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Die Cassini-Division

Die Cassini-Division

Titel: Die Cassini-Division Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken MacLeod
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und beides konnte ich auch von Boris erwarten.
    Die Bremsfallschirme schüttelten uns dreimal durch, dann
ein viertes und fünftes Mal – wegen der dünneren
Luft benötigten wir trotz der geringeren Schwerkraft mehr
davon als auf der Erde. Dann zündete ein letztes Mal das
Triebwerk, was den Andruck kurzzeitig verstärkte und dabei
half, die Landebeine zu entfalten.
    »Wir sind heil runtergekommen«, verkündete
Andrea. »Keine sich nähernden Raketen, die Carbon
Conscience hat sich soeben gemeldet. Sie nähert sich dem
Boden auf einem Spiralkurs und meldet keinen Beschuss.«
    Zaghafter Jubel brach los. Andrea richtete den Funklaser auf
das Relais am Wurmloch aus und meldete, dass wir sicher gelandet
waren.
    Mit der tatkräftigen Unterstützung des Anzugs
richtete ich mich in eine sitzende Haltung auf und erhob
mich.
    »Alle okay?«
    Die anderen setzten sich mühsam aufrecht.
    »Ich fühl mich wie nach einem Gefecht«, sagte
Tony. »Wo sind wir?«
    »Sechzig Kilometer von Ship City entfernt«,
antwortete Andrea. »Mitten in einer Art
Monokultur.«
    »So ist das eben, wenn man keine Hydroponik hat«,
bemerkte Malley.
    »So ein NiKo-Ding, hab ich Recht?«, sagte
Yeng.
    Ich war froh, dass sie ihren Humor anscheinend wiedergefunden
hatte.
    Kurz darauf stellten wir fest, dass wir es tatsächlich
mit einem NiKo-Ding zu tun hatten, denn als ich aus der
Luftschleuse spähte, bemerkte ich im Halbdunkel, knapp
außerhalb der Reichweite unserer Scheinwerfer und der
kreisförmigen Zerstörungen, die wir bei der Landung
angerichtet hatten, einen Mann. Er hielt etwas in der Hand, das
aussah wie eine Flinte. Das Land war in alle Richtungen flach,
durchsetzt mit niedrigen erhellten Erhebungen, bei denen es sich
wohl um Wohngebäude handelte. Die Sterne wirkten näher
als im Weltraum und eigenartigerweise auch heller.
    »Ich weiß nicht, wer oder was ihr seid!«,
rief er. »Aber ihr werdet für den Schaden blechen,
oder ihr macht, dass ihr von hier verschwindet.«
    »In welcher Form möchten Sie entschädigt
werden?«, rief ich, ganz beschwipst vor Erleichterung und
durchaus bereit, dem Mann eine Tonne Gold anzubieten, egal ob
imperial oder metrisch.
    »He!«, sagte hinter mir Suze. »Überlass
das mal mir.«
    *
    Der Farmer, der sich als Andrew Calvin Powell vorstellte, war
ganz anders als die NiKos, denen ich in London begegnet war. Nach
kurzem Gefeilsche (»Wie viel ist’n das in
Gramm?«) wirkte er ganz zufrieden mit der von Suze
angebotenen Entschädigung und lud uns alle ein:
»Treten Sie ein und warten Sie auf die
Helikopter.«
    »Militärhubschrauber?«, fragte ich und
blickte mich besorgt nach der Leiter um.
    Weiße Zähne blitzten in dem sonnengebräunten
Gesicht auf. »Gott bewahre, Ma’am. So viel ich
weiß, hat die Gesellschaft für wechselseitigen Schutz
Sie unter ihre Fittiche genommen. Nein, Sie bekommen Besuch von
den hohen Tieren, die man aus wichtigen Meetings rausgeholt hat
– aus Betten und aus Bars! Wird noch ’ne gute Stunde
dauern, bis die sich abgesprochen haben. Ihre Kumpels sind mit
diesem Stealthbomber übrigens wohlbehalten am Flughafen
gelandet und reden gerade mit den Reportern.«
    Ich gab den anderen ein Zeichen, die Leiter herunterzukommen.
Es hatte wenig Sinn, an Bord zu bleiben – das Schiff konnte
gut auf sich selbst aufpassen, und das galt auch für uns.
Die Anzüge würden mittels verschlüsseltem
Funkverkehr Kontakt mit ihm halten – oder mit der
Kampfstation, falls die näher wäre. Aber es geht ja
noch besser, dachte ich und tippte mir ans Handgelenk, als juckte
es mich dort. Im Anzuggewebe bildeten sich die kaum wahrnehmbaren
winzigen Augen von Nanokameras.
    »Woher wissen Sie das alles?«, fragte ich, als wir
uns um Powell versammelt hatten und uns über achthundert
Meter gepflügten Ackerboden den leuchtenden Fenstern seines
Hauses näherten, das aussah wie ein lang gestreckter flacher
Hügel. »Lief das gerade im Fernsehen, als Sie ins
Freie kamen?«
    »Habt Ihr etwa keine kortikalen Downlinks?«
    »Also, gewissermaßen schon«, antwortete ich
vorsichtig. »Wir benutzen sie bloß nicht zum Fernsehen.«
    Er musterte mich misstrauisch. »Immer noch die alten
Roten, wie? Zensierte Nachrichten und beschissene Elektronik.
Aber wenigstens macht Ihr einen ganz freundlichen Eindruck, wie
der gute alte Neue Vietkong damals.«
    »He«, sagte Tony, der neben mir übers
matschige Feld stapfte, »an die erinnere ich

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