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Die Cassini-Division

Die Cassini-Division

Titel: Die Cassini-Division Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken MacLeod
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gesagt hat. Ich soll Sie nach
Kräften unterstützen. Das bedeutet unter anderem, Ihnen
Zugang zu sämtlichen Beobachtungsdaten zu verschaffen und
Ihnen so viel Rechenkraft zur Verfügung zu stellen, wie Sie
benötigen. Doch das ist noch nicht alles. Falls Sie sich das
Wurmloch aus der Nähe anschauen, eine Sonde hindurchschicken
oder selbst hineingehen wollen – dann werden wir Ihnen das
ermöglichen.«
    »Ich glaube, wir sollten in dieser Reihenfolge
vorgehen«, bemerkte Malley. »Beobachtung, Testsonden,
Erkundung. Und nicht umgekehrt.« Er lächelte, als habe
er einen schwachen Witz gemacht, und wirkte einen Moment lang
trotz der unübersehbaren Verjüngung wie einer der
älteren Akademiker aus den Vorlesungsmitschnitten des
zwanzigsten Jahrhunderts, deren Erkenntnisse nach wie vor
Gültigkeit besaßen, auch wenn ihre Kleidung und ihre
Sprechweise auf heutige Studenten bizarr wirken mochten.
»Allerdings… muss erst einmal die
Anwendungsgleichung gelöst werden, und dafür hätte
ich tatsächlich gern so viel Rechenkraft zur Verfügung,
wie Sie erübrigen können. Ich würde gern mal einen
Blick auf die verfügbare Mathematik-Software werfen. Und
eine Literaturrecherche wäre gut, denn schließlich
wollen wir das Rad doch nicht neu erfinden, oder?«
    Ich leitete alles in die Wege und stellte eine Verbindung zu
unserem Physikteam her, das mit der Erforschung des Wurmlochs
beschäftigt war; es schickte schon seit Jahrzehnten Sonden
hinein, doch bislang war noch keine zurückgekehrt. Als
Malley sich in der VR seiner Workstation behaglich eingerichtet
hatte, wandte ich mich Suze zu.
    »Du kannst noch etwas Wichtiges tun«, sagte ich.
»Wenn Sam eine Möglichkeit gefunden hat, das Wurmloch
zu passieren, könntest du uns helfen, uns auf der anderen
Seite zurechtzufinden.«
    »Auf dem Neuen Mars?«
    »Ja«, sagte ich. »Stell dir einen ganzen
Planeten voller Nicht-Kooperateure vor, wenn das möglich
ist.« Ich runzelte die Stirn. »Wenn ich’s recht
bedenke, sind es wahrscheinlich bloß eine halbe Million
Leute, also vermutlich weniger als auf der Erde…
bloß haben Sie eine ganze Welt für sich. Ich
möchte, dass du dir die Files anschaust, die wir nach Wildes
Berichten über den Neuen Mars angelegt haben, und einen
Blick auf die Bilder aus dem Speicher seines kleinen Raumschiffs
wirfst.«
    »Sehr gern«, erwiderte Suze. »Das ist
traumhaft, wirklich.«
    »Jedem nach seinem Geschmack«, meinte ich.
    Suze lachte. »Dir gefällt das nicht?«
    »Mir hat weder das gefallen, was ich vom Neuen Mars
gesehen habe, noch was Wilde uns berichtet hat«, antwortete
ich, während ich sie zu der zuletzt aufgebauten Workstation
am Ende des Raums geleitete. Da sie der Eisfläche und den
geschäftigen winzigen Robotern am nächsten lag, wurde
sie von den KK-Mitgliedern gemieden. »Ich sehe darin die
Bestätigung für einen Gedanken, den ich schon
früher hatte: Menschen in einer Welt mit Privateigentum sind
Privateigentum.«
    Suze setzte sich und passte den Arbeitsplatz an ihre
Erfordernisse an. Ich bekam davon lediglich verwaschene
Hologramme, die in der hellen Raumbeleuchtung fade wirkten, und
hin und wieder ein Gesichtszucken mit. Als Suze fertig war,
lächelte sie mich wie aus weiter Ferne an.
    »Ich sehe das anders«, sagte sie, und ehe ich
darauf entgegnen konnte, hatte sie sich das Soundsystem über
die Ohren gestülpt und war weg.
    *
    Gegen zehn Uhr waren alle KK-Mitglieder eingetroffen. Keiner
wirkte ausgeschlafen, wenn auch sicherlich aus anderen
Gründe als Suze und Malley (und übrigens auch ich).
Wahrscheinlich hatten sie bloß ein paar Stunden geschlafen,
nachdem sie die Nacht durchgemacht hatten. Mehrere nahmen zu
Stimulantien Zuflucht und machten ausgiebig Gebrauch von der
Kaffeemaschine.
    Ich hatte die Zwischenzeit dazu genutzt, die
Flugtüchtigkeit der Terrible Beauty zu
überprüfen; dem Wartungsteam zufolge war sie tipptopp
in Ordnung, daher brauchte ich sie bloß noch für meine
Crew zu reservieren. Dafür hatte ich zwei Gründe; zu
einem wäre es äußerst unangenehm gewesen, wenn
wir irgendwann festgestellt hätten, dass alle Fusionsclipper
bereits belegt waren; zum anderen kannten meine Crew und ich uns
eher mit Kampfbombern aus, und da wir mit den Eigenheiten der Terrible Beauty bereits vertraut waren, lag es nahe, auch
den nächsten Flug mit ihr zu machen.
    Tatsuro setzte sich aufs Kopfende des langen Tisches.
    »Was machen Sie hier,

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