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Die Burg der Könige

Die Burg der Könige

Titel: Die Burg der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Pötzsch
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nichts daran, dass du dich jetzt auf der Stelle bei der Dame entschuldigst.«
    Der Landsknecht lachte dreckig, dann zog er plötzlich sein Schwert und stürzte sich mit einem Aufschrei auf den zierlichen Mann, den er um mehr als einen Kopf überragte.
    »Du windiger …«
    Weiter kam er nicht, denn der Barde war verblüffend schnell einen Schritt zur Seite getreten. Als der Soldat an ihm vorbeirauschte, stellte er ihm ein Bein, so dass der Bursche fluchend auf dem von Moos glitschigen Felsen ausrutschte und stürzte.
    »Lass dir das eine Warnung sein«, sagte der Barde. »Und jetzt sprich endlich die Entschuldigung, und wir wollen die Sache auf sich beruhen lassen.«
    Doch der Landsknecht dachte gar nicht daran, sich zu entschuldigen. Er fuhr hoch und warf sich schreiend und mit erhobener Klinge auf seinen Gegner. Mit stoischer Miene wartete dieser ab, erst im letzten Moment hob er den Degen, führte das Schwert des anderen damit nach unten und trat unvermittelt zur Seite. Verdutzt taumelte der Landsknecht ein zweites Mal ins Leere. Doch diesmal war er geschickter. Er stürzte nicht, sondern fuhr mit einem Triumphschrei herum – nur um die Spitze des Degens plötzlich an seiner Kehle zu spüren. Entsetzt erstarrte er, die Spitze bohrte sich ein winziges Stück in seine Haut, so dass ein paar Blutstropfen am Hals herabrannen.
    »Die Entschuldigung«, flüsterte der Barde. Seine Stimme war ebenso leise wie bestimmt. »Ich warte.«
    »Ent… entschuldigung«, murmelte der andere.
    »Lauter. Ich glaube kaum, dass die Dame dein Gestammel gehört hat.«
    »Entschuldigung.«
    »Es muss heißen: Entschuldigung, holde Maid.«
    Der Landsknecht verdrehte die Augen, seine Kameraden verharrten mit halb gezogenen Waffen auf dem Felsen. Keiner wagte, sich zu rühren. Auch Agnes nicht.
    Endlich, nach einer gefühlten Ewigkeit, murmelte der Soldat die erlösenden Worte.
    »Entschuldigung, hol… holde Maid.«
    Noch immer mit ausgestreckter Klinge in der Hand wandte sich der zierlich gewachsene Mann an Agnes. »Wollt Ihr die Entschuldigung annehmen?«
    Als Agnes nickte, breitete sich ein bubenhaftes Lächeln auf seinem Gesicht aus. Langsam ließ er den Degen sinken. »Na also, war doch gar nicht so schlimm«, sagte er in Richtung des Landsknechts, der noch immer schweißgebadet vor ihm stand. Eben wollten seine Kameraden die Waffen blankziehen, doch der Barde hob befehlsgewohnt die Hand.
    »Es ist genug. Keiner hat sein Gesicht verloren. Dieser Mann hat sich entschuldigt, und damit ist es gut.« Seine Stimme bekam plötzlich etwas Drohendes, das so gar nicht zu dem Lächeln in seinem Gesicht passen wollte. »Oder wollt ihr etwa einen Ritter und Edelmann angreifen und dafür alle am Galgen landen? Noch dazu einen, der unter dem persönlichen Schutz des Grafen steht? Wollt ihr wirklich schon heute Abend mit herausgestreckter blauer Zunge dort drüben an den Eichen baumeln und euch in eure geschlitzten Hosen pissen? Sagt, ist es das wirklich wert?«
    Als er keine Antwort bekam, steckte er den Degen zurück in die Scheide und griff nach seiner elfenbeinverzierten Laute, die noch immer auf dem Felsen lag. Galant reichte er Agnes den anderen Arm. »Ich glaube, die Herrschaften haben genug vom Musizieren. Lasst uns diesen Ort verlassen, Jungfer. Gern singe ich an anderer Stelle für Euch ein Minnelied.«
    Agnes lächelte und ließ sich willenlos abführen. Die ganze Situation war so unwirklich gewesen wie einer ihrer Träume. Erst jetzt fühlte sie sich wieder in der Lage, etwas zu sagen.
    »Das war sehr gefährlich«, sagte sie leise, während sie gemeinsam hinüber zum Burgtor schritten. »Ein falsches Wort, und die Männer hätten Euch angegriffen.«
    Der Barde grinste. »Seht Ihr, das ist es eben. Man muss seine Worte nur klug genug wählen, dann vermeidet man unnötige Kämpfe. Worte und Lieder sind die stärksten Waffen.« Er stutzte und langte sich an die Stirn. »Wie unhöflich von mir! Bei all diesem Treiben habe ich ganz vergessen, mich vorzustellen.« Er zog sein Barett und verbeugte sich tief, so dass ihm seine roten Haare in die Stirn fielen. »Gestatten, Melchior von Tanningen. Seines Zeichens Ritter der Burg derer von Tanningen im schönen Franken und derzeit fahrender Barde.«
    Agnes konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Der kleine Mann vor ihr war ebenso komisch wie anrührend. Im Kampf allerdings war er ein gefährlicher Gegner gewesen.
    »Ich wusste gar nicht, dass es noch Barden gibt«, erwiderte sie. »Ich

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