Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Cassini-Division

Die Cassini-Division

Titel: Die Cassini-Division Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken MacLeod
Vom Netzwerk:
vorausgeschickt.«
    »Gütiger Himmel, Mann!« Ich trat behutsam auf
die Bremse, und wir kamen inmitten von hochgeschleudertem
modrigem Laub und Bucheckern zum Stehen. Plötzlich kam mir
die Umgebung verdächtig ruhig vor, vom bedrohlichen Knacken
im Unterholz und den umherhuschenden Gestalten in den langen
Baumschatten einmal abgesehen. »Soll das heißen, wir
fahren geradewegs in einen Hinterhalt hinein?«
    »Sie fahren«, antwortet Malley ruhig.
»Ich hätte Sie auch gleich anhalten lassen, aber ich
wollte erst mal abwarten, wie lange es dauert, bis Ihnen klar
wird, dass Sie auf meine Ortskenntnisse angewiesen sind, wenn Sie
hier lebend rauskommen wollen.«
    Ich atmete tief durch. »Na schön, Dr. Malley. Ich
bin auf Ihre Ortskenntnisse angewiesen. Oder ich muss einen
Rettungshubschrauber herbestellen.«
    »Vielleicht brauchen Sie ja beides. Aber eins nach dem
anderen. Als Erstes sollten wir den Buggy von der Straße
schaffen, am besten an einer Stelle, wo es nicht so
auffällt. Ein paar hundert Meter weiter tritt die nackte
Fahrbahn zu Tage, am Straßenrand stehen ein paar Ruinen.
Wenn Sie dort auf einen Feldweg fahren, sollte es eigentlich
nicht auffallen, zumal jetzt, wo es schon dunkel wird.«
    Ich ließ den Motor wieder an und fuhr langsam zu der von
Malley bezeichneten Stelle, wo Wind und Wetter den geborstenen
Teerbelag bloßgelegt hatten. Ich wählte eine Ruine
aus, deren Zufahrt nicht mit Pflanzen zugewachsen war, und
entdeckte schließlich eine verfallene Betonrampe, die zu
einer klaffenden Toröffnung führte. Kurz darauf hatten
wir den Buggy in einem nach oben hin offenen Raum mit teilweise
eingestürzten Wänden abgestellt, wo Brennnesseln,
Weidenröschen und Hanf über drei Meter hoch wuchsen.
Ich blickte auf den Inhalt meines verschwundenen Rucksacks
nieder, der nun verloren auf dem Rücksitz lag. Ich wechselte
den Raumanzug wieder gegen den Rucksack und einen blau-grün
gesprenkelten Overall aus, dann packte ich alles ein, diesmal
auch das schwere Schlauchboot, den elektrischen Außenborder
samt Brennstoffzelle und Gasbehälter.
    »Das ist der einzige Weg, der hier
hinausführt«, meinte Malley.
    »Und wie geht’s weiter?«, fragte ich.
    »Können Sie mit dem nächsten Vorposten der
Union Kontakt aufnehmen?«
    Vorposten, wie passend. »Nicht direkt«, antwortete
ich. »Ich könnte ihn über mein Schiff anfunken.
Das müsste in etwa…« – ich aktivierte mit
einem Blinzeln die vor meinem linken Auge schwebende Uhr –
»in etwa fünfzehn Minuten über dem Horizont
erscheinen. Aber das möchte ich lieber nicht tun und auch
kein Notsignal funken…«
    In diesem Moment vernahm ich auf der Straße ein
rhythmisches Geräusch, das sich aus der Richtung
näherte, aus der wir gekommen waren.
    »Was ist das?«
    »Ein galoppierendes Pferd«, antwortete Malley.
»Runter!«
    Wir duckten uns hinter die Wand. Ich zog die Pistole und
bedauerte sogleich, vor der Umwandlung des Anzugs nicht über
die Eigenschaften von Brennnesseln Bescheid gewusst zu haben; ich
riss die Hände eilig wieder hoch. Das Getrappel kam
näher, dann, als das Pferd auf den geteerten Abschnitt
gelangte, wurde es langsamer und unrhythmisch. Als es auf unserer
Höhe war, spähte ich zwischen den Unkrautstängeln
hindurch.
    Eine junge Frau saß auf dem Rücken eines seltsamen
großen Tieres, das sie mithilfe verschiedener Lederriemen
lenkte. Ihre Füße steckten in Metallbügeln. Sie
ritt jetzt ganz langsam und blickte nach rechts und nach links.
Ihre Kleidung war schmutzig, auch das Pferd, und an ihrer
Schläfe trocknete unter einem blauen Fleck ein Blutrinnsal.
Als sie das Gesicht nach rechts wandte, mir entgegen, erkannte
ich sie.
    »Suze!«, rief ich und richtete mich auf.
    Sie zuckte zusammen, und das Pferd scheute und wieherte, dann
zog sie die Lederriemen stramm und sagte etwas, worauf das Tier
sich beruhigte. Malley richtete sich knurrend und mit finsterem
Blick auf und folgte mir langsam, als ich über die
Mauerreste kletterte und mich Suze näherte.
    »Alles in Ordnung, Ellen?« Sie blickte an mir
vorbei zu Malley und riss die Augen auf. »Ist
das…?«
    »Der große Mann in Person«, sagte ich.
»Aber was ist denn passiert, Suze? Was ist
geschehen?« Eigentlich konnte ich es mir denken.
    »Ich bin dir gefolgt«, sagte sie. »Ich
wusste zwar, dass du mich nicht dabeihaben wolltest,
aber…«
    »Das war nett von dir«, meinte ich.
    »Na ja.« Sie lächelte unsicher

Weitere Kostenlose Bücher