Die Capitana - Roman
Kommunisten, Anarchisten, Poumisten und viele andere, die keiner politischen Gruppierung oder Partei angehörten, aber dasselbe Ziel hatten.
Es war die Revolution im Reinzustand, von der wir seit unserer frühen Jugend geträumt hatten. Es hätte die CNT - FAI , die JSU sein können, aber wir fanden beim POUM unseren Platz.
Am 20. Juli belagerte eine riesige Menschenmenge für Stunden die Montana-Kaserne im Zentrum Madrids und eroberte sie schließlich. Viele Waffen waren es nicht, die die Kameraden des POUM erbeuteten, aber immerhin. Hippo zeigte ihnen, wie man mit den Gewehren umging, und so wurde er ganz selbstverständlich ihr Anführer.
Am 21. Juli 1936 rückte die motorisierte Kolonne des POUM unter Befehl von Hipólito Etchebéhère aus, den Feind zu suchen. Zwei Lastwagen, drei kleine Busse, hundert Milizionäre, dreißig Gewehre, ein Maschinengewehr ohne Stativ und feste Entschlossenheit zum Kampf.
Am 22., bereits in Guadalajara, bildete sich eine Truppe aus vierhundert Milizionären aller politischen und gewerkschaftlichen Gruppen unter der Führung von Martínez Vicente, einem ausgebildeten Offizier und Republikaner. Jede Gruppierung hatte ihren Verantwortlichen.
In den Tagen in Guadalajara gewann die Gestalt Hipólitos vor den Milizen an Größe. Seine Klarheit und Ruhe, mit der er den unterschiedlichsten und kompliziertesten Situationen begegnete, sein sicheres Wissen darum, was in einem bestimmten Moment zu tun ist, seine angeborene Fähigkeit zu führen, Entscheidungen zu treffen, seine Unerschrockenheit: das alles wies ihn als einen Anführer aus. Die Milizionäre hörten nicht nur auf ihn, sie bewunderten, liebten ihn. Er übte eine magische Anziehungskraft auf die Menschen um ihn herum aus.
Er bewegte in diesen Tagen viel. Er beförderte die Bildung eines revolutionären Tribunals, getragen von verschiedenen Gruppierungen, um über diejenigen Faschisten, die in die Hände der Milizen fielen oder die mit Anklagen durch Zivilpersonen belastet waren, Urteile fällen zu können. Auch wenn er damit zunächst auf Widerstand stieß, gewann er nach und nach Ansehen bei anderen Gruppierungen, die weitaus bedeutender waren als unsere kleine Kolonne von hundertfünfzig Mann.
Ich war damals noch ganz die, die ich vor dem Krieg gewesen war, und mit meinen Vorurteilen, meinen festen Vorstellungen, meinen moralischen Bedenken fiel es mir schwer, diese Welt zu verstehen, die so anders war als die, die ich bis dahin kannte. Ich musste viel lernen, mich sehr umstellen. Dabei war ich mit dem Krieg, dem wirklichen Krieg mit seinen Gefechten, seinen Toten, noch gar nicht in Berührung gekommen. Noch waren wir nicht in Atienza.
Früh am Morgen brachen sie in den Lastwagen auf nach Atienza. Hipólito traute seinen Leuten das zu, sie lernten schnell und würden schon bald hervorragende Kämpfer sein. Sich bei ihnen durchzusetzen war ihm nicht leicht gefallen, einige betrachteten ihn mit Argwohn, was bildete sich dieser Ausländer ein, dass er ihnen Befehle erteilte? Aber beim Bewältigen der täglichen Aufgaben und der Organisation der Kolonne bauten sich diese Vorbehalte rasch ab.
Ausländer, stimmt, sagte er zum Maño, aber was bedeutet es schon, wo man geboren wurde oder wo man aufgewachsen ist, dieser Kampf geht alle an, wir alle wollen die Revolution, Compañero.
Und wenn Etchebéhère die Entscheidungen traf, dann deshalb, weil er im Lauf seines Lebens einige Dinge gelernt, weil er sich seit jungen Jahren auf diesen Moment vorbereitet hatte. Auch er hatte sich, so schnell es ging, anpassen, über Gewohnheiten und Grundsätze hinwegsetzen müssen, um sich auf die Milizen und die Situation einzustellen.
Er musste lächeln, als er daran dachte, wie erschrocken Mika ihn angesehen hatte, als die Compañeros Unmengen Wein angeschleppt hatten:
»Du musst ihnen den Wein verbieten, Hippo«, sagte sie zu ihm, als niemand sie hörte.
»Und was sollen sie trinken?«
»Wasser.«
»Kriege werden nicht mit Wasser gewonnen.«
»Aber wir sind doch der Ansicht, dass man bei der Arbeit keinen Alkohol trinken soll.«
»Wir müssen unseren Grundsätzen etwas Wein einflößen.«
Er lachte und gab ihr einen Kuss.
Mika tut sich schwer, sich auf die Welt des Krieges und ihre Regeln einzustellen. Es tut ihr in der Seele weh, dass niemand die Ernte einholt. Es wird an Getreide für Brot fehlen, mahnt sie, doch mit ihrer Argumentation findet sie bei niemandem Gehör, wen kümmert schon das Getreide, man ist mit den Gedanken
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