Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Burg der Könige

Die Burg der Könige

Titel: Die Burg der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Pötzsch
Vom Netzwerk:
der Bau der großen Holzschilde in Anspruch, hinter denen die Dicke Hedwig und einige andere Feuerwaffen verborgen werden sollten. Erschwerend kam hinzu, dass Wertingens Männer das gesamte freie Gelände mit Fallgruben überzogen und einige Wolfsfallen aufgestellt hatten. Einer der Trifelser Bauern war bereits am Vortag in eine der großen, messerscharf geschliffenen Eisenangeln geraten. Nun lag er auf einem Bett aus Reisig im Wald und erinnerte seine Kameraden mit lauten Schreien daran, dass Krieg ein schmutziges, grausames Handwerk war.
    Während Mathis zu den eilig verputzten Mauerstücken der Ramburg hinübersah, wurde ihm einmal mehr klar: Hans von Wertingen hatte sich gut auf diesen Angriff vorbereitet, er musste gewarnt worden sein. Neben ihm lobte Philipp von Erfenstein zum wohl dutzendsten Mal eine Belohnung aus für denjenigen, der ihm den Verräter nannte. Immer wieder inspizierte der alte Vogt die Fortschritte am Schanzbau, während Graf Friedrich von Scharfeneck die meiste Zeit über in seinem schattigen Zelt blieb.
    Als die Sonne bereits wieder hinter den Bäumen versank, tauchte zum ersten Mal Hans von Wertingen auf den Zinnen seiner Burg auf. Er trug einen altertümlichen Rundhelm und einen Brustharnisch, dessen blankpoliertes Eisen im Mittagslicht funkelte. Mathis kniff die Augen zusammen. Der Schwarze Hans war zu weit entfernt, als dass er sein Gesicht hätte erkennen können, doch Wertingens tiefe spöttische Stimme verriet, dass er nicht ans Aufgeben dachte.
    »He, Erfenstein!«, brüllte er hinunter von der hohen Schildmauer. »Was für ein klägliches Häuflein hast du da zusammengekratzt! Meinst du wirklich, damit kannst du meine Burg einnehmen?«
    »Es kommt nicht auf die Anzahl an, sondern ob es wirklich Männer sind!«, blaffte Philipp von Erfenstein zurück. »Ich seh dort oben nur einen Haufen Halunken!« Seine Stimme hallte über das gerodete Gelände.
    »Und was hast du? Hasenherzige Bauern und bezahlte Landsknechte, pah! Darauf scheiß ich!« Wertingens Vasallen lachten. Mathis sah ein halbes Dutzend neben ihm auf den Zinnen stehen, sie trugen Armbrüste und Langbogen. Aus einigen der Schießschanzen ragten zudem Eisenrohre hervor, offenbar verfügte auch Wertingen über ein paar Arkebusen.
    »Und wenn du glaubst, du kannst mich mit deinem Feuerzauber beeindrucken, dann lass dir eines gesagt sein«, fuhr Hans von Wertingen großsprecherisch fort, »die Mauern hier sind so dick, da kann nicht mal dein zwanzig Zentner schweres Geschütz etwas ausrichten, geschweige denn deine jämmerlichen Hakenbüchsen!«
    Mathis fluchte leise. Wertingen wusste über ihre Waffen gut Bescheid. Umso mehr mussten sie auf das Überraschungsmoment setzen. Wie befohlen hatten die Landsknechte vorne an der steilen Südseite einige Buchenstämme als Attrappen aufgebaut, darunter auch einen mächtigen Baumstamm, der in etwa den Umfang der Dicken Hedwig hatte. Gemeinsam mit den Kanonenkugeln, zwei Falkonetten und ein wenig zusätzlichem Gerät sah es wirklich so aus, als planten sie von dort den Hauptangriff. An der flacheren Nordwestseite, wo die Schildmauer war, standen hingegen einige hohe Holzschilde, die den Eindruck vermittelten, als würden sich nur ein paar Armbrustschützen dahinter verstecken. Der Schwarze Hans konnte unmöglich ahnen, dass gerade hier die Dicke Hedwig auf ihren Einsatz wartete.
    Graf Friedrich zu Scharfeneck war nun aus seinem Zelt getreten. Neugierig musterte er die Schar Verteidiger.
    »Früher hätte man die Hunde einfach ausgehungert«, sagte er launisch in Richtung Erfenstein. »Aber so viel Zeit habe ich nicht. Also, wann wollen wir mit dem Angriff beginnen?«
    Der Burgvogt sah hinüber zu Mathis, dessen Herz sofort schneller schlug. Offenbar war es nun gänzlich an ihm, die Befehle zu geben.
    »Die Schanzarbeiten sind fast abgeschlossen«, erwiderte er schließlich ruhig. »Wir warten am besten noch die Nacht ab und greifen bei Sonnenaufgang an. Dann habe ich genug Licht, und die da oben schlafen hoffentlich noch ihren Rausch aus.« Er wandte sich an Scharfeneck. »Ich schlage vor, ein paar Eurer Männer bleiben mit den Bauern bei den Attrappen und veranstalten ein Feuerwerk. Ulrich Reichhart und ich kümmern uns währenddessen um die Dicke Hedwig. Der Rest der Landsknechte greift von der Westseite her das Burgtor an, damit Wertingen auch da abgelenkt ist.«
    »Ein Scheinangriff?« Scharfeneck runzelte die Stirn. »Mit meinen gut ausgebildeten Männern?«
    »Sie müssen glauben,

Weitere Kostenlose Bücher