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Die Cassini-Division

Die Cassini-Division

Titel: Die Cassini-Division Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken MacLeod
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vielleicht weniger
gewalttätig, als man aufgrund der Fernsehbilder meinen mag,
aber sie sind gewiss ein wenig… äh… reizbar
und unberechenbar.« Ich blickte Malley fragend an.
    »Ich glaube, das kann man so sagen«, meinte
er.
    »Also gut«, sagte ich. »Dann los! Streng
nach Vorschrift.«
    *
    Auf die erste Antwort brauchten wir nicht lange zu warten. Der
historische Erstkontakt zwischen der Solaren Union und der ersten
extrasolaren Kolonie der Menschheit spielte sich
folgendermaßen ab:
    »Hier ist das Passagierschiff Terrible Beauty der
Solaren Union, via Malley Mile von Callisto kommend. Leitstelle
von Ship City, bitte kommen. Wir bitten um Erlaubnis, in den
geostationären Orbit gehen und…«
    »Verfluchte Scheiße, mach den Kanal frei, Mann.
Ich warne dich, du gefährdest den Luftverkehr, und wir
werden deine Position gleich geortet haben. Du steckst tief in
der Scheiße, du kleiner Drecksack. Okay, wir haben dich,
wir…«
    Eine lange Pause. »O je. Du meine Güte, wir haben
da ein unbekanntes Flugobjekt. Ich wiederhole, unbekanntes
Flugobjekt. Alarmstufe Gelb. Ich gehe auf höchste
Verschlüsselungsstufe, ich wiederhole, ab sofort gilt
höchste Verschlüsselungsstufe, kcchchchgh…«
    »Probier’s mal auf einem anderen Kanal«,
riet Suze. »Mal sehen, ob ihre Konkurrenten
aufgeschlossener sind.«
    Yeng holte sich weitere Abfuhren von der ATC Incorporation von
Ship City, von den Reid Industrial Airways, dem Lowell Field
Kontrollturm, den Barsoom Buddies, Xavieras Freundlicher
Flugleitstelle…
    »Als Sie meinten, wir sollten nach Vorschrift vorgehen,
Ellen, hätten Sie uns darauf hinweisen sollen, vorher in den
Gelben Seiten nachzuschlagen«, bemerkte Malley.
    Ich musste lachen (ja, sogar bei uns im geldfreien
Commonwealth gab es die Gelben Seiten); wir alle konnten uns
jedoch mühelos vorstellen, welche Anrufe bei einer anderen
Art von Firmen getätigt wurden, nämlich bei denen, die
Schutz vor sich näherndem Weltraummüll verkauften.
Außerdem wussten wir, dass die Menschen auf dem Neuen Mars
aus ihrer Sicht allen Grund hatten, sich über unbekannte
Flugobjekte aus dem Wurmloch Sorgen zu machen. Vor fünf
Jahren war Jonathan Wildes Roboterkopie durchs Malley Mile
verschwunden, voller Sorge, die Schnelldenker des Jupiter
wären im Begriff, dessen anderes Ende in ihre Gewalt zu
bringen. Diese Sorge war zwar unbegründet gewesen, doch er
hatte sich nicht wieder gemeldet…
    Außerdem waren unsere Absichten nicht
ausschließlich freundlicher Natur. Hätten die
Neumarsianer unsere Pläne gekannt, hätten sie
sämtliche Abfangjäger zusammengetrommelt und uns
abgeschossen.
    Plötzlich rief Suze: »Wir sind in den
Nachrichten!«
    Yeng beugte sich herüber und schwenkte einen Monitor
herum. Zu sehen war ein kleiner Junge, der vor dem Foto eines
verschwommenen eiförmigen Flecks aufgeregt sprach.
    »… bewegt sich das Ufo aus dem Wurmloch weiterhin
langsam auf uns zu. Einer gut informierten Quelle zufolge
behauptet die Besatzung, es handele sich um eine Expedition aus
dem Sol-System! Dazu haben sich die informierten Kreise noch
nicht geäußert – auch nicht zu der Frage, ob es
sich womöglich um einen Vorstoß der Schnelldenker
handelt! Stehen wir vor einer realen Invasion – oder einer
virtuellen? Der Software Seduction Service fordert dazu auf, die
Antivirensysteme upzudaten. Gehen Sie kein Risiko ein –
rufen Sie diese Nummer an!« Am unteren Bildschirmrand wurde
eine lange Zahl eingeblendet. »Und nun… schalten wir
um zu einer exklusiven Liveübertragung von den besten
Kometenjägern der Gesellschaft für wechselseitigen
Schutz, die soeben von Lowell Field starten! Für die
Gesellschaft für wechselseitigen Schutz ist keine Aufgabe zu
schwer – und kein Job zu unbedeutend! Ist Ihr Haus
so sicher, wie es sein sollte? Rufen Sie an, dann kommen auch Sie
in den Genuss der Sicherheit, die nur die erfahrensten
Beschützer vermitteln können, deren stolze Tradition
bis zur Alten Erde zurückreicht und die auf dem Neuen Mars
noch immer unübertroffen sind!
    Und auf geht’s«, improvisierte der Junge
bewundernd, als man auf einmal Dutzende, in blendend helles
Flutlicht getauchte nadelförmige Raketen sah, die wie die
Pfeile im Hundertjährigen Krieg in den Nachthimmel
aufstiegen, während das Brüllen der Triebwerke zu einem
einzigen Tosen verschmolz.
    Am unteren Bildschirmrand wurde eine weitere Telefonnummer
eingeblendet.
    »Boris,

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