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Die Burg der Könige

Die Burg der Könige

Titel: Die Burg der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Pötzsch
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stöhnend auf und hieb augenblicklich mit seinem Schwert auf den am Boden liegenden Ritter ein. Die Klinge erwischte Philipp von Erfenstein an der Armbeuge. Die Zuschauer jubelten oder schrien entsetzt auf, je nachdem, wie der Einzelne gewettet hatte.
    Der Schwarze Hans trat einen Schritt zurück und sah mit Genugtuung auf den sich windenden Burgvogt zu seinen Füßen. Blut quoll unter Erfensteins Arm hervor. Hans von Wertingen lächelte, sein Blick ging einen kurzen Augenblick wie zum Gebet hoch zum Himmel, dann holte er zum tödlichen Schlag aus.
    »Grüß mir den Teufel«, zischte der Raubritter.
    Als die Klinge herabfuhr, tat Philipp von Erfenstein etwas Seltsames: Er wich ihr nicht aus, sondern streckte ihr die Hand entgegen. Mit seinem gepanzerten Handschuh griff er nach dem scharfen Breitschwert; der Hieb, der mit so viel Gewalt geführt worden war, stoppte jäh, und Wertingen stieß einen überraschten Ruf aus. Kurz und heftig zog der Trifelser Burgvogt an der Klinge, so dass Wertingen ins Trudeln kam und schließlich direkt auf seinen Gegner stürzte. Schmerzerfüllt schrie er auf, dann wälzte er sich stöhnend zur Seite.
    In seinem Bauch stak Erfensteins Hirschfänger.
    Durch die Menge ging ein lautes Raunen, einige Landsknechte schrien erfreut auf; auch der junge Graf war jetzt von seinem Schemel aufgesprungen.
    »Bravo!«, rief er und klatschte in die Hände. »Erfenstein, Ihr bietet uns wahrlich ein prächtiges Spektakel!«
    Schwer atmend lagen beide Männer nebeneinander auf dem Rücken. Blut floss aus Wertingens Bauchwunde, sein Gesicht war vor lauter Dreck kaum noch zu erkennen, doch noch regte er sich. Er trieb sein Schwert in die nasse, im Morgendunst dampfende Erde und versuchte sich daran hochzuziehen. Aber auch Erfenstein bewegte sich, der alte Vogt rollte sich auf den Bauch und griff nach einer der im Boden steckenden Lanzen. Brüllend vor Zorn und Schmerz zog er sich dar­an empor, schließlich stand er wankend auf beiden Füßen. Mit einer einzigen fließenden Bewegung zog er die Lanze aus dem Boden und schritt auf Wertingen zu, der noch immer schwer atmend und mit gesenktem Kopf in der Mitte des Platzes kniete. Beide Männer waren am Ende ihrer Kräfte.
    Erfenstein hob die Lanze, und mit einem lauten Schrei rammte er sie Wertingen in die Halsbeuge, dass die Waffe krachend zersplitterte. Blut schoss in einem weiten Strahl aus der Wunde hervor und versickerte in der nassen Erde, ungläubig starrte der noch immer kniende Raubritter auf den abgebrochenen Lanzenschaft, der aus seinem Hals ragte.
    Erfenstein blickte sich suchend nach seinem Schwert um, das etwas entfernt am Boden lag. Ächzend hob er es auf, umfasste den Griff mit beiden Händen und trat auf Wertingen zu.
    »Hans von Wertingen«, keuchte er. »Ich … ich richte dich für all die schlimmen Taten, die du in den Pfälzer Wäldern verübt hast. Für das Rauben und Vergewaltigen. Für die Morde an meinem Burgmann Sebastian und an meinem Schreiber Martin von Heidelsheim. Ich …«
    Überrascht sah der Schwarze Hans hoch. »Ich habe geraubt, gehurt und getötet«, brachte er schwer atmend hervor, »aber deinen Schreiber, Philipp, den hab ich nicht auf dem Gewissen. Das schwör ich bei allem, was mir heilig ist!«
    Verwirrt hielt Philipp von Erfenstein inne, doch der Graf rief schnarrend: »Was zögert Ihr, Erfenstein? Bringt es hinter Euch, sonst lass ich den Schurken doch noch ausweiden.«
    »Bei Gott, ich schwöre …«, wiederholte der Schwarze Hans.
    »Ich sagte: Tötet ihn!« Graf Scharfenecks Gesicht war weiß wie gemeißelter Marmor. »Diese Posse muss ein Ende haben!«
    Erfenstein nickte grimmig. Dann rauschte seine Klinge nieder und trennte Wertingens Kopf sauber vom Rumpf. Das Haupt rollte noch einige Schritte weiter und blieb schließlich mit offenem Mund und starren Augen direkt vor dem Schemel des Grafen liegen.
    Mathis drehte sich weg. Er taumelte einige Schritte nach hinten, wo er sich stöhnend übergab, während die Männer ringsum in tosenden Jubel ausbrachen.

KAPITEL 12
    Ramberg, 5. Juni, Anno Domini 1524
    m Morgen des nächsten Tages begruben sie unten im Dorf die Toten.
    Über zwanzig Männer waren bei dem Überfall auf die Ramburg ums Leben gekommen, aber auch drei alte Weiber, die unter Wertingen als Mägde und Dirnen gearbeitet hatten und im Blutrausch wie Tiere abgestochen worden waren. Am schlimmsten traf es die Ramberger Bauern. Ihre Häuser waren zum Großteil niedergebrannt, ihre Felder verheert. Als Mathis

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