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Die Burg der Könige

Die Burg der Könige

Titel: Die Burg der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Pötzsch
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Knarren zu hören.
    »Wer ist da?«, murmelte sie verschlafen.
    »Ich bin’s nur, Margarethe«, meldete sich ihre Zofe. »Darf ich reinkommen?«
    Ohne auf eine Antwort zu warten, trat Margarethe in die Kammer. Sie hatte wieder das schöne weiße Leinenkleid mit den Pelzborten an, das Agnes schon auf der Beerdigung Martin von Heidelsheims aufgefallen war. Ihr Haar war frisch gekämmt, darin trug sie eine silberne Spange. Mit erwartungsvollen Augen blickte sie ihre Herrin an.
    »Was ist denn?«, fragte Agnes.
    »Ich … ich wollte nur wissen, ob Ihr mich heute braucht.« Margarethe machte einen Knicks. »Ich würde nämlich sonst runter nach Annweiler gehen.«
    »Und wen dort treffen?«, erkundigte sich Agnes lächelnd. Sie setzte sich im Bett auf und rieb sich die Augen.
    Margarethe sah sie trotzig an. »Es ist Markttag, ich muss ohnehin ein paar Erledigungen machen.«
    »Ein paar Erledigungen. So, so …«
    Agnes streckte sich, dann ließ sie sich von Margarethe Hemd und Beinlinge aus der Truhe reichen. Noch immer spukten ihr der Traum und die nächtliche Begegnung mit Pater Tristan durch den Kopf. Noch bis weit nach Sonnenaufgang hatte sie gegrübelt, warum er sie angelogen hatte.
    Weshalb war er in der Nacht draußen gewesen?
    Agnes dachte an die aufrührerischen Schriften im Geheimfach der Bibliothek. Vielleicht traf sich Pater Tristan ja heimlich mit den vagabundierenden Rebellen, die sich in den Wäldern sammelten. Etwa mit dem Schäfer-Jockel? Oder es hatte etwas mit dem Feldzug ihres Vaters zu tun? Beim Gedanken an ihn und Mathis wurde sie unruhig. Auch deshalb hatte sie beschlossen, den Rat des Mönchs anzunehmen und mit Parcival in die Wälder zu gehen. Sie wollte sich ein wenig ab­lenken.
    »Darf ich nun hinunter in die Stadt?«
    Die bettelnde Stimme ihrer Zofe riss sie aus ihren Gedanken. Ungeduldig hielt ihr Margarethe die Lederschuhe hin. Agnes schüttelte sich, dann betrachtete sie wohlwollend das vornehme Kleid ihrer Zofe.
    »Muss ja ein reicher Verehrer sein, wenn er dir ein so prächtiges Kleidungsstück kaufen kann«, sagte sie amüsiert. »Ist es der gleiche, der dir damals nach Ostern das Geschmeide geschenkt hat?« Sie winkte ab, als von Margarethe keine Antwort kam. »Nun, wie auch immer. Zum Jagen ist das teure Stück allerdings nicht geeignet.«
    »Eine edle Maid jagt nicht«, erwiderte Margarethe kühl. »Sie stickt und näht. Und sie wartet darauf, dass ein Liebster sich ihrer annimmt.«
    Als Agnes ihre Zofe ansah, fiel ihr einmal mehr auf, wie alt Margarethe aussah. Ihre Statur war mager und klapprig, um die Mundwinkel hatten sich tiefe Falten gegraben, die ihr etwas Verbittertes gaben.
    Wie eine alte Jungfer , dachte Agnes. Es wird wirklich Zeit, dass sie einen Mann findet. Ich sollte ihr nicht im Wege stehen.
    Plötzlich stutzte sie.
    Was in Gottes Namen …
    Agnes stockte der Atem. Die silberne Spange in Margarethes Haaren kam ihr seltsam vertraut vor.
    »Wo hast du das her?«, fragte sie scharf und deutete auf das Schmuckstück.
    Ängstlich wich Margarethe einen Schritt zurück. »Es … es ist ein Geschenk.«
    »Ein Geschenk von deinem Freier?«
    Margarethe nickte trotzig, auf ihrem dürren Hals zeigten sich kleine rote Flecken.
    »Was hast du ihm dafür gegeben?«, hakte Agnes nach.
    Ihre Zofe runzelte die Stirn, doch Agnes spürte, dass Margarethes Erstaunen nur gespielt war. »Was … was meint Ihr?«, erwiderte sie. »Ich fürchte, ich verstehe nicht …«
    »Du verstehst sehr gut.« Agnes war jetzt vom Bett aufgestanden. Sie war schon immer ein wenig größer als Margarethe gewesen, zornig musterte sie nun ihre Magd, die sich vor ihr wie ein Wurm zu krümmen schien. »Ich sag dir, was geschehen ist«, fuhr sie mit schneidender Stimme fort. »Da war ein Mann, der dir schöne Augen gemacht hat. Er hat dich zum Wein eingeladen, er hat dir Geld für dieses Kleid gegeben. Aber dafür wollte er auch etwas, nicht wahr?« Ihr Zeigefinger bohrte sich in Margarethes Mieder. »Du hast ihm ver­raten, wann Gunther und Sebastian mit dem Zehnten nach Neukastell unterwegs sein würden! Und du hast diesem Mann später auch erzählt, welche Feuerwaffen Mathis schmiedet!«
    »Wie … wie könnt Ihr es wagen, mich derart zu verdächtigen!« Margarethe war bis an die Wand zurückgewichen, trotzig hatte sie die Arme vor der Brust verschränkt. »Schämen solltet Ihr Euch!«
    » Du solltest dich schämen!« Agnes kam nun auf sie zu und riss ihr die silberne Spange aus dem Haar. »Dieser Judaslohn hat

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