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Die Burg der Könige

Die Burg der Könige

Titel: Die Burg der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Pötzsch
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starrten. Ein Sonnenstrahl hatte sich durch eines der winzigen Fenster ins Gewölbe verirrt, so dass die junge Herrin des Trifels wie von einem Heiligenschein umgeben war.
    An ihrem Finger glitzerte der Ring.
    »Der Ring Barbarossas!«, flüsterte der Mönch plötzlich. Er schlug die Kapuze zurück und beugte sich nieder, um das Schmuckstück näher zu mustern. »Heilige Mutter Gottes! Die Prophezeiung hat recht behalten. Er ist wirklich zu uns gekommen! Das ändert alles.«
    In dem alten Kirchengebäude herrschte mit einem Mal eine seltsame Stille, während der Mönch noch immer den Ring betrachtete. Endlich räusperte sich Mathis.
    »Ihr … Ihr kennt den Ring?«, fragte er.
    Der Alte schwieg. Erst nach einer Weile sah er zu Mathis auf, so als wäre er erst jetzt aus einem Traum erwacht.
    »Natürlich kenne ich ihn«, entgegnete er. »Er wurde mir damals genau beschrieben.« Sein Blick glitt hinunter zu Agnes und musterte sie nachdenklich. »Der Ring, aber nicht seine Trägerin. Niemals hätte ich gedacht, sie beide so bald schon zu Gesicht zu bekommen. Es müssen tatsächlich schlimme Zeiten herrschen.« Kurz sah der alte Mönch hinüber zu Mathis und Melchior, bevor er sich wieder Agnes zuwandte. »Sind das Eure Gefährten, und könnt Ihr ihnen trauen?«
    »Wenn … wenn nicht ihnen, dann niemandem«, erwiderte Agnes verwirrt. »Aber warum …«
    »Nun, dann sollen auch sie in das Geheimnis eingeweiht werden. Ihr könnt jeden Schutz brauchen.«
    »Wundervoll!« Melchior von Tanningen klatschte in die Hände, und die merkwürdige Stille verflog. »Dann wird sich diese Geschichte ja nun endlich aufklären, und meine Ballade bekommt ihren würdigen Abschluss.« Der Barde blickte sich suchend um. »Verzeiht, aber Ihr solltet uns nun wirklich schleunigst zu Eurem Dekan bringen.«
    Der alte Mönch stellte den Besen in die Ecke und wischte sich die schmutzigen Hände an seiner Kutte sauber.
    »Ich bin der Dekan«, erwiderte er. »Mein Name ist Pater Domenicus.«
    Dann schlurfte er zur Treppe und stieg ächzend die Stufen hinauf in die Kirche.
    »Bitte folgt mir. Es ist wohl an der Zeit, dass Ihr mehr über den Ring und seine Träger erfahrt.«
    Draußen auf dem Marktplatz vor dem Stift stand im hintersten Winkel eines Hauseingangs ein Mann und fluchte leise. Ein Schatten lag auf seinem Gesicht, so dass nur die staubbedeckten Stiefel, die roten Hosen und ein dünner Mantel aus schwarzem Samt zu sehen waren.
    Caspar tastete nach den beiden Faustbüchsen, die an seinem Gürtel neben dem Säbel steckten. Das kühle Eisen fühlte sich vertraut an, es gab ihm Sicherheit in einem vom Krieg gebeutelten Land, das er so schnell wie möglich verlassen wollte. Dass ihm dies schon bald gelingen würde, davon war er noch bis vor kurzem überzeugt gewesen. In Mainz hatte er sich in den letzten Wochen von seinem jüdischen Kontaktmann gesund pflegen lassen, nachdem er am Wundfieber beinahe krepiert wäre. Doch Nathanael war studierter Arzt und verstand, im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen, tatsächlich etwas von seinem Beruf. Nur die Rippen schmerzten noch ein wenig, ansonsten schien Caspar geheilt.
    Auf dem schnellsten Weg war er dann von Mainz aus nach Sankt Goar aufgebrochen, nur um hier auf einen Haufen verstockter Mönche zu treffen. Sie hatten ihm nichts sagen wollen. Weder Geld noch Drohungen hatten irgendeine Wirkung gehabt, und so hatte Caspar schließlich beschlossen, das Gebäude zunächst auszukundschaften und sich dann nachts das zu holen, was ihm die Mönche so hartnäckig verweigerten. Gerade eben hatte er wieder ein wenig Hoffnung geschöpft.
    Und nun war diese Person aufgetaucht!
    »Raios me partam!«
    Caspar schloss kurz die Augen, um sich zu beruhigen. Zorn war keine gute Voraussetzung. Er musste still und klar sein wie ein Ozean, wenn er jetzt vernünftig handeln wollte. Die Person hatte sich sichtlich Mühe gegeben, ihre Identität zu verschleiern, doch Caspar hatte sie sofort erkannt. Wer die beiden anderen waren, wusste er nicht, vermutlich Handlanger, die im Zweifelsfall vor nichts zurückschreckten und in der Kirche ein Blutbad anrichten würden. Offenbar hatte nun auch die andere Seite erfahren, wo genau sie suchen musste. Und sie würde alles tun, um an ihr Ziel zu kommen. Caspar nickte grimmig.
    Genau wie ich auch.
    Ein letztes Mal atmete er tief durch. Das stete Rauschen des Ozeans klang ihm besänftigend in den Ohren. Endlich zog Caspar die beiden Radschlosspistolen unter dem Gürtel hervor. Beinahe

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