Die Burg
sprechen.»
«Das wird schon», sagte Toppe und bot ihr eine Zigarette an. «Ich habe bei den Kollegen von der Motorradstaffel einen Helm und einen Schutzanzug für ihn besorgt. Sie wollen die Sachen allerdings bald zurückhaben, da sind sie ein bisschen eigen.»
Penny nickte. «Das kann ich gut verstehen. Ich schicke sie gleich morgen zurück. Danke übrigens, das ist wirklich nett von Ihnen.»
Matthew trug immer noch sein zerschlissenes Kostüm, und er stank wie ein Puma.
Penny sprang vom Stuhl und baute sich vor ihm auf. «Verdammt nochmal, du Ferkel! Ich habe dir doch die Tasche mit deinen Sachen gebracht, und Duschen gibt es hier auch.»
«Shut up, you dirty little bitch!»
Ehe Toppe reagieren konnte, hatte Penny dem Jungen mitten ins Gesicht geschlagen. «Keiner nennt mich eine Hure!»
Matthew hielt sich die Wange und wich einen Schritt zurück. «Am liebsten würde ich diesen Nazistall hier auseinandernehmen.»
Toppe spürte, wie ihm auf einmal kalt wurde. «Ich schlage vor, Sie halten sofort den Mund», sagte er leise, «dann könnte ich so tun, als hätte ich Sie nicht verstanden.»
Matthew wurde blass, und als Penny ihm etwas zuzischte, senkte er den Kopf.
«Wo ist deine Tasche?»
«Auf dem Flur.»
«Na schön», seufzte sie und lächelte Toppe an. «Ich nehme ihn mit ins Hotel, dort kann er duschen und sich umziehen. Und dann sollten wir uns auf den Heimweg machen.»
«Die Motorradkleidung liegt unten auf der Wache. Soll ich einen Platz für Sie auf der Fähre buchen?»
«Nicht nötig, mit dem Motorrad kommt man immer noch irgendwie mit. Außerdem ist es billiger, wenn man das Ticket vor Ort löst.» Sie streckte Toppe die Hand hin. «Ich denke, wir sehen uns wieder.»
«Das hoffe ich sehr.»
Dann knuffte sie Matthew mit dem Ellbogen. «Get organized, pikeman! Ich möchte mich noch von jemandem verabschieden.»
Zehn
Sie würde anrufen, sobald sie zu Hause war, aber bis dahin lag noch der ganze Tag vor ihm. Er musste für eine Weile raus aus dem Büro, und die Sache mit der Supervision machte ihn zudem schon die ganze Zeit verrückt.
Peter Cox blätterte im Telefonregister: «Traumaambulanz der Rheinischen Kliniken».
Er wurde sofort zum Chefarzt durchgestellt, Jean Nagel. Cox wusste, dass der Mann Belgier war, aber er konnte keinen Akzent ausmachen – vielleicht war auch er mit einem deutschen Elternteil aufgewachsen. «Ich werde schon Zeit für Sie finden. Kommen Sie einfach her.»
Nagel war ein etwas rundlicher Mittfünfziger mit einem freundlichen Gesicht und warmen Augen. «Posttraumatische Belastungsstörung», sagte er, «die kann sich auf vielerlei Arten bemerkbar machen: Luftnot, Herzrhythmusstörungen, Verdauungsbeschwerden, Magenschmerzen, Schlafprobleme, Kopfschmerzen, Potenzstörungen.»
Cox riss die Augen auf. «Potenzstörungen? Wie soll ich die denn feststellen?»
Nagel lächelte. «Das dürfte in der Tat schwierig werden. Achten Sie einfach darauf, ob sich das Verhalten Ihrer Kollegen verändert. Haben sie Schuldgefühle? Kommt es zu Flashbacks? Sind sie unangemessen gereizt oder vielleicht auffallend indifferent? Sind sie völlig überdreht, oder haben sie möglicherweise plötzliche Absencen?»
«Und was soll ich tun, wenn ich so etwas beobachte?»
«Eingreifen», antwortete Nagel schlicht. «Das Wichtigste ist, sie sofort aus dem Dienst zu entfernen, bevor sie Fehler machen. Und dann schicken Sie sie hierher.»
«Mein Chef gibt zu, dass er schlecht schläft, aber für mich sieht er richtig krank aus.»
«Sprechen Sie ihn darauf an. Es kann auf keinen Fall schaden, wenn er zu mir kommt. Sagen Sie ihm das, und behalten Sie ihn weiter im Auge.»
Cox nickte unglücklich.
«Möchten Sie einen Kaffee?», fragte Nagel.
«Ja, gern.»
Der Arzt ging zur Espressomaschine, die auf einem Tisch unter dem Fenster stand, und kam mit zwei kleinen Tassen zurück. «Sie haben doch noch etwas auf dem Herzen», stellte er fest, als er Cox den Zuckerstreuer reichte.
«Schon», meinte Cox, «ich versuche, mir ein Bild von unserem Bombenattentäter zu machen, und ich dachte, Sie könnten mir vielleicht dabei helfen.»
«Na ja, ganz offensichtlich ist doch, dass sich jemand zum Herrn über Hunderte von Menschenleben aufspielt. Da trifft jemand mit einem einzigen Knopfdruck die Entscheidung, ob einer leben darf oder nicht – ein grandioses Erlebnis mir einem höchst effizienten Ergebnis.»
Cox schaute ihn unbehaglich an. «Das klingt zynisch.»
«Nein, überhaupt nicht. Es
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