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Die Champagnerkönigin

Die Champagnerkönigin

Titel: Die Champagnerkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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Isabelle umarmte Clara und Josefine so stürmisch, dass sie alle drei zu taumeln begannen.
    »Wie du die Herren herumkommandiert hast«, sagte Isabelle zu Clara. »Und du willst uns erzählen, du bist daheim nur die brave Hausfrau? Entweder hast du mehr Schauspieltalent als die Mimen auf den größten Bühnen oder …« Um Worte verlegen winkte sie ab.
    »In mir stecken eben verborgene Talente. Vielleicht sollte ich auch im wahren Leben deine Assistentin werden«, erwiderte Clara kichernd.
    Die Ausgelassenheit der Frauen war so ansteckend, dass immer mehr Reisende auf dem Bahnhof von Troyes neidvoll zu ihnen herüberschauten.
    Wenn ihr wüsstet, dachte Isabelle, der die Blicke der Leute nicht entgingen. Doch schon im nächsten Moment verflog der Hauch von Melancholie wieder, und sie gab sich der Süße ihres Triumphs hin.
    Mehr konnte sie im Augenblick auch nicht tun, denn statt ihren Verkaufserfolg in Troyes gebührend zu feiern, musste sie auf dem schnellsten Weg zurück nach Hautvillers. Die Amerikaner waren nämlich nicht nur beim Umfang ihrer Bestellung schnell zur Sache gekommen, sondern auch bei der Lieferzeit: Isabelle sollte den Champagner noch in derselben Woche versandfertig machen. Die Frage, wie man zehntausend Flaschen Champagner für eine solch lange Reise verpackte, versetzte sie einen Moment lang erneut in Panik. Doch genauso schnell beruhigte sie sich wieder. Das würden sie drei nun auch noch schaffen.
    Es war schon spät am Abend, als sie Hautvillers endlich erreichten. Sowohl auf dem Bahnhof in Troyes als auch im Zug hatte Isabelle immer wieder nach Daniel Lambert Ausschau gehalten. So kurz vor der Ernte war auch er bestimmt auf dem schnellsten Weg nach Hause gefahren. Sie wusste zwar nicht, was genau er im Vorfeld ihrer Audienz zu den Amerikanern gesagt hatte, aber dass er den Boden für ihren Geschäftserfolg bereitet hatte, stand für sie ohne Zweifel fest. Es war einfach zu leicht gewesen! Ob sie sich wohl traute, ihn in Hautvillers aufzusuchen und danach zu fragen? Bedanken musste sie sich schließlich auch …
    In Troyes hatte eine drückende Schwüle geherrscht, hier im Norden der Champagne war es jedoch angenehm frisch. Am späten Nachmittag war ein Gewitter niedergegangen, erfuhren sie von dem Kutscher, der sie von Épernay nach Hause fuhr. Zur Erleichterung aller war die Gegend von Hagel verschont geblieben, und auch der Regen war schnell auf den Reben und Trauben getrocknet – nicht auszudenken, was solch ein Gewitter kurz vor der Ernte hätte anrichten können!
    Obwohl sie alle müde von der Reise und den Aufregungen des Tages waren, dachte keine der drei Frauen an Schlaf. Im Haus war es überraschend kühl, und so entzündete Josefine im offenen Kamin ein Feuer. Clara ging in die Küche, um einen Teller belegte Brote vorzubereiten – sie hatten zwei große Stücke Käse mitgebracht –, während Isabelle in den Keller hinabstieg und mit ein paar Flaschen Champagner zurückkam.
    Josefine schaute sie fragend an. »Kannst du die überhaupt noch entbehren?«
    »Eine Flasche gewöhnlicher Wein oder ein kleiner Likör würde uns auch genügen«, bemerkte Clara und stellte den Teller mit den Broten auf den Tisch.
    Isabelle holte ein paar Gläser aus dem Schrank und sagte: »Keine Sorge, meine Keller sind so voll, dass ich den Amerikanern auch zwanzigtausend Flaschen hätte verkaufen können. Wer weiß, vielleicht ordern sie ja nach?« Noch während sie sprach, öffnete sie eine Flasche. Sie war zwar nicht in Eiswasser gekühlt worden, wie sie es von Raymond Dupont gelernt hatte, aber durch die Lagerung im Keller dennoch angenehm temperiert.
    Seit ihrer Ankunft in der Champagne hatte sie diversen Weinproben beigewohnt, bei Raymond Dupont in Reims, aber auch bei Micheline und anderen Winzern. Jedes Mal war sie von dem fast sakral anmutenden Ritual, mit dem eine Flasche geöffnet wurde, fasziniert gewesen. Nun war sie es, die mit großer Sorgfalt den Korken so abnahm, dass nur ein leichtes Zischen zu hören war, keinesfalls aber ein Knall. »Wie ein Engelsfurz«, hatte Micheline es einmal genannt.
    »Diese drei Flaschen Champagner hier sind jedoch gar kein Feininger, sondern ein Geschenk meines Bekannten Raymond Dupont. Er ist Champagnerhändler in Reims. Bei ihm habe ich meine erste Weinprobe gemacht, und stellt euch vor, er hat mir einen guten Gaumen attestiert.«
    Sowohl Clara als auch Josefine nickten beeindruckt.
    »Ein fremder Mann schenkt dir Champagner? Ist das nicht, als würde man

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