Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Cassini-Division

Die Cassini-Division

Titel: Die Cassini-Division Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken MacLeod
Vom Netzwerk:
mit den
Beschwichtigungsversuchen. Wir werden ihnen jetzt wirklich Grund
zur Sorge geben. Andrea, flieg mit drei Ge Schub auf sie zu, dann
dreh das Schiff herum und lande nicht weit von Ship City in
unbewohntem Gebiet. Suze, Yeng, probiert weiter, die Nummer zu
erreichen. Boris, Jaime, geht in die Carbon Conscience und
fliegt so weit es geht mit; koppelt vor Eintritt in die
Atmosphäre ab, landet aerodynamisch und setzt die gesamte
Feuerkraft ein, um uns durchzubringen.«
    »Das gefällt mir«, sagte Boris.
»Feuerschutz für eine erzwungene Landung geben.
Erinnert mich an alte Zeiten.« Er löste sich von der
Liege und schwebte mit Jaime zur Transfer-Schleuse.
    Ich sagte mir, dass es schlecht für seine Moral gewesen
wäre, wenn ich ihn daran erinnert hätte, dass weder er
noch ich dergleichen je getan hatten. Nach etwa einer Minute
meldete er von Bord der Kampfstation, er und Jaime seien bereit
fürs Bremsmanöver.
    »In Ordnung«, sagte ich. »Jetzt wollen wir
diesen NiKos mal zeigen, aus welchem Holz wir geschnitzt
sind.«
    »Hoffentlich müssen sie das nicht aus unserer
verkohlten DNA herauslesen«, meinte Andrea, dann schaltete
sie den Antrieb ein. Diesmal fiel der Andruck geringer aus als
während des Ausweichmanövers, dafür hielt er
erheblich länger vor. Der kurze Moment des freien Falls beim
Drehmanöver bot keine Erleichterung – dumpfer Schmerz
verwandelte sich in durchdringenden Schmerz, der auch dann nicht
nachließ, als das Bremsmanöver begann und die
Schwerkraft wieder einsetzte.
    »Wir koppeln ab«, meldete Boris. »Wir sehen
uns am Boden wieder, falls ihr es schafft.«
    »Ich liebe dich ebenfalls«, erwiderte ich.
»Seid vorsichtig.«
    In der Hecksicht schwebte die insektenähnliche
Kampfstation nach einem kurzen Stoß der Steuerdüsen
erst auf einen Parallelkurs, dann blieb sie hinter uns
zurück. Nach einer Weile zündete das Haupttriebwerk,
und sie schoss an uns vorbei, um auf einem anderen Kurs ihren
gefährlichen Abstieg zu beginnen, der notwendigerweise eine
Einbahnstraße war.
    Suze und Yeng sprachen gleichzeitig, aber da sie gegen das auf
ihrer Brust lastende Gewicht ankämpften, waren sie nicht zu
verstehen.
    »Wiederholt das bitte«, sagte ich mühsam.
    »Wir sind durchgekommen«, ächzte Suze, was
sich anhörte, als wollte sie melden, wir seien erledigt.
»Wir haben eine Verbindung zur Gesellschaft für
wechselseitigen Schutz. Anscheinend nimmt man uns dort ernst.
Sind im Moment in der Warteschleife.«
    »Leg sie auf den Hauptmonitor«, sagte ich.
»Stell mich durch.«
    Über mir tauchte das ernste Gesicht eines jungen Mannes
auf. »Hallo«, sagte ich mit schwacher Stimme.
»Wir beabsichtigen, in friedlicher Absicht außerhalb
Ihrer Hauptstadt zu landen, und bitten Sie, uns Ihre Raketen vom
Leib zu halten. Wir würden sie sowieso abwehren.« Das
war ein Bluff, aber mein Gesicht war vermutlich so verzerrt, dass
man seinen Ausdruck sowieso nicht erkennen konnte. »Lieber
wäre es uns allerdings, wenn wir unbehelligt landen
könnten.«
    »Spreche ich mit dem Raumschiff Terrible
Beauty?«
    »Ja«, bestätigte ich. Raumschiff, dachte ich.
Das klingt schon besser als Ufo.
    »Haben Sie Sicherheiten?«
    »Verzeihung?«
    »Entschuldige mal«, mischte Suze sich ein.
»Wir können Ihnen mindestens eine Tonne Gold als
Sicherheit für eventuelle Schäden bieten.«
    »Ah.« Der junge Mann bemühte sich, sein
Erstaunen zu verbergen. »Eine imperiale oder eine metrische
Tonne?«
    Ehe die Verhandlungen abgeschlossen waren, drangen wir in die
oberste Atmosphärenschicht ein, worauf das Bild erst
körnig wurde und dann ganz verblasste. Die Atmosphäre
des Neuen Mars war dünner als die der Erde –
allerdings verließen wir uns gar nicht erst auf den
Bremseffekt. Die Außensicht färbte sich rot, der
Funkkontakt brach ab, und auch die aktive Verteidigung konnte
vorübergehend nur wenig ausrichten. Für uns galt das
auch. Wir konnten bloß daliegen und darauf hoffen, dass das
Kreischen und das Gerüttel vom Bremsvorgang herrührten
und nicht von Explosionen, die unser Ende bedeuten mochten.
Malley betete anscheinend wieder, und ich wäre seinem
Beispiel mit den gleichen agnostischen Vorbehalten wie er beinahe
gefolgt. Doch ich war als braver Materialist schon in zu vielen
Schützenlöchern gewesen, um jetzt weich zu werden.
Alles, worum ich einen Gott hätte bitten können, war
bedingungslose Liebe und lückenlose Luftunterstützung,

Weitere Kostenlose Bücher