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Die Burg der Könige

Die Burg der Könige

Titel: Die Burg der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Pötzsch
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Mantel. Nur die Zähne glänzten weiß in seinem dunklen Gesicht.
    »Gott zum Gruß, Meister Kistler«, sagte der Fremde. »Es hat wahrlich lange gedauert, bis ich Euch endlich gefunden habe.«
    Der alte Gerber versuchte, nicht zu zittern, langsam wich er einige Schritte zurück, bis er schließlich am Rand der Lohgrube stand. In den Annweiler Wirtshäusern erzählte man sich schon seit einiger Zeit, ein schwarzer Teufel ginge in der Gegend um. Nun schien er tatsächlich gekommen zu sein. Hastig schlug Nepomuk Kistler ein Kreuz. Die alte Hebamme hatte recht gehabt: Dies war wirklich das Ende der Welt, und ihre Feinde waren weitaus böser und mächtiger als er je geahnt hatte.
    »Vade … Satanas!« , brachte er mühsam hervor.
    Der schwarze Mann seufzte gelangweilt. »Lasst dieses erbarmungswürdige Theater. Das hat die Hebamme auch schon versucht, und ich habe mich nicht in schwefligen Rauch aufgelöst.« Langsam kam er auf Kistler zu. »Gebt mir lieber, was ich will, bevor ich wirklich zum Teufel werde. Imediatamente, miúdo !«
    Die fremdartigen Laute versetzten Nepomuk Kistler in eine Art Schockstarre. Er war schon immer ein zutiefst abergläubischer Mensch gewesen. Die Angst um sein Leben und das unheimliche Äußere des Mannes ließen seine Ahnung nun zur Gewissheit werden. Es war tatsächlich der Teufel, und er redete in der Sprache der Hölle!
    »Das … das, was du suchst, ist nicht mehr hier«, stammelte er. »Geh dahin zurück, wo du hergekommen bist!« Kistlers Herz begann zu rasen, wild schlug es in seiner Brust. Vor ihm stand kein Geringerer als der Leibhaftige, doch er durfte nicht einknicken. Er hatte den Schwur der Bruderschaft geleistet, den Schwur, dem sie seit über zweihundert Jahren verpflichtet waren!
    »Verflucht, ich bin dieses Versteckspiel so leid!« Der Teufel trat gegen einen mit Lohe gefüllten Zuber, dessen ätzend stinkender Inhalt sich über dem Boden verteilte. Kistler zuckte zusammen, sein Herz schmerzte, als läge ein Amboss auf ihm. Nun roch es auch noch wie in der Hölle!
    »In der alten Annweiler Stadtrechtsurkunde ist eure jämmerliche Bruderschaft erwähnt«, fuhr der Teufel zischend fort. »Also spiel hier nicht den ahnungslosen Tölpel. Leider sind die meisten Unterlagen vernichtet oder lagern oben auf dem Trifels, wo nun die Bauern regieren und ich keinen Zugriff habe. Es hat mich eine ganze Woche gekostet, um in den herzoglichen Archiven in Zweibrücken fündig zu werden. Eine Woche, um zu erfahren, dass es die Kistlers sind, die seit jeher einem geheimnisvollen Orden vorstehen! Es reicht jetzt! Nenn mir endlich den Namen, oder du erleidest das gleiche Schicksal wie euer störrischer Stadtvogt!«
    Der Teufel zog ein seltsames Instrument unter seinem Mantel hervor, das einem winzigen Feuerrohr mit Griff und Lunte ähnelte, und hielt es Kistler an die Stirn.
    Er raubt mir meine Seele! , durchfuhr es ihn heiß. Der schwarze Satan raubt mir meine Seele. Das Gleiche hat er mit Bernwart Gessler auch gemacht!
    Das war zu viel für den alten Mann, sein Herz schien plötzlich zu explodieren. Er fasste sich röchelnd an die Brust, dann sackte er zusammen und blieb inmitten der stinkenden Lohepfütze liegen. Fluchend beugte sich der Teufel über ihn.
    »He, was soll das!«, schimpfte Caspar. »Wenn das ein Spiel ist, dann kann ich dir nur raten, damit aufzuhören. Und nun rede endlich, sturköpfiger Narr! Spuck’s schon aus, bevor ich mich vergesse!«
    Kistler rollte mit den Augen, während der Teufel an ihm zerrte, um ihn mit sich in die Unterwelt zu schleifen. Jede Folter hätte er ausgehalten, doch die Aussicht, seine Seele zu verlieren, machte ihn schwach. In letzter Verzweiflung packte er den Leibhaftigen am Kragen und zog ihn zu sich herunter. »Sankt … Goar …«, stammelte er. »Sankt … Goar … Und nun … lass … mich … in Frieden ziehen …«
    Kistlers Herz zuckte noch ein paarmal, dann blieb es endgültig stehen. Während der alte Mann auf einen immer helleren Punkt am Ende eines Tunnels zusteuerte, erfüllte ihn der glückliche Gedanke, dass er Satan gerade eben noch entkommen war. Wenn auch um den Preis seines so lange wohlgehüteten Geheimnisses.
    Dann war da nichts mehr außer Wärme und Licht und einer Gestalt, die ihm von Ende des Tunnels gütig zuwinkte.
    Sie trug einen roten Bart und eine goldene Krone auf dem Haupt.
    Caspar löste die Hand des Alten, die noch immer seinen Kragen umklammerte, und bettete den Toten sanft auf den von der stinkenden Lohe

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