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Die Cassini-Division

Die Cassini-Division

Titel: Die Cassini-Division Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken MacLeod
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auf uns herab.
»Ich bin mit einem Lastkahn den Kanal hochgefahren und hab
mir Bonnie ausgeliehen.« Sie tätschelte dem Pferd den
Hals. »Ich habe die Stute früher schon mal geritten,
denn auf den Waldwegen kommt man mit ihr besser voran als mit dem
Buggy. Als ich das Dorf erreichte und die Einheimischen
feststellten, dass ich von der Union war, kamen alle schreiend
auf mich zugerannt. Sie bewarfen mich mit Steinen und mit…
äh… Scheiße. Ich hatte keine Ahnung, was da los
war, also hab ich den Kopf eingezogen und gemacht, dass ich
wegkam. Und da bin ich.«
    Da bist du. Noch jemand, auf den ich aufpassen musste.
    »Ist dir jemand gefolgt?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Was ist mit dir?«,
fragte sie.
    Ich stellte sie Malley vor und schilderte ihr unsere
Zwangslage.
    »Oh«, sagte sie und blickte sich ängstlich
um. »Heißt das, es könnte sein, dass man nach
uns sucht?«
    »Ja«, antwortete ich. »Sie sind dran, Dr.
Malley.«
    »Sagen Sie Sam zu mir«, meinte er, wahrscheinlich
irritiert von Suzes anhimmelnden Blicken. »Das tut hier
jeder. Ist die Kurzform von Isambard. So. Suze, könnten Sie
Alexandra Port anrufen und einen Rettungshubschrauber
herbestellen?«
    »Ja, natürlich, Doktor… Sam.«
    »Okay.« Er schloss die Augen und zwickte sich in
die Stirn; auf einmal wirkte er so müde, wie ich mich
fühlte. »Bitten Sie sie, in etwa einer Stunde zu
landen. Wir lassen das Dorf hinter uns, durchqueren den Wald
östlich der Straße und verstecken uns am Ufer. Ellen
wird dann mithilfe ihres magischen Anzugs sicherlich die genauen
Koordinaten übermitteln können, nicht wahr?«
    Ich nickte.
    »Na schön«, sagte Malley. »Suze, ich
fürchte, Sie müssen sich von dem Pferd verabschieden,
aber die Einheimischen werden es sicherlich gut
behandeln.«
    Suze nahm dem Pferd das Halfter ab und versetzte ihm einen
freundschaftlichen Klaps, worauf es in südlicher Richtung
davontrottete. Dann löste sie ein Funkgerät vom
Gürtel, stellte es auf den nächsten
Kommunikationssatelliten ein und rief Alexandra Port an. Sie
runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf.
    »Die Nachricht ist durchgekommen, aber ich bekomme keine
Bestätigung.«
    Malley zuckte die Achseln. »Versuchen Sie es noch
einmal, wenn wir am Ziel sind.«
    Er wandte sich in östliche Richtung, und Suze und ich
folgten ihm. Es war viel mühsamer als erwartet, sich einen
Weg zwischen den Bäumen hindurch zu bahnen. Es war ein alter
Wald, daher erstickte das hohe, dichte Blätterdach das
meiste Unkraut. Die Ruinenreste unter den trügerischen
Laubschichten machten diesen Vorteil allerdings mehr als
zunichte. Wir schlugen uns die Scheinbeine an versteckten
Betonblöcken auf und sanken knietief in verborgene Gruben
ein. Ein abgestorbener Ast konnte sich unvermittelt als
unnachgiebiger verrosteter Metalldorn entpuppen. Malley beharrte
darauf, im dichteren Teil des Waldes zu bleiben, und schritt
zuversichtlich voran, wobei er die Reisetasche so lässig
trug, als begebe er sich zu einem Flugterminal. Wir
konzentrierten uns darauf, Verletzungen zu vermeiden, und folgten
ihm schweigend – zumindest gaben wir nur unartikulierte
Laute von uns.
    Nach einer halben Stunde wandte Malley sich ein wenig mehr
nach rechts, und kurz darauf gelangten wir auf offeneres
Gelände mit hohem Gras, vereinzelten Büschen und
kleinen Bäumen. Das Ufer lag etwa hundert Meter entfernt,
die Wasserfläche war an dieser Stelle etwa zwei Meilen
breit. Eine Meile zu unserer Linken lag Under Flyover mit den
umliegenden Feldern und Gärten. Nur ein paar Säulen
waren von der Überführung geblieben, der das Dorf
seinen Namen verdankte.
    Auf den Feldern sah man eine lang gestreckte Linie von Leuten
mit Hunden, die sich systematisch unserem Standort näherten
und sich mit ihren Handfunkgeräten mit anderen Leuten
verständigten, die wohl irgendwo im Wald waren. Wir gingen
in die Hocke, und Suze versuchte erneut, mit Alexandra Port zu
sprechen.
    »Nichts«, sagte sie. »Das begreife ich
nicht. Als ob sie uns bewusst ignorieren würden!«
    »Steckt da vielleicht Politik dahinter?«, fragte
ich. »Hat das etwas mit dem Aufruhr zu tun, den wir…
den ich in dem Dorf verursacht habe? Nach dem Motto, wer die
NiKos in Rage bringt, muss selbst sehen, wie er
zurechtkommt?«
    Sie schüttelte heftig den Kopf. »Ausgeschlossen.
Vielleicht wären ein paar Erklärungen vonnöten,
aber wir holen unsere Leute immer raus. He, wir helfen sogar

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