beinkleider und versank in
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