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Die Burg

Die Burg

Titel: Die Burg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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bisher ausgelegten Rasters blieb er stehen, hier kam er nicht weiter, ohne Spuren zu verwischen. Er sah Hunderte von Markierungen, auch an den Musketen, Hellebarden und Piken, die die Militialeute auf ihrer Flucht einfach hatten fallen lassen.
    «Hier rüber», hörte er van Gemmern vom Zaun am steil abfallenden Burgberg her rufen. «Ich habe hier einen Weg markiert.»
    Toppe beeilte sich. «Ist deine Verstärkung inzwischen eingetroffen?»
    Van Gemmern nickte kurz. «Vier Leute, läuft gut.»
    «Was Neues?» Wie immer ließ Toppe sich von van Gemmerns Stenostil anstecken.
    «Frag am besten den Meister, da kommt er schon.»
    Der Mann mit der Baseballkappe tastete sich vorsichtigen Schrittes heran.
    «Semtex, so viel kann ich mit Sicherheit sagen», bemerkte er und schob die Hände in die Hosentaschen. Er hatte eine ungewöhnlich helle Stimme.
    Toppe zog fragend die Brauen hoch.
    «Ein tschechischer Sprengstoff, gängig, wird von Amateuren besonders gern verwendet.»
    Noch jemand, der sich gern kurz fasste. «Stammt meistens aus Diebstählen in Steinbrüchen.»
    «Sie gehen also davon aus, dass hier keine Profis am Werk waren?»
    «Sie meinen al-Qaida, IRA oder so was? Nein, bestimmt nicht, war eine ziemliche Stümperei.» Er nahm die Kappe ab und rubbelte sich den Schädel. «Die Feuerwehrleute können übrigens von Glück reden, so wie die hier rumgetrampelt sind. Wir haben nämlich noch drei weitere Sprengsätze gefunden, die nicht hochgegangen sind, aber noch scharf waren. Wie gesagt, ziemliche Stümperarbeit.»
    «Ich weiß so gut wie nichts über Bomben», gab Toppe zu.
    Der Mann grinste und setzte seine Kappe wieder auf. «Dafür sind wir ja da, ihr kriegt dann den ausführlichen Bericht. Über Zünder und Dämmung habe ich so meine Vermutung, aber da lege ich mich erst fest, wenn das Zeug im Labor war, also morgen im Lauf des Tages. In ein, zwei Stunden sind wir hier durch, den Rest muss dann die Spurensicherung machen.»
    «Wissen Sie schon, wie die Bombe ausgelöst wurde?»
    «Hm, über ein Handy, ganz nette Idee eigentlich. In der Menschenmenge völlig unauffällig, und wenn man Lust hat, kann man sich das ganze Spektakel aus der Nähe ansehen.»
     
    Norbert van Appeldorn war zum Klever Krankenhaus gefahren, in das zwei der Schwerverletzten gebracht worden waren, Sven Jäger, der Stadtmanager, und Eva Hendricks, die Vorsitzende der Städtepartnerschaft. Beide hatten auf dem Podium gestanden. Jäger war gerade aus dem OP geschoben worden und wurde nachbeatmet, die Frau wurde noch operiert. Ein auskunftsfreudiger Pfleger hatte höchst anschaulich von Hendricks’ abgetrennten Füßen erzählt, aber als er sich auch noch über Jägers Pfählungsverletzung auslassen wollte, hatte van Appeldorn die Flucht ergriffen.
    «Der Mann ist noch lang nicht über den Berg», schallte es ihm hinterher, als er durch das menschenleere Foyer nach draußen ging und sich eine Zigarette anzündete.
    Zwei leichter Verletzte, mit denen er sprechen musste, lagen hier auf der Chirurgischen, Knochenbrüche, hatte man ihm gesagt, und zwei Opfer mit schwerer Gehirnerschütterung waren noch auf der Intensivstation. Sie würden nicht weglaufen. Er schnippte die Zigarette ins Dunkel und machte sich auf den Weg zur Gynäkologie.
    Ulli lag auf der Seite und schlief, nur ein kleines Nachtlicht brannte. Als er sich leise auf die Bettkante setzte, schlug sie die Augen auf, und ihm wurde die Kehle eng.
    «Es ist alles in Ordnung», murmelte sie mit trockenem Mund und setzte sich schwerfällig auf. Van Appeldorn nahm das Wasserglas vom Nachttisch und reichte es ihr.
    Sie trank nur einen kleinen Schluck und fasste nach seiner Hand. «Du zitterst ja. Dem Kleinen geht es gut, wirklich, und mir auch, keine Wehen. Morgen früh darf ich wieder nach Hause.»
    «Ich weiß nicht …, mir wäre es fast lieber, wenn du …, wenigstens bis …»
    «Ach, Norbert.»
     
    Als Toppe im Präsidium ankam, waren auch die letzten Kollegen von ihren Befragungen zurückgekehrt. Einige telefonierten noch oder schrieben Berichte, aber die meisten waren dabei, sich für die Nacht einzurichten. Man würde sich für ein paar Stunden unter einem Schreibtisch ausstrecken, manche machten es sich in ihren Autos oder in einer leeren Arrestzelle so bequem, wie es eben ging. Isomatten und Schlafsäcke wurden ausgepackt, Bierflaschen herumgereicht, ein paar Schluck nur, damit man leichter in den Schlaf fand. Die Nacht war kurz genug, und in der Früh würden ein paar Becher

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