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Die Burg der Könige

Die Burg der Könige

Titel: Die Burg der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Pötzsch
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war.
    Als Mathis sie so klein dort oben hinter den Zinnen sah, spürte er sein Herz mit einem Mal schwer werden. Sie hatten gestern Abend noch lange miteinander geredet, und er hatte versucht, vor ihr keine Angst zu zeigen. Trotzdem wusste er, dass der Feldzug äußerst gefährlich war – auch für ihn, den neuen Geschützmeister. Er wäre nicht der Erste seiner Zunft, der samt seiner Feuerrohre in die Luft flog. Vor allem, weil er die meisten der neu gegossenen oder reparierten Waffen mangels Zeitnot nicht mehr hatte ausprobieren können. In der letzten Nacht hatte Mathis deshalb kaum geschlafen.
    »Wollen nur hoffen, dass der feine Herr Graf jetzt keinen Rückzieher macht«, knurrte Philipp von Erfenstein von seinem Pferd herab. »Es war ausgemacht, bei Morgengrauen aufzubrechen, und jetzt steht die Sonne schon weit über den Wäldern.«
    »Zuzutrauen wär’s dem Gecken«, brummte Ulrich Reichhart und nestelte nervös am Verschluss seines verbeulten Helms. »Groß tönen und dann den Schwanz einziehen. Nun, was soll’s. Dann blasen wir dem Schwarzen Hans eben allein das Licht aus.«
    Mathis mochte gar nicht daran denken, was geschehen würde, wenn Graf Friedrich von Scharfeneck sie wirklich im Stich ließ. Mit ihrem winzigen Haufen wären sie nicht mal in der Lage, die Feuerrohre zur Ramburg zu bringen, geschweige denn zu kämpfen. Doch in diesem Augenblick erklang von der Nachbarburg ein Hornsignal, und gleich dar­auf war das Getrappel von Pferden zu hören. Schon bald tauchte aus dem Bergwald eine bunte Schar Landsknechte auf. Es waren drei Dutzend Mann, von denen etwa zwölf beritten waren. Alle trugen leichte Schwerter, Hellebarden und Spieße. Auf einem Karren, der von zwei Eseln gezogen wurde, befanden sich zudem Haspel, Bretter und Werkzeuge, wie sie zum Bau von Schanzen benötigt wurden. An der Spitze der lautstark grölenden Truppe trabte der junge Graf auf einem Rappen mit silbern funkelndem Zaumzeug. Friedrich von Scharfeneck hatte als Einziger einen leichten Brustharnisch, Bein- und Brustschienen umgeschnallt. Er wirkte weitaus beweglicher als der Burgvogt in seiner schweren Prunkrüstung.
    »Ich dachte schon, Ihr kommt nicht mehr!«, rief ihm Erfenstein barsch entgegen.
    Der Graf lächelte gelassen und ließ seinen Blick über die winzige Gruppe Trifelser Bauern und Burgmannen schweifen. »Ihr hättet ja schon vorauseilen können«, erwiderte er. »Wir hätten Euch sicherlich schon bald eingeholt.« Dann fiel sein Blick auf Mathis. »Ah, der junge Geschützmeister! Nun wird sich bald zeigen, ob Euer großes Feuerrohr auch im Kampf zu etwas taugt. Zur Not können wir immer noch eine Glocke davon gießen und für Wertingens Seelenheil beten.«
    Die Söldner lachten, und Mathis spürte, wie er rot anlief.
    Höchstens deine Totenglocke werd ich davon gießen , dachte er. Eingebildeter Schnösel!
    Zwischen den Männern Scharfenecks erkannte Mathis jetzt auch den zierlichen Barden, von dem Agnes ihm bereits mehrmals erzählt hatte. Die Tracht des Sängers war beinahe noch bunter als die der Landsknechte; die roten Federn auf seinem Barett flatterten im Wind, über die Schulter hatte er seine Laute geschnallt. Unwillkürlich musste Mathis schmunzeln. Der eher kleingewachsene Mann wirkte genauso drollig, wie Agnes ihn beschrieben hatte. Man konnte sich kaum vorstellen, dass er wirklich einen der stämmigen Söldner im Zweikampf besiegt hatte.
    Der Graf brüllte einige Befehle, und die Landsknechte postierten sich um den Wagentross. Eben wollte Philipp von Erfenstein das Zeichen zum Aufbruch geben, als eine Gestalt über die frisch abgeernteten Schlossäcker auf sie zueilte. An den wehenden Haaren erkannte Mathis schon bald, dass es Agnes war.
    »Hab ich dir nicht gesagt, du sollst oben bleiben!«, herrschte der Burgvogt sie an.
    »Ich werd den Männern wohl noch Glück im Kampf wünschen dürfen«, erwiderte sie außer Atem, nachdem sie bei ihnen angelangt war. Sie ging auf Mathis zu und drückte ihm die Hand. Er spürte einen winzigen Gegenstand darin.
    »Es … es ist nichts Besonderes«, sagte sie leise. »Nur ein Medaillon, das ich aus Nussholz geschnitzt habe. Es soll dir Glück bringen.«
    Er nickte und steckte das Kleinod ungesehen in seine Tasche.
    »Es tut immer gut, vor dem Kampf eine schöne Frau zu sehen«, ertönte nun die laute Stimme des Grafen zu ihnen herüber. »Aber ich gebe Eurem Vater recht, Jungfer. Dies hier ist wahrlich nicht der richtige Umgang für Euch.«
    »Keine Sorge, ich bin

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