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Die Champagnerkönigin

Die Champagnerkönigin

Titel: Die Champagnerkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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einen echten Mann. Eier, Speck, ein paar Pfannkuchen und Würstchen – da weiß man, was man hat!«
    »Mir stünde der Sinn nach einem saftigen Steak«, stellte sein Nebenmann fest. »Hoffentlich gibt’s heute Abend etwas anderes als diese ewigen Innereien.«
    Der dritte Mann schaute seine beiden Kollegen tadelnd an, dann wandte er sich in erstaunlich gutem Französisch an Daniel.
    »Wie Sie wissen, sind wir hier, um Champagner für unsere Kreuzfahrtschiffe auf dem Mississippi zu kaufen. Wir rechnen damit, dass unsere Gäste zur Jahrhundertwende im nächsten Jahr noch mehr in Feierlaune sind als sonst. Darauf wollen wir gut vorbereitet sein. Warum glauben Sie, dass ausgerechnet Ihr Champagner dafür der richtige wäre?«
    »Wer sagt denn, dass ich das glaube?« Daniel zuckte mit den Schultern. »Wissen Sie, mit Champagner ist es wie mit den Wolken am Himmel.« Er wies auf die dreigeteilten Sprossenfenster. »Jeder sieht darin, was er mag oder was seine Phantasie hergibt. Für den einen sind die Wolken himmlische Gestalten, für den anderen schlicht Vorboten von schlechtem Wetter.«
    Unwillkürlich richteten die drei Geschäftsleute ihren Blick ebenfalls aus dem Fenster. Daniel nutzte den kurzen Moment, um der Champagnerflasche einen Schluck Essig aus dem kleinen Fläschchen hinzuzufügen, das er sich in der Hotelküche hatte abfüllen lassen. Er stellte dabei fest, dass er nicht den Hauch von schlechtem Gewissen verspürte. Hatte Henriette nicht selbst an seiner Loyalität gezweifelt? Und hatte seine Chefin nicht immer recht?
    »Genug philosophiert! Probieren geht über studieren – so heißt es doch bestimmt auch bei Ihnen in Amerika.« Schwungvoll drehte er die Flasche hin und her, um den Essig unter den Champagner zu mengen, dann schenkte er drei Probiergläser ein. »Ein saftiges Steak und dazu dieser Champagner – wäre das in Ihrem Sinn?«
    »O my God!«, rief der Mann, der sich so nach einem amerikanischen Frühstück sehnte, nach dem ersten Schluck. Seine Pupillen weiteten sich, entsetzt starrte er auf das Glas in seiner Hand. » What’s that?«
    »Dieses saure Gesöff zu einem Steak? Nie und nimmer!«, rief der zweite entsetzt, nachdem auch er gekostet hatte. Daniel grinste in sich hinein.
    Der Wortführer der Männer sagte vage: »Dieser Champagner ist über alle Maßen trocken …« Sein Gesichtsausdruck war noch um einiges verwirrter als zuvor bei Daniels Vortrag über die Wolken.
    Daniel seufzte. »Genau meine Rede! In meinen Augen sollte ein wahrhaft eleganter Champagner süß sein wie die süßesten Stunden der Liebe. Aber glauben Sie, dass mein Chef auf mich hören würde? Jedes Jahr spornt er mich weiter an, noch trockeneren Champagner herzustellen. Das sei die neue Mode, sagt er.« Er beugte sich vertraulich über den Tisch und fuhr leise fort: »Unter uns gesagt – ich glaube, er ist nur zu geizig, um dem Champagner ausreichend Zucker hinzuzufügen.«
    Die drei Amerikaner warfen sich bedeutungsvolle Blicke zu, der Assistent kritzelte hektisch Bemerkungen auf seine Liste.
    »Aber vielleicht sind Ihre Kunden in Mississippi ja äußerst fortschrittliche, moderne Menschen? Dann wäre ein solch saurer Champagner gerade richtig.«
    Der Mann mit dem Hunger nach Frühstück schnaubte. »Sie haben ja keine Ahnung, Mann! Wir Südstaatler sind konservativ bis in die Haarspitzen und stolz darauf. Vielleicht können Sie ­Ihren Kunden solch ein Gesöff als ›neue Mode‹ andrehen, uns gelingt es gewiss nicht.«
    »Und wir wollen es auch nicht!«, fügte sein Nebenmann heftig hinzu.
    Daniel, der bis zum heutigen Tag nicht gewusst hatte, über wie viel schauspielerisches Talent er verfügte, lächelte unschuldig. »Tja, was soll ich sagen? Trubert ist nun einmal leider keiner der ganz großen Namen, was wollen Sie da vom Champagner erwarten …«, sagte er tief aufseufzend. Er kratzte sich gedankenverloren am Kopf. »Mein Traum wäre es, einmal für Bollinger oder Feininger arbeiten zu dürfen … Oder für die veuve Clicquot! Dann hätte ich es als Kellermeister geschafft. Wissen Sie, bei uns in der Champagne sind die Damen diejenigen, die den besten Champa­gner herstellen, das ist schon seit Jahrhunderten so. Würde ich bei einer der Witwen arbeiten, dürfte ich bestimmt auch einen Champagner kreieren, der so lieblich und süß ist, dass man gern ein zweites Glas trinkt. Was bei diesem …« – er fuchtelte mit der rechten Hand in Richtung seiner Flasche – »… Essig weiß Gott nicht der Fall ist,

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