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Die Burg der Könige

Die Burg der Könige

Titel: Die Burg der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Pötzsch
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Verfluchte Schinder! Dass es einmal so weit kommt, dass ich denen meine eigene Tochter …« Er brach ab und schüttelte den Kopf. »Aber was soll’s. Es geht schließlich um den Trifels.«
    Er erkundigte sich nach dem Tuchhändler Jakob Gutknecht, dann klopfte er energisch an eine der Türen. Als keine Antwort kam, trat Erfenstein kurz entschlossen ein. Schon kurz darauf kehrte er zu Agnes zurück.
    »Was ist?«, fragte sie erstaunt. »Ist es das falsche Zimmer?«
    »Wir … wir sollen warten«, brachte Erfenstein zwischen den Zähnen hervor. »Gutknecht hat noch einige Kunden, die offenbar wichtiger sind als wir.«
    Sie warteten über eine Stunde, während ihr Vater wie ein gefangenes Raubtier vor der Tür hin und her marschierte. Es tat Agnes leid, ihn so zu sehen. Es musste für den Trifelser Burgvogt eine unglaubliche Erniedrigung sein, wie ein gewöhnlicher Bittsteller behandelt zu werden.
    Endlich bat man sie herein. Der Händler Jakob Gutknecht saß an einem klobigen Tisch, der über und über mit Papieren, Pergamentrollen und prallen Münzbeuteln bedeckt war. Soeben ließ er klirrend einige Gulden auf eine Waage fallen und prüfte das Gewicht, von seinen Gästen hatte er bislang noch keine Notiz genommen. Erst als sich Erfenstein mehrmals räusperte, blickte der Patrizier mit gespielter Überraschung auf.
    »Ach, der Trifelser Burgvogt«, sagte er mit gelangweilter Stimme, »ich hatte Euch früher erwartet. Nun, sei’s drum.« Stirnrunzelnd wandte er sich Agnes zu. »Und das ist wohl jener Augenschmaus, den Ihr mir in Euren Briefen bereits vollmundig angekündigt habt.«
    Agnes rang sich ein dünnes Lächeln ab und machte einen Knicks. Sie konnte nur hoffen, dass Gutknechts Sohn mehr nach seiner Mutter kam. Der Händler war fett und bleich, das Barett saß auf seinem Kopf wie ein schwarzer Pickel. Über dicken Tränensäcken standen zwei kleine rote Schweins­äuglein, die sie musterten und dabei ständig hin und her huschten. Agnes kam sich vor wie auf einem Viehmarkt.
    »Wie alt seid Ihr, wenn ich fragen darf?«, erkundigte sich Gutknecht, während er weiter seine Münzen wog. Noch immer hatte er seinen Gästen keinen Sitzplatz angeboten.
    »Nächsten Monat werden es siebzehn Jahre«, antwortete ihr Vater an ihrer statt und ließ sich auf den winzigen Schemel fallen, der vor dem Tisch des Händlers stand. »Agnes ist ein aufgewecktes Kind. Klug, belesen, sie kann rechnen und schreiben …«
    Der Händler winkte ab. »Wenn ich einen Schreiber bräuchte, hättet Ihr Euch den Besuch ersparen können. Das Lesen von Bilanzen übernehmen mein Sohn und ich, mehr ist nicht nötig. Viel wichtiger ist mir, dass das Weib sittsam ist, schweigsam und nicht so streitsüchtig wie meine eigene Gattin.« Er seufzte. »Leider habe ich bei meiner Heirat auf derlei nicht ausreichend geachtet.« Gutknechts Blick bekam etwas Argwöhnisches, während er Agnes noch immer betrachtete. »Wie kommt es, dass sie noch nicht verlobt ist, hä? Immerhin ist sie von edlem Geblüt. Ich habe mich erkundigt. Die Erfensteins sind ein altes Geschlecht. So ein Adelstitel würde sich in der Tat gut in unserer Familie machen. Also, woran liegt’s? Ist sie krank? Hinkt sie? Nun redet schon, Erfenstein, bevor ich ungeduldig werde!«
    »Es hat sich einfach noch nicht der Richtige gefunden«, erwiderte Agnes kühl. »Und wir werden erst sehen, ob Euer Sohn der Richtige ist.« Sie straffte sich und sah den Händler herausfordernd an. »Dafür wäre es schön, ihn zunächst einmal kennenzulernen. Oder hat er mir heute die Bekanntschaft einer anderen Dame vorgezogen? Wie man hört, ist er ja nicht sehr wählerisch.«
    Eine Weile sagte keiner etwas. Schließlich begann der Händler meckernd zu lachen. »Nun weiß ich, was Eure Tochter hat, Erfenstein!«, krähte er. »Ein vorlautes Maul, das hat sie! Kein Wunder, dass die Freier bislang Reißaus genommen haben.«
    »So … so ist es nicht«, murmelte der Burgvogt, während er seiner Tochter einen wütenden Blick zuwarf. »Ich gebe zu, Agnes hat ihren eigenen Kopf, aber …«
    »Ja, ja, besitzt Beinlinge und geht mit einem Falken auf die Jagd, was man so hört«, unterbrach ihn Jakob Gutknecht. Er grinste, als er Erfensteins verdutzte Miene sah. »Natürlich habe ich selbst Erkundigungen eingezogen, Herr Vogt. Man kauft doch nicht die Katze im Sack. Und bevor ich meinen Sohn frage, mache ich mir lieber erst mal selbst ein Bild.« Er zog die Augenbrauen hoch. »Ich weiß allerdings nicht, ob mir dieses

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