Die Capitana - Roman
stiller Junge.
Natürlich würden sie den Cerro de Ávila einnehmen, bestätigte einer, und das wird den republikanischen Streitkräften Auftrieb geben, so mutlos, wie sie nach dem Fall Málagas sind, pflichtete ein anderer bei.
Weder Angst noch Prahlerei. Angespannte Ruhe.
Nach drei Wochen Stillstand konnten es die Männer kaum erwarten, zu kämpfen.
Fuentes ordnete zwei Milizionäre ab, die Munition bereitzulegen, Mika verständigte sich mit ihren Männern darauf, dass sie besser nicht mit vollem Bauch dort hoch gingen, das Essen würde man ihnen später bringen.
Corneta reinigte gerade sein Gewehr, als Mika zu ihm trat.
»Dich brauche ich bei mir, damit du mir mit dem Nachrücken der Kampfeinheiten hilfst.« Corneta schüttelte den Kopf. »Niemand rennt so schnell wie du, Corneta.«
Er sah sie mit einem breiten Lächeln an.
»Nein.«
Da wusste Mika, dass sie ihn nicht würde überzeugen können. Dieser dünne Jungenkörper, und dieser Wille eines ganzen Mannes.
»Wie haben die Männer es aufgenommen?«, fragte sie der Kommandant, als Mika zu den Schützengräben zurückkehrte.
»Gut, ihr Mut ist bewundernswert. Diese ganze Strecke zu laufen ... jeder schreckt davor zurück. Die Spanier haben keine Angst vor dem Tod.«
»Das ist wahr. Vielleicht liegt das an der Religion, oder an der Armut. Und wir wollen uns keine Blöße geben, wir Spanier sind sehr stolz.« Er lachte.
Am besten würden sie etwas essen und sich ausruhen, um vor Tagesanbruch frisch zu sein. Er musste noch ein paar Verbesserungen an der Geländezeichnung vornehmen, die er gerade anfertigte. Mika würde noch eine Runde durch die Schützengräben drehen und dann schlafen gehen, versprach sie ihm.
»Woher kommst du, Ethelvina?«, fragte Augusto sie.
»Ich war bei meiner Cousine Lucía.«
»So spät?«
»Ja, so spät«, sagte sie patzig. »Na und? Wenn dir das nicht passt, gehe ich.«
Aber das war so schnell nicht möglich, Andrei hatte ihr gesagt, das würden sie später sehen, jetzt, mitten im Krieg, war es schwierig. Ethelvina glaubte nicht, dass ihr Geliebter zu ihr stand, Augusto hatte Frau und Kinder, er genoss es, mit ihr zusammen zu sein, mehr nicht. Sie musste Andrei Kozlov dahin bringen, dass er nicht mehr auf sie verzichten konnte, so wie Augusto.
»Aber wie redest du denn mit mir? Bist du über mich verärgert, Ethelvina?« Woraufhin er auf sie zukam, sie umarmte und küsste. »Komm, meine Liebste«, und er führte sie ins Schlafzimmer.
Dahin musste sie Andrei bekommen.
Um halb fünf bekam Barros die Meldung, dass die Männer ausgerückt waren, aber es war schon fünf und immer noch still, nirgendwo fiel ein Schuss. Das verhieß nichts Gutes.
»Gehen Sie zu den Schutzwällen der vierten Kompanie, bleiben Sie bei Ihren Männern, bis es losgeht, versuchen Sie, sie zu beruhigen.«
Und ihn, wer beruhigte ihn? Mikas Hand wollte verrückt spielen und Barros zärtlich über den Kopf streichen, was Mika selbstverständlich nicht zuließ. Stattdessen legte sie ihre Zugewandtheit in ihr Lächeln: Sie können auf mich zählen, compañero coronel .
Die Zeit zog sich hin in den Schützengräben, keine Schüsse, keine Nachrichten. Nichts. Um Viertel vor sechs zerrissen ein paar Gewehrschüsse und hier und dort eine Explosion die Stille. Unruhe machte sich unter den Milizionären breit, sie warteten auf den Befehl, die Sprenger mit ihren Granaten, andere mit ihren Gewehren und Tornistern voller Patronen.
Mika ging zu Corneta, sie kauerte sich neben ihn in den Schützengraben und flüsterte ihm ins Ohr: »Bleib bei mir, Corneta, ich vertraue niemandem so wie dir. Ich gestehe dir, bitte sag es niemandem, ich habe ein bisschen Angst.«
»Ich auch, Mika, aber ich werde mit der Kompanie gehen.«
Nach ein paar Minuten war es mit den Schüssen und Einschlägen vorbei. Was war los? Sie konnten nicht in so kurzer Zeit die Stellung eingenommen haben. Die hinteren Einheiten stellten sich viele Fragen.
Im Licht der Morgendämmerung begannen sich die Gestalten der Männer gefährlich abzuzeichnen.
Um sechs erhielt die Kompanie den Befehl, über die Schutzwälle zu springen. Mika, flach auf dem Boden, hatte das Gelände genau im Blick, über das ihre Milizionäre in kleinen Grüppchen vorrückten, nicht ein Strauch, nicht ein Hügelchen, das ihnen Deckung gegeben hätte.
Mika hätte sie gerne alle umarmt, sie beschützt. Sie schritten voran, vollkommen ausgeliefert, als die ersten Geschütze krachten, gefolgt vom Rattern der
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