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Die Cassini-Division

Die Cassini-Division

Titel: Die Cassini-Division Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken MacLeod
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Sternenpflug an der Seite – den
Motor, sank ins Wasser ein, beschrieb hinter uns einen Bogen und
ging längsseits. Die Steuerfrau winkte uns zu und rief:
»Hi! Haben Sie Probleme mit diesen Leuten?«
    »Ja!«, rief ich zurück. »Danke, dass
Sie uns zu Hilfe gekommen sind.«
    »Schon gut«, meinte sie. »Wo wollen Sie
hin?«
    Ich überlegte kurz. »Zum Alexandra Port –
aber wenn Sie uns zur Lee-Mündung bringen würden,
wäre das auch in Ordnung.«
    »Klar. Kein Problem. Kommen Sie an Bord.« Sie warf
uns eine Leine zu, und wir zogen das Dinghy zu einer kleinen
Leiter an der Längsseite des Bootes. Malley kletterte als
Erster hoch, gefolgt von Suze und mir; das Dinghy zog ich mit
einem Bootshaken nach. Die Frau, die sich als Carla vorstellte,
hatte langes blondes Haar, ein sonnengebräuntes Gesicht und
ein Lächeln, das ihre schiefen Zähne
entblößte. Ihr gelber Overall hatte ein kleines Schild
mit aufgesticktem Namen und dem Zusatz ›River
Patrol‹.
    »Haben Sie unseren Funkspruch empfangen?«, fragte
Suze. »Wir haben versucht, Alexandra Port zu
alarmieren.«
    Carla schüttelte den Kopf. Sie bedeutete uns, in die
Kabine vor dem Cockpit zu gehen, und ließ den Motor an.
»Machen Sie es sich bequem!« rief sie. »Sie
können mir erzählen, was passiert ist, wenn das Boot
auf Kurs ist.«
    Das Boot beschleunigte, die Tragflächen gruben sich ins
Wasser, und wir hoben ab. Malley zündete sich die Pfeife an,
Suze schaute aus dem Fenster, und ich stellte mich neben Carla
und tischte ihr eine geschönte Version der vorausgegangenen
Ereignisse auf. Sie war über die Reaktion der Einheimischen
ebenso verblüfft wie wir. Wir kamen an Gunnermere, Hammersea
und Southwater vorbei und hatten gerade das City Basin erreicht,
als Carla plötzlich bemerkte: »Heute sind aber eine
Menge NiKo-Boote auf dem Fluss unterwegs…«
    Mir waren die Boote ebenfalls aufgefallen, bloß fehlte
mir der Vergleichsmaßstab. Ruderboote, Segelboote, Skiffs,
Dampfboote, Holz verbrennende Boote, die Rauchfahnen hinter sich
herzogen, und Lastkähne waren zu sehen. Zunächst
schwammen sie im Becken wahllos durcheinander, dann richteten sie
den Kurs allmählich neu aus. Auf uns.
    Carla bemerkte es kurz darauf ebenfalls. Sie runzelte die
Stirn und stellte das Funkgerät an. Der Mikrowellenlaser
wurde von einem Satelliten weitergeleitet, doch es erfolgte keine
Antwort. Die Boote waren noch ein gutes Stück entfernt
– mehrere hundert Meter in alle Richtungen –, doch
sie kamen allmählich näher. Suze und Malley traten aus
der Kabine und beobachteten die Vorgänge staunend und mit
wachsendem Erschrecken.
    »Das ist zu viel«, sagte ich. »Jetzt ist
Schluss mit lustig. Carla, bitte leiten Sie ein schnelles Fluchtmanöver ein, bevor sie uns vollständig
umzingeln.«
    Sie reckte grinsend den Daumen und gab Gas. Das Boot machte
einen Satz nach vorn, dann beschrieb es einen Bogen auf die
Hochhäuser der City zu, die im Licht der tief stehenden
Sonne golden und bronzefarben funkelten, wie trunkene, gepanzerte
Goliaths, die einem aquatischen David entgegenwateten. Zwischen
den Hochhäusern und uns befanden sich mehrere NiKo-Boote:
ein mit vier Mann besetztes Ruderboot ähnlich dem, das uns
zu Anfang verfolgt hatte und das wie ein von der
Oberflächenspannung getragener Käfer übers Wasser
glitt; und ein wesentlich langsamerer und schwererer
holzbefeuerter Kahn, der uns mit erschreckender Sturheit den Weg
abzuschneiden suchte. Carla griff ins Steuer, ruckte einmal nach
rechts und einmal nach links. Das Ruderboot kippte um, und ich
sah kalkweiße Gesichter aufblitzen, als wir in wenigen
Metern Abstand am Heck des Dampfbootes vorbeirasten. Dann hatten
wir die schiefen, hoch aufragenden Türme erreicht, und unser
Spiegelbild huschte über die verglasten Fassaden.
    Ich trat vorsichtig aufs Achterdeck, hockte mich hin, befahl
dem Anzug, Antennenform anzunehmen, und funkte einen Notruf an
die Terrible Beauty.
    Die anderen hielten sich fest, wo es gerade ging, und
beobachteten amüsiert, wie ich mich aufrichtete,
während die Kleidungsstücke gerade erst wieder Form
annahmen.
    »Noch zwanzig Minuten«, sagte ich. Unser
Kielwasser wurden in den Fahrwasser-Canyons mehrfach reflektiert.
Die NiKo-Boote kamen uns nach, hielten aber deutlich Abstand.
    »Und wie geht es dann weiter?«, fragte Carla.
    Ich grinste mit wiederhergestelltem Selbstvertrauen, im Geiste
bereits wieder in meiner eigenen Welt,

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