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Die Catilina Verschwörung

Die Catilina Verschwörung

Titel: Die Catilina Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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plötzlich gestorben, und Milo hatte ein Testament präsentiert, das echt aussah.
    Ein schlaksiger, hochaufgeschossener Flegel lehnte am Türpfosten und musterte mich mit einem zahnlückigen Grinsen. Er war Gallier, musste aber schon als sehr junger Mann in die Stadt gekommen sein, weil er völlig akzentfrei sprach. In der Achselhöhle zeichnete sich die unvermeidliche Ausbuchtung eines Sica-Griffes ab.
    »Sei gegrüßt, Quaestor, wir haben dich viel zu lange nicht mehr gesehen.«
    »Nein, ich habe mich nicht mehr bei Strafprozessen herumgetrieben, Berbix, sonst wären wir uns bestimmt begegnet.«
    »Aber, Herr«, sagte er noch immer grinsend, »du weißt doch, dass ich unschuldig bin wie ein Lämmchen. Und wo wir gerade von Unschuld reden, du hast doch nicht etwa vor, meinem Patron mit diesem Dolch, den du unter deiner Tunika trägst, ein Leid zuzufügen, oder? Ich weiß, dass ihr beide Freunde seid, aber auch Freundschaft hat ihre Grenzen, wenn du verstehst, was ich meine.«
    Ich hatte den Dolch völlig vergessen. Ich hatte ihn in ein Stück Tuch gewickelt unter meine Tunika gesteckt. Er musste scharfe Augen haben, wenn er ihn entdeckt hatte.
    »Seit wann würde einem ein kleiner Dolch gegen Milo etwas nützen?« fragte ich.
    »Da will ich dir nicht widersprechen. Tritt ein, ich werde dich melden.«
    Es war ein prächtiges Haus, und Milo hatte es renovieren lassen, sodass ihm jetzt sowohl ein Hof als auch ein großer Versammlungsraum zur Verfügung stand, wo er mit seinen Kumpanen bei gutem oder schlechtem Wetter Treffen abhalten konnte. Die massive Holztür war mit Eisenbändern verstärkt und mit schweren Riegeln versehen. Das Haus war wie eine Festung gesichert, um Angriffen politischer Gegner standhalten zu können. Es grenzte an drei Straßen, und Milo hatte die Tür offenkundig zur engsten hin angebracht, sodass seine Feinde keinen Platz hatten, um mit einem Rammbock einen Anlauf zu nehmen.
    Der Gallier ließ mich in einem kleinen Vorraum zurück und schickte eine Dienerin los, nach dem Herrn zu suchen, bevor er wieder seine Position an der Tür einnahm. Es war ein Zeichen der relativen Ruhe dieser Tage, dass Milo einen Mann an der Tür für ausreichend hielt. Milo hatte Ambitionen, Volkstribun zu werden, ein Amt, das schon mehr als einem Römer den Tod gebracht hatte. Auch Clodius schielte nach diesem Posten, und der unvermeidliche Zusammenstoß der beiden wurde von den Müßiggängern auf dem Forum mit großer Vorfreude erwartet. Clodius bemühte sich um Caesar, den aufsteigenden Stern am Politfirmament, während Milo eine eigenartige Allianz mit Cicero geschlossen hatte.
    Milo erschien mit einem Lächeln auf dem Gesicht, und ich ergriff seine Hand. Auch in all den Jahren, die verstrichen waren, seit er seinen Lebensunterhalt als Ruderer verdient hatte, war ihr Griff nicht schlaffer geworden. Er war ein Baum von einem Kerl, noch immer jung und so energisch und ehrgeizig, dass ich mich alt fühlte.
    »Decius! Warum hast du mich so lange nicht besucht? Du siehst blass aus. Das kommt davon, wenn man den ganzen Tag unter Saturns wachsamen Augen Geld zählt. Wie fühlt man sich als für alles Gold Roms Verantwortlicher?«
    »Ich kann dir versichern, dass das Vergnügen sehr gering ist.«
    »Dann lass mich dich aufheitern. Komm mit.« Er führte mich in einen kleinen Raum, der mit einem einzelnen Tisch und zwei kleinen Speisesofas möbliert war. Daneben stand ein Bronzekorb, gefüllt mit glühendroten Steinen, die im Backofen aufgeheizt worden waren. Sie spendeten Wärme, ohne zu qualmen, wofür ich dankbar war, denn der Nachmittag war recht kühl geworden. Der Tisch war mit Bechern, einem Krug Wein und Obst gedeckt: Oliven, Nüssen, Datteln und Feigen. Das hatte nichts mit der Liebe eines Philosophen zu den einfachen Dingen des Lebens zu tun, sondern war vielmehr Ausdruck des Zeitmangels eines vielbeschäftigten Mannes, dem es an Muße fehlte anzugeben. Wir tranken auf unsere Gesundheit und tauschten ein paar Nettigkeiten aus, bis Milo mich in seiner gewohnt direkten Art ansprach.
    »So sehr wir die Gesellschaft des anderen jedesmal genießen, vermute ich doch, dass es sich hierbei um einen offiziellen Besuch handelt?«
    »Nicht direkt. Das heißt, es hat nichts mit meinem momentanen Amt zu tun. Ich bin auf Beweise für eine mögliche Verschwörung gegen den Staat gestoßen, und ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Ich kenne niemand absolut Zuverlässigen, dem ich es anvertrauen könnte.«
    »Außer

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