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Die Cassini-Division

Die Cassini-Division

Titel: Die Cassini-Division Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken MacLeod
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ab.
    »Zehntausend Lichtjahre von der Erde entfernt und etwa
zehntausend Jahre in der Zukunft, grob geschätzt«,
sagte er. »Willkommen im Sagittarius-Arm der
Milchstraße.«
    »Wow!«, machte Suze.
    »Ich glaube, da hast du für uns alle
gesprochen«, meinte ich. »Bleibt angeschnallt. Yeng,
würdest du bitte einen Scan durchführen?«
    Yeng zog ihr Interface aus dem Gewirr der Computer herunter
und vergewisserte sich, dass es von den anderen Rechnern isoliert
war, dann scannte sie vorsichtig den üblicherweise dem
Funkverkehr vorbehaltenen Teil des elektromagnetischen Spektrums
und überprüfte mögliche Nachrichten mit der
Antivirensoftware.
    »Ziemlich viel los«, sagte sie.
    »Lass dir Zeit«, meinte ich.
    »Wirklich eine Menge Betrieb. Sowas hab ich noch nicht
erlebt. Es gibt Signale auf sämtlichen Wellenlängen!
Die alle auf Viren zu überprüfen, würde eine
Ewigkeit dauern.« Sie deutete hilflos auf den Bildschirm,
der einen Ausschnitt aus dem Spektrum wiedergab. »Nichts
festzustellen, aber das ist bloß der Anfang, ein kleiner
Bruchteil.«
    »Such dir nach dem Zufallsprinzip eine Stichprobe
aus«, schlug ich vor.
    Dies nahm etwa eine Stunde in Anspruch, während wir uns
allmählich vom Tochterwurmloch entfernten und dem Planeten
näherten. Diese Zeit nutzten wir nach Kräften.
Zunächst schwenkten wir das Schiff herum und bremsten es ab,
sodass wir jederzeit schnurstracks zurückfliegen konnten,
sollten Yengs Nachforschungen etwas Bedrohliches zu Tage
fördern. Als Nächstes stationierten wir in der
Nähe des Wurmlochs einen kleinen Kommunikationssatelliten,
der die Position eigenständig halten würde.
Außerdem war er so programmiert, dass ein Funklaser die Turing Tester auf der anderen Seite erreichen konnte. (Das
masselose Licht konnte das Wurmloch ohne Beschleunigung
durchfliegen, was sowieso zwecklos gewesen wäre; weshalb
Malley zufolge nur kohärentes Licht dazu in der Lage war,
hatte ich leider nicht verstanden.)
    Ich testete nervös die Verbindung, wobei Malley mir
über die Schulter sah.
    »Terrible Beauty an Turing Tester, hört ihr uns?«
    Sekunden verstrichen.
    »Turing Tester an Terrible Beauty, wir
empfangen euch laut und deutlich. Seid ihr an der richtigen
Position herausgekommen?«
    »Ja, das sind wir«, antwortete ich. »Jaime
zufolge zehntausend Lichtjahre von der Heimat
entfernt.«
    Eine weitere kurze Pause.
    »Haben eure Botschaft soeben ans Kommandokomitee
weitergeleitet. Tatsuro wird sich jeden Moment melden.«
    Eine andere Stimme meldete sich. »Meinen
Glückwunsch, Genossen, ihr habt Geschichte geschrieben. Ein
kleiner Schritt, ein Riesensprung… und so
weiter.«
    Ein kleiner Schritt für die Jupiteraner, ein Riesensprung
für uns.
    »Danke«, sagte ich. Nach kurzem Hin und Her, bei
dem es hauptsächlich um technische Fragen ging, unterbrachen
wir die Verbindung.
    Als nächstes platzierten wir einen großen Spiegel
vor dem Schiff und einen kleinen seitlich davon, damit wir die
visuelle Beobachtung mit dem Bugteleskop der Terrible
Beauty durchführen konnten. Zufällig waren wir
gerade zu dem Zeitpunkt eingetroffen, da Ship City, die
größte Siedlung des Planeten, in den Sonnenschatten
eintrat. Auf der dunklen Seite des Planeten waren die Lichter
kleinerer Siedlungen verstreut, und nun gesellten sich die
fünf Arme der Stadt hinzu, ein leuchtender Neonstern. Es gab
mehr Siedlungen, als wir Wildes Bericht zufolge angenommen
hatten, außerdem wirkte die Stadt größer und
heller als von ihm beschrieben.
    »Wirkt ziemlich menschlich«, bemerkte Tony.
    »Aber das ist es nicht«, erwiderte ich.
»Wilde zufolge werden vier der Arme von herrenlosen
Robotern bewohnt, wenn man in diesem Zusammenhang von
›wohnen‹ sprechen will.«
    »Die Beleuchtung ist an, aber niemand ist zu
Hause?«, meinte Malley verschmitzt.
    »Genau«, sagte ich. »Also lasst uns keine
vorschnellen Schlüsse ziehen, okay?«
    »Scheint so, als zöge jemand über uns
Schlüsse«, bemerkte Boris.
    »Was?«
    »Keiner fordert uns heraus«, sagte er milde.
»Anscheinend glauben sie, wir kämen in freundlicher
Absicht.«
    »Danke für die unglaublich informative
Erläuterung«, sagte Tony. »Ich war schon immer
der Meinung, die Hypothese ›Keine Auskunft ist auch keine
Auskunft‹ werde nicht genügend
gewürdigt.«
    »Hört auf zu meckern, Genossen«, sagte
ich.
    »Wer meckert denn hier?«
    So ging es noch eine Weile weiter.
    »Falls ihr endlich fertig

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