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Die Champagnerkönigin

Die Champagnerkönigin

Titel: Die Champagnerkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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einfach das Leben damals gewesen war. Einfach und unkompliziert. Wann hatte sich das eigentlich geändert?
    Sie legte eine Hand auf ihren Bauch, der inzwischen eine statt­liche Wölbung aufwies. Rasch nahm sie ihre Hand wieder fort. Dort war der drückende Schmerz zu Hause, der sie immer wieder an ihren Verlust erinnerte. Sie setzte sich auf und begann gerade mit Vehemenz, ihr Kissen aufzuschütteln, als ein zaghaftes Klopfen an ihrer Tür ertönte. Sie seufzte unmutig. Warum ging Micheline nicht einfach?
    »Isabelle?«
    Sie spürte, wie ihr Körper sich versteifte. So redete nur eine … Ihr Herz begann zu klopfen, als hätte sie einen Hundertmeterlauf hinter sich, und sie spürte, wie ihre Handinnenflächen feucht wurden. Hektisch strich sie sie an ihrem Kopfkissen ab. Doch es konnte nicht sein. Sie war allein. Allein auf ihrer Insel …
    »Isabelle«, ertönte es nochmals, ein wenig lauter. »Ich bin’s, Clara!«
    Isabelles Kopf füllte sich mit einem aufdringlichen Summen.
    »Josefine ist auch hier. Dürfen wir eintreten?« Robuste Schuhsohlen auf dem Dielenboden. Ein Schritt ins Zimmer, dann noch einer.
    Langsam drehte sich Isabelle um. Sie blinzelte.
    »Ihr? Wie kommt es … Warum … Ihr seid gekommen.« Die Worte bildeten sich nur in ihrem Kopf, sie wollte sprechen und konnte es nicht. Sie wollte die unterdrückten Schreie, die ihr so vertraut geworden waren, hinauslassen und konnte es nicht. Der Kloß in ihrem Hals wurde größer und größer.
    Mit angespannter Miene und vorsichtigem Lächeln kam Clara auf sie zu, engelsgleich breitete sie ihre Arme aus. »Isabelle, es tut mir so schrecklich leid …«
    Die Arme, schützend und behütend um sie geschlungen. Die Wärme, die ungewohnte und fremde Nähe. Auf einmal hatte Isabelle das Gefühl, jemand würde ihr den Boden unter den Füßen fortziehen. Tränen schossen ihr in die Augen, heiß und heftig rannen sie ihre Wangen hinab und sammelten sich in ihren Mundwinkeln.
    Monatelang hatte sie nicht geweint. Stattdessen hatte sie den Schmerz in sich wachsen lassen, bis er jedes einzelne Gefühl in ihr verschlungen hatte. Doch nun, in Claras Armen, öffneten sich die Schleusen, und die Flut, die sie so lange zurückgehalten hatte, stürzte hervor. Isabelle weinte und weinte.
    Und Clara wiegte sie wie ein Kind sanft im Arm.

23. Kapitel
    Widerstandslos ließ sich Isabelle die Treppe hinabgeleiten. Unten stand Micheline in der Diele und schloss gerade ihre Strickjacke. Mit einem zufriedenen Lächeln nickte sie Isabelle zu. »Jetzt wird bestimmt alles gut, ma chère «, sagte sie, dann ging sie aus dem Haus.
    Verwirrt schaute Isabelle der Nachbarin nach. Hatte Micheline die Freundinnen gebeten zu kommen? Wie betäubt lief sie Josefine und Clara in den Salon hinterher, wo Josefine sofort zu der zweiflügeligen Terrassentür ging und diese weit öffnete.
    »Was für ein wunderbarer Ausblick! Wollen wir nicht draußen sitzen?« Sie wies auf die Terrasse. »Der Sommer in Berlin war bisher schrecklich verregnet und bot kaum Möglichkeiten für ein Abendessen im Freien.«
    Isabelle zuckte mit den Schultern. Drinnen, draußen, was machte es für einen Unterschied? Während sie noch unschlüssig im Salon stand, schnappte sich Josefine ein paar Sofakissen und trug sie hinaus zu den Korbmöbeln, die im untergehenden Licht der Abendsonne golden glänzten. Clara war indessen in der Küche zugange. Als sie kurze Zeit später auf die Terrasse trat, trug sie ein vollbeladenes Tablett in den Händen.
    »Deine Nachbarin hat Suppe gekocht. Ich habe ein wenig Brot dazu aufgeschnitten und eine Flasche Wein dazugestellt – Madame Guenin hatte sie vorsorglich in einem Kübel mit kaltem Wasser gekühlt. Ich hoffe, das alles ist dir recht? Eine warme Mahlzeit kann jetzt nicht schaden, vor allem in deinem Zustand nicht, oder?« Clara warf einen besorgten Blick auf Isabelles Bauch.
    Es war so typisch für Clara, jede Aussage in einer Frage zu verstecken! Unwillkürlich huschte ein kleines Lächeln über Isabelles Miene.
    Ein wenig umständlich ließen sich die drei rund um den Korbtisch nieder. Während Josefine und Clara ihr Entzücken über die Umgebung kundtaten, schaute sich Isabelle blinzelnd um, als sähe auch sie alles zum ersten Mal: die Terrasse, an deren Rand drei kleine halbierte Weinfässer voller rosafarbener Geranien standen. Wer hatte die Blumen gebracht? Die Sonne, die gemächlich hinter den Weinbergen unterging und die Landschaft in ein orangerotes Feuer tauchte. Die Reben,

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