Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Burg

Die Burg

Titel: Die Burg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
Vom Netzwerk:
zwei Stunden raus hier, sonst fiel ihm die Decke auf den Kopf. Bevor er den Fall Lohmeier ganz abgab, wollte er wenigstens noch mit dessen Familie sprechen, mit der Tochter also, die Frau war ja tot.
    Lohmeier wohnte am Prinzenhof, eine bevorzugte Wohnlage der Stadt, zentral, nur ein paar Schritte von der Burg und vom Moritzpark entfernt, und trotzdem sehr ruhig. Die Häuser waren an den Hang gebaut, und von den Gärten hatte man eine phantastische Aussicht über die Ebene der Galleien.
    Als Ackermann seinen Wagen am Straßenrand abstellte, kam eine ältere Frau aus der Tiefgarage, die zu Lohmeiers Haus gehörte. Sie war ziemlich groß und hatte ihr grauweißes Haar zu einem altmodischen geflochtenen Dutt hochgesteckt. Sie kam ihm irgendwie bekannt vor.
    Hastig sprang er aus dem Auto. «Hallo!», rief er und streckte ihr seine Hand entgegen. «Ackermann, Kripo Kleve. Kennen wir uns nich’?»
    Sie beäugte ihn so misstrauisch, dass er schnell seinen Dienstausweis aus der Tasche holte. «Keine Sorge, ich bin echt. Un’ ich könnt’ schwören, dat ich Sie kenn.»
    Aber sie schüttelte den Kopf. «Sind Sie wegen der Bombe hier, wegen meinem Chef?»
    «Wenn Ihr Chef Lohmeier heißt. Un’ wer sind Sie, wenn ich fragen darf?»
    «Ich bin die Haushälterin, Martha Claasen.»
    Ackermann runzelte die Stirn, dann ging ihm auf einmal ein Licht auf. «Dat is’ et! Sie erinnern mich an die Köchin auf Gnadenthal. Wegner heißt die, Hedwig Wegner.»
    «Das ist meine Schwester.»
    «Na, dat kann man aber gut sehen.»
    Sie holte ihren Schlüsselbund aus der Handtasche und stieg langsam die Eingangstreppe hinauf. «Auf Gnadenthal ist doch vorletztes Jahr ein Mann umgebracht worden. Waren Sie dabei?»
    «Bei dem Mord nich’.» Ackermann grinste. «Aber nachher bei der Aufklärung, da wohl.»
    «Dann hat meine Schwester mir von Ihnen erzählt. Sie waren der mit der komischen Kleidung.» Sie schloss die Haustür auf. «Kommen Sie doch herein.»
    Ackermann folgte ihr in einen kleinen Flur, der nur durch das Oberlicht über der Tür erhellt wurde. Frau Claasen schlüpfte aus ihrem Lodenmantel und hängte ihn ordentlich an der Garderobe auf. «Darf ich Ihnen etwas anbieten? Kaffee, vielleicht?»
    «Aber immer!»
    Sie überlegte. «Am besten, wir gehen in die Küche. Da sitze ich sowieso am liebsten.»
    «Dat geht mir genauso. Dat Esszimmer bei uns zu Hause nutzt kein Mensch. Ich hab schon überlegt, ob ich nich’ ’n Billardtisch reinstellen soll.»
    Die Küche war blitzblank aufgeräumt, es roch ganz leicht nach Frikadellen und Kohlrabi.
    Ackermann machte es sich auf der Eichenbank bequem, während Martha Claasen geschäftig hin und her lief, Kaffee aufbrühte, Plätzchen aus dem Schrank holte und sie auf einem Glasteller anrichtete. Dabei redete sie ohne Punkt und Komma: «Ich komme gerade aus dem Arnheimer Krankenhaus. Der Richter ist immer noch nicht so ganz auf dem Damm, schwere Kopfverletzungen, wissen Sie, aber ich fahre trotzdem jeden Tag hin, man weiß ja nie. Begreifen kann man das ja immer noch nicht – eine Bombe bei uns in Kleve! Ich war ja, Gott sei Dank, nicht hier. Seit meine Schwester ihren Mann verloren hat, verbringen wir die Ostertage immer zusammen bei ihr. Aber ich hätte mit der Ballerei sowieso nichts am Hut gehabt. Und der Annika hab ich das auch gesagt. ‹Annika›, hab ich gesagt, ‹bleib mit der Kleinen da weg, so was kann gefährlich werden, gerade für Kinder.› Und jetzt sieht man es ja! Und ausgerechnet den Richter muss es treffen. Dabei ist der so ein feiner Mensch, immer lustig und höflich dabei. Na, wenigstens ist er nicht tot, da muss man ja noch richtig dankbar sein. Obwohl, man weiß ja nie, was man davon zurückbehält, von solchen Kopfverletzungen, meine ich. So!» Sie stellte Tassen und Teller auf den Tisch. «Milch und Zucker?»
    Martha Claasen war sechzig Jahre alt und seit sechzehn Jahren Haushälterin bei Lohmeiers.
    «Der Richter hat mich eingestellt, wie seine Frau so krank wurde, Krebs, Sie verstehen schon. Und wie sie dann gestorben ist, bin ich ganz hier eingezogen, irgendjemand musste sich ja um den Mann kümmern. Ich habe ein Zimmer im ersten Stock mit eigenem Bad, sehr komfortabel.»
    «Ich hab gehört, dat die Tochter mit im Haus wohnt.»
    «Das stimmt, ja, aber wenn Sie mit der Annika sprechen wollen, müssen Sie nochmal wiederkommen. Die sitzt den ganzen Tag an Papas Bett – war ja immer schon ein Papakind – und kommt nur zum Schlafen nach Hause. Und die Kleine, ihre

Weitere Kostenlose Bücher