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Die Cassini-Division

Die Cassini-Division

Titel: Die Cassini-Division Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken MacLeod
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Rückkehr also gelungen«,
sagte sie leise. »Meg auch?«
    Meg – Wildes Gefährtin, die künstliche Frau.
Eine weitere wandelnde Puppe, eine weitere Fickmaschine.
    »Ja«, antwortete ich. »Sie haben es beide
geschafft.«
    »Ellen«, sagte Dee. Sie ergriff meine Hände.
»Mein Verstand arbeitet… anders als der Ihre. Ich
habe Zugang zu sämtlichen Firmenaufzeichnungen und zu den
Netzwerken der Stadt. Ich muss Ihnen etwas sagen. Wie Sie wissen,
gehörten viele der hier lebenden Menschen der robotisierten
Arbeitstruppe der Schnelldenker an und wurden anschließend
wieder zum Leben erweckt. Ihre Eltern gehörten… nicht
dazu.«
    »Sie waren gar nicht dabei?«, fragte ich.
»Es war also nicht so, dass sie es nicht aufs Raumschiff
geschafft haben?«
    »Wir haben es alle aufs Schiff geschafft«, sagte
Reid. »Dafür habe ich gesorgt. Ich habe niemanden
zurückgelassen, der für die Firma verpflichtet worden
war oder bei ihr angeheuert hatte, egal ob menschlich oder
ex-menschlich, lebendig oder tot.«
    Ich musterte ihn von oben bis unten, entkrampfte meine
geballten Fäuste und entspannte meine Kiefermuskeln.
»Das freut mich zu hören«, sagte ich, »ja,
wirklich. Es freut mich zu erfahren, dass meine zweihundert Jahre
währenden Albträume von in Roboterkörpern
eingesperrten Menschen jeder Grundlage entbehrten, auch wenn das
bedeutet, dass ich ihre Kopien nie wiedersehen werde.« Ich
verstummte und atmete scharf durch die Nase ein. »Damit
kann ich leben, Reid, aber ich kann nicht vergessen, wer sie
getötet hat.«
    Reid schüttelte energisch den Kopf. »Weder ich noch
meine Firma war für die Überfälle
verantwortlich«, sagte er. »Daran waren die
Außenweltler schuld. Ich habe getan, was ich konnte, und
den Menschen die Chance auf ein neues Leben eröffnet. Und
Klagen sind mir bislang keine zu Ohren gekommen.«
    »Na schön«, sagte ich, packte ihn bei der
Schulter und lächelte ihn auf eine Weise an, die zu meiner
Genugtuung den Schatten der Angst auf sein Gesicht warf.
»Jetzt weiß ich, nach wem ich suche, und ich verlasse
mich darauf, dass nicht Sie es sind.«
    Als ich seine Schulter losließ, wich Reid einen Schritt
zurück. Wo ich ihn berührt hatte, war sein Jackett
zerknittert und feucht. Ich wischte mir die Hand reflexhaft an
der Hüfte ab. Die beiden Frauen beobachteten mich voller
Mitgefühl. Eon Talgarth, der Richter, der vielleicht
aufgrund der Intensität unserer Unterhaltung am Rand unserer
kleinen Gruppe aufgetaucht war, brach das verlegene
Schweigen.
    »Falls Sie Gerechtigkeit wollen, Ellen, falls das einer
der Gründe war, weshalb Sie diesen weiten Weg
zurückgelegt haben, dann sind Sie hier richtig.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Tut mir Leid«,
sagte ich und senkte die Stimme. »Das ist ein zu
bedeutender Moment, ein glücklicher Moment, und ich
möchte ihn nicht verderben.« Ich deutete auf die
fröhlicheren Verbrüderungsszenen um uns herum und
hoffte bloß, dass die Genossen nicht zu weit gehen
würden. »Aber Sie sollten etwas über uns und
über mich wissen. Ich suche nicht nach Gerechtigkeit. Daran
glauben wir nicht. Wir besitzen das wahre Wissen. Es gibt keine
Gerechtigkeit. Es gibt bloß Verteidigung, Abschreckung und
Rache. Die will ich. Und ich will sie bis zur Neige
auskosten.«
    Reid lächelte zu meiner Überraschung und trat wieder
einen Schritt vor. Er war zwar kleiner als ich, hielt meinen
Blick aber fest, als blickte er auf mich herunter.
    »Ich verstehe, was Sie meinen«, sagte er.
»Ich war dort. Wenn Sie sich an den Schnelldenkern
rächen wollen, nur zu!« Er vollführte eine weit
ausholende Geste. »Ich kann Sie im Handumdrehen zu dem Ort
bringen, wo ihre Schablonen gespeichert sind. Sie können sie
wiederbeleben, ihnen sagen, was Sie vorhaben und warum, und sie
tausend Tode sterben lassen, bevor wir Blue Goo in ihre Tanks
kippen. Und dann können Sie es wieder tun. Und wieder. Und
wieder…«
    »Hören Sie auf.« Ich fasste ihn beim Arm.
»Es reicht.«
    Die Erkenntnis, dass meine tiefsten und dunkelsten, wenn auch
nicht geheimsten Motive fürs Herkommen ins Leere liefen,
verursachte mir ein Schwindelgefühl. Ich fror, und mir war
übel. Gleichzeitig hatte ich gefürchtet und gehofft,
den Kopien meiner toten Eltern zu begegnen, und diese mit
Erleichterung gemischte Enttäuschung setzte mir arg zu. Mein
Wunsch, an den Wesen Rache zu nehmen, die den ursprünglichen
Außenweltlern unbestreitbar am

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