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Die Cassini-Division

Die Cassini-Division

Titel: Die Cassini-Division Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken MacLeod
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Ellen?«, fragte er.
    »Dr. Malley ist voll beschäftigt«, antwortete
ich. »Sollte er weitere Hilfe benötigen, braucht er
mich bloß zu fragen. In der Zwischenzeit würde ich
gern hier bleiben.«
    »Na schön«, meinte Tatsuro. Einige Leute
näherten sich dem Tisch vom Ende des Raums her und nahmen
Platz. Clarity lächelte mir zu und setzte sich neben mich;
die anderen wirkten ein wenig reserviert. Tatsuro bat um
Ruhe.
    »Zur Information derer, die heute nacht nicht da
waren«, begann Tatsuro mit einem Blick in meine Richtung.
»Wir haben die Ausrüstung für die Öffnung
eines sicheren Übertragungskanals fertig gestellt. Unsere
Oberflächenteams haben ein Richtfunkgerät installiert,
das über vollkommen unabhängige und isolierte Kabel mit
einem Monitor samt Lautsprechern in diesem Raum verbunden ist.
Wir werden bei unserem ersten Kontaktversuch die gleiche
Wellenlänge verwenden wie gestern Ellen und auch dasselbe
Gebiet anfunken. Für die Dauer der Verbindung wird dieser
Raum isoliert werden, und jedem, der nicht dabei sein
möchte, steht es frei, sich zu entfernen.«
    Wir blickten einander an. Niemand rührte sich.
    »Also gut, Genossen«, sagte Tatsuro. »Ellen,
würden Sie Dr. Malley und Suze bitte zum Gehen
auffordern.«
    Als ich Malley und Suze bei ihrer Arbeit störte,
weigerten sie sich kategorisch, der Aufforderung
nachzukommen.
    »Ich möchte mir das auf keinen Fall entgehen
lassen«, erklärte Malley. Suze blickte einfach
bloß trotzig drein.
    Tatsuro deutete ein Achselzucken an. »Es ist Ihr
Leben«, sagte er. Malley und Suze nahmen am Tisch Platz,
Suze neben mir, Malley neben ihr. Ich drückte Suze die
Schulter.
    Joe Lutterloh, der Elektronikspezialist, überprüfte
nacheinander jede einzelne Nachrichtenkamera und schaltete sie
aus. Ein Murren drang durch die Wände, als die Bildschirme
der Zuschauer draußen plötzlich schwarz wurden.
    Der große Bildschirm wurde am Tischende in Position
gebracht und eine Kamera darauf montiert. Das isolierte Kabel
wurde über einen ebenfalls isolierten Rechner, der die
Botschaft, falls uns denn eine erreichte, filtern sollte, mit
Monitor und Kamera verbunden. Ein dünnes Kabel wurde
abgewickelt und mit dem vor Tatsuro auf dem Tisch liegenden
Controlpad verbunden.
    »Fertig«, sagte Joe.
    Er setzte sich zu uns an den Tisch. Wir verrückten die
Stühle, bis wir in einem breiten U um den Tisch herum
saßen, mit Tatsuro am einen und dem Bildschirm am anderen
Ende. Jeder von uns konnte alle anderen sehen. Tatsuro blickte
ein letztes Mal in die Runde, als wollte er sich vergewissern,
dass tatsächlich alle aus freien Stücken blieben, dann
drückte er einen Schalter. An der Kamera leuchtete ein rotes
Lämpchen auf. Die aufgezeichnete Botschaft wurde mehrfach
ausgestrahlt, zusammen mit dem Bild dieses Raums und den
schweigenden, gespannt wartenden Anwesenden.
    Etwa eine Minute verstrich; mir kam es länger vor. Dann
erschien auf dem Monitor ein Bild. Es gab keinen Schnee, keine
vorherige Feinabstimmung. Das Bild war von Anfang an scharf.
Diesmal zeigte es keines der Wesen, die wir bereits gesehen
hatten, sondern Kopf und Schultern eines jungen Mannes, der ein
schlichtes weißes T-Shirt trug und offenbar lässig im
Innern einer der Blasen stand. Ich konnte das Sechseckmuster der
Glasscheiben erkennen, wie aus weiter Ferne. Die mir – seit
gestern – besser geläufigen Gestalten der Jupiterwesen
schwebten wie fremdartige Vögel in einem Aviarium im weiten
Raum zwischen dem Mann und dem Kuppeldach. Der Mann sah aus wie
ein typischer Nordamerikaner weißer Abstammung, jedoch mit
einer kräftigen Beimischung der üblichen anderen
Rassen. Sein Gesicht war ungewöhnlich: gesund, attraktiv,
wach und freundlich. Das Bild hätte aus einem alten
Werbespot der NASA stammen können, und das tat es wohl
auch.
    Er schwenkte lächelnd die Hand. »Hi«, sagte
er. »Danke, dass Sie wieder mit uns in Kontakt treten.
Für uns ist der Erstkontakt zwei Jahre her, deshalb hatten
wir Zeit, unsere Antwort vorzubereiten. Ich funktioniere
übrigens in Ihrem Tempo – wir können unmittelbar
interagieren.« Er lächelte. »Abgesehen
natürlich von der durch die Übertragungszeit bedingten
Verzögerung. Wie ich sehe, weilt Dr. Malley unter Ihnen. Es
ist uns eine Ehre, Sir.«
    Malley brummte etwas. Es entstand eine kurze Pause. Der
Jupiteraner lächelte.
    »Wie Sie wissen, entspricht das, was Sie vor sich sehen,
nicht unserer

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