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Die Burg der Könige

Die Burg der Könige

Titel: Die Burg der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Pötzsch
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bringen«, sagte er kleinlaut und mit gesenktem Kopf. »Vielleicht sollte sie sich der Herr Kommandeur mal ansehen.«
    »Wir werden sie ihm vorführen. Wartet draußen.«
    Die Wachen schoben die beiden Gefangenen in das Zelt, das von einem gewaltigen Feuerkorb erleuchtet wurde. Weiter hinten stand im Halbschatten ein großer Tisch, auf dem etliche Landkarten lagen. Eine Gestalt war darübergebeugt. Mit einem unzufriedenen Grunzen rollte der Mann nun einen der Pergamentbogen wieder ein und wandte sich Mathis und dem Barden zu. Erst jetzt konnten sie ihn richtig sehen. Mathis fiel auf, dass Melchior von Tanningen ganz kurz zusammenzuckte.
    Der Mann, den die Bauern »Ritter« nannten, war breit­ gebaut. Auf den ersten Blick wirkte er feist, doch seine festen Arme und der bullige Hals deuteten darauf hin, dass sein Körper hauptsächlich aus Muskeln bestand. Ein verkratzter Brustharnisch schimmerte im Licht des Feuers.
    »So, so, zwei Gefangene«, knurrte er. »Sagt an, was wolltet ihr so nah an meinem Lager? Spionieren? Redet schon, wir finden es ohnehin raus. Oder soll ich euch vielleicht damit piesacken, na?«
    Der Ritter hob drohend die Hand, und Mathis wich unwillkürlich einen Schritt zurück. Der rechte Unterarm des Mannes war ganz aus Eisen! Die starren, im Feuerschein glitzernden Finger krümmten sich klauenartig zu einer Faust, mit der er nun so fest auf den Tisch schlug, dass ein Teil der Pergamentrollen zu Boden fiel.
    »Raus mit der Sprache, oder hat man euch die Zunge herausgeschnitten!«
    »Wir sind einfache Pilger auf dem Weg nach Rom und …«, begann Melchior, doch der Ritter fegte mit der Eisenhand einen Krug Wein vom Tisch und brachte den Barden so zum Schweigen.
    »Die Geschichte könnt ihr meinetwegen meinen gutgläubigen Bauern erzählen, aber mir nicht! Für Rom seid ihr eindeutig in der falschen Richtung unterwegs.«
    »Wir haben uns verlaufen«, entgegnete Melchior.
    Der Ritter wollte etwas erwidern, doch dann blickte er den Barden plötzlich mit schmalen Augen an. »Halt ein, dich kenn ich doch irgendwoher«, murmelte er. »Du stammst aus Franken wie ich, nicht wahr? Hab dich irgendwo schon mal gesehen.«
    »Ihr müsst mich verwechseln. Ich bin ein einfacher Barde, der einem pfälzischen Grafen dient.«
    Drohend kam der Ritter nun auf sie beide zu. »So, so, ein einfacher Barde, ja?«, dröhnte er. »Und der Kerl da neben dir ist wohl der Herr Graf höchstpersönlich? Wollt ihr mich …«
    »Ich … ich bin ein gewöhnlicher Handwerker!«, unterbrach ihn Mathis schnell. »Wir haben uns erst vor ein paar Wochen auf der Pilgerreise kennengelernt.«
    »Ha, und welches Handwerk soll das sein?«
    »Ich bin Geschützmeister.«
    Mathis hatte geantwortet, ohne lang nachzudenken. Nun, da eine plötzliche Stille im Zelt eintrat und auch die beiden Wachen ihn neugierig musterten, merkte er, dass er vielleicht einen Fehler gemacht hatte.
    »Geschützmeister?«, fragte der Ritter schließlich leise. »Tatsächlich? Dann dienst du in diesen Zeiten sicher einem Heer. Wer weiß, vielleicht sogar dem Schwäbischen Bund?«
    Mathis schüttelte eifrig den Kopf. »Nein, nein! Ich habe das Handwerk von meinem Vater auf der gräflichen Burg erlernt. Mehr als den Wasgau hab ich in meinem Leben nicht gesehen. Niemals würde ich …«
    Die eiserne Hand des Ritters schnellte hervor und packte ihn so fest am Hals, dass Mathis würgen musste. Bunte Kreise erschienen vor seinen Augen, während er wie ein Fisch am Haken zappelte.
    »Du lügst, wenn du das Maul aufmachst!«, zischte der Heerführer. »Aber du hast Glück. Wie es der Zufall so will, brauchen wir einen gelernten Geschützmeister. Vor allem jetzt, da es gegen Würzburg geht. Es schert mich also einen feuchten Kehricht, was du bislang gemacht hast, solange du jetzt auf unserer Seite kämpfst.« Er ließ Mathis wieder los, der keuchend zu Boden sank.
    »Die Bauern sind tapfer, aber sie verstehen sich nicht auf Taktik und Feuerwaffen«, fuhr der Ritter ruhiger fort. »Ich will all eure dreisten Lügen vergessen, wenn du nur in diesem einen Punkt die Wahrheit gesagt hast und wirklich ein Geschützmeister bist. Wenn nicht, werde ich euch beide eigenhändig mit dem Falkonett bis nach Würzburg schießen. Wachen!«
    Er wandte sich an die beiden feixenden Wachmänner und gab ihnen einen Wink. »Führt die zwei hinüber zu den Geschützen. Es gibt dort ein altes Rohr, das sich nicht mehr recht laden lässt. Der Bursche soll zeigen, was er kann. Wenn er versagt, wisst

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