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Die Cassini-Division

Die Cassini-Division

Titel: Die Cassini-Division Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken MacLeod
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des Kohlenstoffs‹«, zitierte Yeng schadenfroh.
»Also hören Sie auf, den Pflanzen wehzutun.«
    *
    Wir brauchten diese kurze Phase des Übermuts, um uns von
der Anspannung bei der Durchquerung des Wurmlochs zu erholen
– noch nicht einmal im Manöver hatte ich eine solche
Anspannung erlebt, zumindest nicht seit der Schlacht um Lissabon,
und die war lange her. Einen Abgrund aus Raum und Zeit zu
durchqueren war erschreckender, als ein Shuttle durchs Flakfeuer
zu steuern, und im Rückblick keineswegs weniger
beunruhigend. Es würde eine Weile dauern, bis uns das
ehrfürchtige Grauen über das, was wir getan hatten,
ganz bewusst wurde, und bis dahin wollte ich wieder zu Hause
sein. So irreführend die Radio- und
Fernsehübertragungen im Hinblick auf das Alltagsleben auch
sein mochten, so bereiteten sie uns doch auf die Begegnung mit
einer völlig fremden Gesellschaft vor.
    Aber genug war genug.
    »Okay, Genossen!«, rief ich. »Hört auf,
euch über die Sex-Sendungen lustig zu machen, und nehmt
wieder eure Posten ein. Es gibt viel zu tun.«
    Als alle zu ihren Liegen geschwebt waren – Malley wurde
dorthin bugsiert –, schnallte ich mich lose an und nahm
eine Haltung ein, in der ich alles überblicken konnte und
gut zu sehen war.
    »Nun gut«, sagte ich. »Wir haben zumindest
vorläufig festgestellt, dass der Neue Mars von einer wild
gewordenen Singularität verschont geblieben ist. Sollte es
doch so sein, bemüht sich jemand, einen anderen Eindruck zu
erwecken – das lässt sich von hier aus nicht
entscheiden. Daher ist es nahe liegend, ein paar kleine,
unauffällige Sonden runterzuschicken und uns aus der
Nähe ein Bild von der Lage zu machen. Zunächst aber
sollten wir uns zu erkennen geben. So viel wir wissen, wurden wir
noch nicht geortet, doch wenn wir erst einmal die Triebwerke
zünden und in den Orbit gehen, wird sich das nicht vermeiden
lassen.
    Wir haben das bereits durchgekaut, trotzdem möchte ich
alles noch mal mit euch durchgehen. Es gibt hier keine
militärischen Verteidigungsanlagen, wohl aber
Laserstartvorrichtungen und Raumschiffe mit Raketen und Lasern an
Bord. Damit werden Kometenfragmente zerstört, die entweder
am falschen Ort niederzugehen drohen oder deren Aufprall zu hart
ausfallen würde - Terraformen mittels Kometenbombardement
ist eine ziemlich riskante Angelegenheit. Ihre Laser sind nicht
stark genug, um uns vom Himmel zu holen – die
Laserstartvorrichtungen verwenden sie bloß für kleine
Robotraumfahrzeuge wie das Ding, mit dem Wildes Abbild zu uns
zurückgekehrt ist –, aber sie könnten uns
großen Schaden zufügen, und selbst der Kampfstation
dürfte es schwer fallen, mit ihren Raketen fertig zu werden.
Übrigens sind sie im Umgang mit Atomsprengköpfen
ausgesprochen freizügig.
    Also lasst uns vorschriftsmäßig vorgehen. Als
Erstes schlage ich vor, dass Suze und Yeng eine freundliche,
beruhigende Botschaft entwerfen, und dass Jaime und Andrea uns
auf einen Kurs bringen, der uns in eine hohe Umlaufbahn um den
Planeten befördert. In eine geostationäre Umlaufbahn,
das heißt…« – ich lächelte
über meine Pedanterie – »um genau zu sein in
eine neo-areostationäre Umlaufbahn über Ship
City.«
    »Nicht unmittelbar über der Stadt«, sagte
Tony. »Das wäre zu einschüchternd.«
    »Einverstanden, solange wir nur über dem Horizont
stehen. Bevor wir die Botschaft ausstrahlen, möchte ich,
dass Boris ein Dutzend Sonden vorbereitet – kleine Sonden,
nicht vergessen, die am Ende wie ein Blatt durch die Luft
schweben. Gestartet werden sollen sie kurz nach dem Eintritt in
den Orbit. Außerdem möchte ich, dass die
Feuerleitstelle besetzt bleibt, und zwar vom Beginn der
Ausstrahlung an so lange, bis wir sicher sind, dass wir
willkommen sind; du und Jaime, ihr bereitet euch darauf vor, an
Bord der Kampfstation zu gehen. Yeng, du überprüfst die
Kanäle des Luftschiffverkehrs auf eine Antwort auf unsere
Botschaft, Suze kümmert sich um die Nachrichtenkanäle.
Es sollte eigentlich nicht lange dauern, bis wir das Thema Nummer
eins sind.
    Da wäre noch etwas. Soweit wir wissen, gibt es hier
keinen Staat. Das mag ja schön und gut sein, dafür gibt
es aber zahlreiche miteinander konkurrierende Schutzfirmen.
Vermutlich geht es hier ganz anders zu als in der Division oder
in der Union – über hochgerüstete Leute brauchen
wir uns keine Sorgen zu machen, denn wir sind nicht
gewalttätig. Die Menschen hier sind

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