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Die Champagnerkönigin

Die Champagnerkönigin

Titel: Die Champagnerkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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junge Dame ihrer Herkunft nicht galt, hatte Isabelle ihm bisher nicht beibringen können.
    Er nickte. »Als ich bei meinem Onkel zu Besuch war, hat Claude Bertrands Frau Louise für uns gekocht, ganz vorzüglich sogar. Ich nehme an, dass sie meinem Onkel den Haushalt geführt hat. Sie wird bestimmt ebenfalls froh sein, weiterhin in Lohn und Arbeit zu stehen.«
    Isabelle nickte beruhigt.
    »Und für die Arbeit in den Reben gibt es weitere Helfer. Als mein Onkel mir seine Weinberge zeigte, waren jedenfalls etliche Männer und Frauen mit dem Rebenhochbinden beschäftigt. Ob sie ständig angestellt sind oder nur aushilfsweise, weiß ich natürlich nicht. Für die Einzelheiten habe ich mich damals nicht interessiert, aber wenn ich darüber nachdenke … Ich hatte durchaus den Eindruck, dass das Weingut gut geführt wurde – wenn nicht von meinem Onkel selbst, dann von seinen Leuten. Wenn man das alles ein bisschen überwacht und kontrolliert …« Er zuckte mit den Schultern, wie er es immer dann tat, wenn er etwas für völlig problemlos hielt.
    Isabelle fühlte sich wie erlöst. Das hörte sich doch alles ganz wunderbar an! Gedankenverloren fingerte sie an ihrer Perlenkette. Sie sah sich schon elegant gekleidet in einem luxuriösen Salon stehen und mit einem Champagnerglas in der Hand zahlungskräftige Kunden des Weinguts willkommen heißen. Ein Leben, prickelnd wie Champagner.
    Das Hotel, das sie in Reims bezogen, lag am Place Royale und war einfach, aber sauber. Während Leon dafür sorgte, dass ihr Gepäck in einem Abstellraum des Hauses sicher untergebracht wurde, machte sich Isabelle in ihrem Zimmer ein wenig frisch. Die Wirtin hatte ihr eine Schüssel lauwarmes Wasser auf die Waschkommode gestellt, zu Isabelles Erstaunen schwammen zwei Zi­tronenscheiben darin. Zitronen mitten im Winter? Lächelnd presste sie den Saft ins Waschwasser und genoss das erfrischende Prickeln, das die Säure auf ihren Wangen hinterließ.
    Obwohl sie seit zwei Tagen unterwegs waren und sowohl die vorige Übernachtung in einer ärmlichen Kaschemme wie auch das letzte Wegstück der Reise recht beschwerlich gewesen waren, stand weder Leon noch Isabelle der Sinn nach einer Ruhepause. Vielmehr wollten sie Reims erkunden, die Stadt, die zu ihrem neuen Leben gehören würde wie keine andere.
    Die Sonne, die sie während ihrer Reise begleitet hatte, war nun am späten Nachmittag erblasst. Fröstelnd zog Isabelle ihren Schal enger um den Hals.
    »Schau dich mal um – genauso hell und einladend habe ich Reims von meinem letzten Zwischenstopp in Erinnerung«, sagte Leon euphorisch. »Sauber ist es auch – nirgendwo liegt Hundekot oder anderer Unrat. Ist das nicht eine prachtvolle Stadt?«
    Mit leuchtenden Augen betrachtete auch Isabelle die zahllosen kunstvoll geschmiedeten Straßenlaternen, die auch noch die letzten Straßenwinkel ausleuchteten. Hier wurde von Seiten der Stadt allem Anschein nach nicht gespart. Und dann die vielen schönen Geschäfte – Modeläden, Herrenausstatter, Parfümerien, eine wunderschöne Apotheke, daneben ein Laden nur mit Schokolade und feinen Süßigkeiten – diese Straße stand dem Berliner Kurfürstendamm in nichts nach. Hier würde sie sich wohl fühlen, das spürte sie schon jetzt. Nicht auszudenken, wenn sie in Reims ein zweites Nothzeit erlebt hätte! Die Erleichterung darüber, dass nicht noch eine Luftblase vor ihren Augen zerplatzte, war so immens, dass es sie schauderte.
    »So viele schöne Geschäfte! Ich hätte größte Lust, ein paar Einkäufe zu tätigen. In den nächsten Wochen haben wir bestimmt keine Zeit, gleich wieder herzukommen. Und die Kathedrale müssen wir uns auch unbedingt anschauen! Es handelt sich dabei nämlich um ein einzigartiges gotisches Bauwerk und um die Krönungsstätte aller französischen Könige.« Das hatte sie in dem Reiseführer gelesen, den sie in einer Buchhandlung in der Nähe des Saarbrücker Bahnhofs auf die Schnelle erworben hatte. Den Kopf in die Höhe reckend, schaute sie sich um. Auf der Fahrt hierher hatten sie die hohen Türme der Kathedrale mit den fehlenden Spitzen schon von weitem gesehen – doch nun, mitten in der Stadt, wo sich ein mehrstöckiges Geschäftshaus ans andere reihte, sah sie sie nicht mehr.
    Leon nickte desinteressiert, dann wies er auf ein hellerleuchtetes Restaurant auf der gegenüberliegenden Straßenseite. »Schau mal, auf der Tafel steht, es gibt Rehbraten. Ehrlich gesagt habe ich einen Bärenhunger.«
    »Aber …«, protestierte

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