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Die Champagnerkönigin

Die Champagnerkönigin

Titel: Die Champagnerkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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Holzstich von 1886

4. Kapitel
    Isabelle drehte den Kopf zur Seite, so dass Leon ihren Hals besser küssen konnte.
    »Du riechst so gut«, murmelte er an ihrem Nacken, dann biss er zärtlich in ihr linkes Ohrläppchen. »So süß, wie eine kandierte Kirsche …« Seine Finger umspielten ihre Brustwarzen, sein Körper presste sich an ihren. Mit einem Seufzer des Verlangens zog Isabelle ihn enger an sich. Sie wollte ihn ganz in sich aufnehmen, ihn spüren …
    »Ich habe eine Idee«, sagte Leon, als sie befriedigt vom Liebesspiel beieinanderlagen. Goldenes Sonnenlicht fiel durch die hölzernen Fensterläden auf die Bettdecke und auf Isabelles nackte Haut. Sie streckte sich genüsslich und sagte: »Wir bleiben den ganzen Tag hier und wiederholen, was wir gerade getan haben?«
    Leon lachte sein kehliges Lachen. »Nur zur Hälfte richtig geraten, meine Liebe. Hier bleiben wir schon, aber nicht in diesem Zimmer.« Spielerisch hob er eine Strähne ihrer roten Locken und bedeckte ihre nackten Brüste damit. »Auf dem Weingut sind wir noch lange genug, und die Arbeit läuft uns nicht davon. Ein Tag Muße ist jetzt genau das Richtige. Außerdem müssen wir unbedingt noch ein Restaurant finden, das Feininger-Champagner serviert, nachdem uns dieser Genuss gestern versagt worden ist.«
    Isabelle stimmte in sein Lachen mit ein, während in ihrer Brust zwei Herzen schlugen. Einerseits war sie schon so neugierig auf Hautvillers! Und hatte Leon dem Verwalter ihr Kommen nicht für heute angekündigt? Doch andererseits war dies wahrscheinlich für lange Zeit ihre letzte Chance, ein bisschen Großstadtluft zu schnuppern.
    Sie rollte sich zur Seite und hangelte ihren Reiseführer vom Nachttisch. »Was wollen wir zuerst anschauen? Diesen antiken Triumphbogen oder –«
    » Chérie , Liebes«, unterbrach Leon sie. Er nahm ihre Hand und drückte spielerisch einen Kuss auf die Innenfläche. »Mein Plan sieht ein wenig anders aus …«
    In ein elegantes, wenn auch nicht mehr ganz modernes Ensemble aus erdbeerrotem Samt und einer cremefarbenen Wolljacke gekleidet, machte sich Isabelle kurze Zeit später auf den Weg in Richtung der weltberühmten Kathedrale. Um den Hals hatte sie mehrere Perlenketten geschlungen, ihre Haare waren zu einem voluminösen Dutt auf ihrem Hinterkopf aufgetürmt. Hinter den Ohren ringelten sich ein paar lose Locken und akzentuierten ihren schlanken Hals. Alles in allem wirkte sie eher, als käme sie aus Berlin statt aus Nothzeit, dachte sie, während sie ihr Spiegelbild in einem der Schaufenster besah.
    Die Sonne schien, doch sie hatte noch keine wärmende Kraft. Fröstelnd und nicht zum ersten Mal bereute Isabelle, dass sie keinen ihrer Pelze aus Berlin mitgenommen hatte. Aber als sie damals im Spätsommer so eilig ihre Koffer gepackt hatte, überwinterten die Pelze gerade auf dem Speicher oder anderswo, genau wusste Isabelle das gar nicht. Und wer denkt schon an Zobel und Silberfuchs, wenn er unsterblich verliebt ist?
    Sobald sie sich eingelebt hatten und der Champagnerverkauf gut weiterlief – nachdem sie am gestrigen Abend gesehen hatte, wie das Getränk im Restaurant in Strömen floss, ging sie davon mehr denn je aus –, würde sie sich einen neuen Pelz leisten, beschloss sie und hielt schon mit einem Auge Ausschau nach einem entsprechenden Geschäft. Den ersten Pelz, den nicht ihr Herr Papa für sie kaufte!
    Ihr Ärger darüber, dass Leon Reims lieber auf dem Rad erkundete, als mit ihr unterwegs zu sein, löste sich rasch in nichts auf. Wie immer konnte sie ihrem Rad fahrenden Ehemann einfach nicht böse sein. Und dass sie allein unterwegs war, hatte auch sein Gutes, denn so konnte sie wenigstens in Ruhe die Auslagen der hübschen Geschäfte bewundern!
    In einer Parfümerie, in deren Schaufenster Werbung für französische Düfte gemacht wurde, kaufte Isabelle Seife und eine Handcreme. Sie war schon beim Bezahlen, als sie in der gläsernen Auslage der Verkaufstheke winzige Tiegel entdeckte, deren Deckel mit farbigen Steinen verziert waren. Genauso ein Tiegelchen hatte ihre Mutter besessen!
    »Darf ich das sehen?«, fragte sie auf Französisch und kam sich seltsam hölzern dabei vor. Dabei hatte sie auf den Bällen am Hof des Kaisers auch regelmäßig Französisch gesprochen.
    »Unser feinstes Wangen- und Lippenrot, meine Dame«, erklärte die junge Verkäuferin. Zuvorkommend schraubte sie mehrere der Tiegel auf, und Isabelle sah, dass sie mit verschiedenfarbigen Cremes gefüllt waren. Ein Kupferton hatte es

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