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Die Burg der Könige

Die Burg der Könige

Titel: Die Burg der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Pötzsch
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Füßen spürte sie nun Dreck und Matsch, das Rauschen des Flusses kam näher und näher.
    Darf … nicht … ohnmächtig … werden …
    Hände tasteten über ihr Hemd und über ihren Mantel, packten den Stoff und hievten sie in ein Boot. Sie spürte, wie der Kahn unter ihr schaukelte. Auf und ab, hin und her …
    »Agnes, Agnes!«
    Es war Mathis’ Stimme, der sie rief. Doch er war nicht bei ihr, er war weit, weit weg. Mathis war weg …
    »Agnes, Agnes!«, ertönte noch einmal die Stimme, diesmal kreischend hoch, wie von einer bösen Hexe. »Agnes, Agnes, Agnes, Agnes …«
    Dann tauchte sie in eine Dunkelheit, die schwärzer war als alle Fluten der Queich.
    Als Mathis sah, wie die beiden Männer Agnes zum Fluss zerren wollten, explodierte etwas in seinem Inneren. Hass und Wut strömten durch seinen Körper, erfüllten ihn ganz und verdrängten jeden anderen Gedanken. Schreiend stürzte er sich auf einen der Räuber und schlug ihm mit dem Knüppel auf den Schädel. Ein Knacken ertönte wie beim Zerbersten einer Nuss.
    Mathis sprang über den sterbenden Räuber hinweg und wollte soeben Agnes hinterhereilen, als er plötzlich einen brennenden Schmerz im Oberschenkel spürte. Ein Pfeil hatte ihn getroffen, handtief steckte der gefiederte Schaft in seinem rechten Bein. Er warf sich keuchend zu Boden und sah im Licht des Vollmondes zwei Gestalten, die in der Nähe des Stegs knieten und von dort aus das Gasthaus mit Pfeilen unter Beschuss nahmen. Unterdessen hatte der zweite Räuber mit Agnes das Boot erreicht.
    »Agnes! Agnes!«
    Mathis richtete sich auf, doch sofort schlug ein weiterer Pfeil neben ihm ein. Instinktiv ließ er sich erneut fallen und rollte einige Schritte zur Seite, wo er hinter einem abgestellten Karren geschützt war. Dort überlegte er verzweifelt, wie er Agnes helfen konnte, ohne selbst ins Schussfeld der beiden Bogenschützen zu gelangen.
    Der Jockel muss sie geschickt haben! , fuhr es ihm durch den Kopf. Wenn wir Pech haben, sind dort draußen noch viel mehr dieser Banditen!
    Von drinnen ertönten nun Schreie und das Scheppern zersprungener Krüge. Kurz darauf rannten der vermeintliche Wirt und ein weiterer Räuber zur Tür heraus. Der Anführer hielt das junge Mädchen umklammert und drückte ihm ein Messer an die Kehle. Vorsichtig sah er sich nach allen Seiten hin um. Auf seiner Schulter tanzte das kleine pelzige Biest, ein seltsames Tier, das Mathis noch nie zuvor gesehen hatte.
    Plötzlich wandte sich der Bärtige zu der Taverne um, wo im Türrahmen Melchior von Tanningen auftauchte, den Degen zum nächsten Ausfall erhoben.
    »Bleib stehen!«, zischte der Anführer ihm zu. »Oder das süße Küken hier badet in seinem eigenen Blut.«
    Während Melchior mit erhobenen Händen in der Tür verharrte, kroch Mathis vorsichtig auf den Steg zu. Die Dunkelheit und ein paar am Ufer stehende Fässer und Kisten halfen ihm, sich notdürftig zu verbergen. Der Pfeil in seinem Oberschenkel schmerzte höllisch, seine Hose war nass von Blut. Krampfhaft umklammerte er seinen Knüppel, er robbte näher auf das Boot zu, wo er Agnes vermutete.
    »Versteckt Euch nicht länger hinter einem Mädchen, sondern kämpft wie ein Mann!«, erklang nun Melchiors Stimme vom Wirtshaus her. »Ich biete Euch einen fairen Zweikampf an.«
    Der Räuberhauptmann lachte schallend. »Was bist du denn für ein seltsamer Vogel? Wieso soll ich gegen dich kämpfen, wenn ich die beiden Mädchen auch so haben kann? Mir reicht das Blutbad, das du dort drinnen unter meinen Männern angerichtet hast.«
    Er zog das weinende Mädchen nun ganz nah an sich heran, das Messer war direkt auf ihre Halsschlagader gerichtet. Langsam ging er mit seinem Kameraden rückwärts auf das Boot zu.
    »Keinen Schritt näher«, warnte er Melchior, der noch immer zögernd am Eingang stand. »Ich habe schon jüngere Dinger umgebracht als die hier.«
    »Ihr würdet es wirklich wagen, einem schwachen Weibsbild Gewalt anzutun?«, fragte der Barde ungläubig. »Das ist mehr als unritterlich!«
    Der bärtige Anführer kicherte. »Wer bist du? Ein verklei­deter Pfaffe? Oder ein Narr, der seinem Herrn entlaufen ist? Die Göre hier ist nichts weiter als eine dumme Wirtstochter, gerade gut genug für ein schäbiges Bordell am Rhein. Ihrem Vater hab ich dort drinnen den Bauch aufgeschlitzt, bevor der auch nur mit der Wimper zucken konnte. Warum sollte ich also zögern? Die Kleine hier bringt ohnehin nicht viel ein.«
    »Habt Ihr denn keinen Funken Ehre im Leib?«
    »Nicht

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