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Die Champagnerkönigin

Die Champagnerkönigin

Titel: Die Champagnerkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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Zum Glück brannte ein gutes Feuer im Ofen, das Wasser begann deshalb schnell zu kochen. Wenn Du dann ein bisschen Speck auslässt und die Kartoffeln darin goldbraun anbrätst … Den Blick noch auf Claras Anweisungen gerichtet, griff Isabelle schon in den Kartoffelsack, der neben dem Herd stand. Nun galt es, mit dem Kartoffelmesser genauso schnell zu hantieren wie zuvor mit der Rebschere!
    Kartoffeln mit Speckstippe, eine riesige Platte mit aufgeschnittenen grünen Gurken und eine Schüssel mit halbierten und in Champagner gebadeten Pfirsichen – falls irgendjemand Isabelles Mittagessen ungewöhnlich fand, so ließ er es sich nicht anmerken. Stattdessen griffen die Männer beherzt zu, während sie außer den Wasserkaraffen auch eine Flasche Rotwein nach der anderen leerten. Hoffentlich stieg der Wein den Männern nicht allzu sehr zu Kopf, bangte Isabelle, doch gleichzeitig war sie froh, dass ihre Verpflegung so guten Anklang fand.
    Beim Anblick der Männer, die um den großen Holztisch herumsaßen, den Claude extra aus der Scheune geschleift und am Fuß der Weinberge aufgebaut hatte, wurde es Isabelle warm ums Herz. Alle lachten und scherzten, alle waren frohen Mutes und genossen die Gemeinschaft. So hatte sie sich die Ernte vorgestellt! Davon musste sie unbedingt Clara und Josefine schreiben.
    Die Arbeit war schwer, die Stunden zogen sich in die Länge. Vom Mittagessen abgesehen gab es keine weiteren Pausen. Zum Unmut der Männer duldeten Claude Bertrand und Gustave Grosse nicht einmal eine kleine Raucherpause.
    »Heute Abend könnt ihr rauchen, so viel ihr wollt, aber jetzt gilt es, die Trauben ins Pressenhaus zu bringen, wir wollen Madame doch nicht enttäuschen!«, beschwor Claude die Männer immer wieder aufs Neue. »Die Witwe Feininger lässt sich nicht lumpen, sie bringt einen großen Topf Schweinswürste auf den Tisch, dazu Senf aus Dijon, frisches Brot und Wein, so viel ihr wollt. Sind das nicht herrliche Aussichten?«
    Und so machten die Männer trotz schmerzender Rücken, müder Arme und schwerer Beine weiter, bis es Abend wurde.
    Statt wieder alles zum Weinberg zu schleppen, servierte Isabelle das Abendessen für die Pflücker bei Kerzenschein auf ihrer Terrasse. Allerdings konnten weder Claude Bertrand noch Gustave Grosse den Feierabend genießen, denn sie waren im Pressenhaus, wo sie die Weiterverarbeitung der Trauben überwachten. Schon vor der Ernte war es Claude Bertrand gelungen, für die Betätigung der Pressen ein paar alte und erfahrene Männer aus dem Dorf zu gewinnen – diese Arbeit war zu diffizil, als dass man sie jedermann hätte machen lassen können.
    »Zum Schlafen und Essen kommen wir in den nächsten Tagen und Nächten so gut wie gar nicht, das ist halt so bei der Ernte, Madame«, hatte Claude achselzuckend gemeint, als sie ihn fragte, wohin er so spät noch aufzubrechen gedachte. Isabelle versprach, nachher auch noch auf einen Sprung vorbeizukommen.
    Als der Kessel mit den Würsten und die Brotkörbe leer waren, packte einer der Männer eine Geige aus und begann zu spielen. Im Gegensatz zu Isabelle schienen die anderen allesamt das Lied zu kennen. Klatschend und singend begleiteten sie den Geigenspieler.
    Isabelle öffnete glücklich lächelnd noch ein paar Flaschen Wein.
    Den ersten Tag hatten sie geschafft!

32. Kapitel
    Am nächsten Morgen begannen die Pflücker ihre Arbeit schon morgens um vier Uhr. Isabelle hatte nämlich gelesen, dass die Trauben ihr feines fruchtiges Aroma am besten behalten, wenn man sie in den kühlen Morgenstunden erntete.
    »Dafür habt ihr auch früher Feierabend!« – mit diesem Argument hatte sie die Erntehelfer aus Charleville überreden können, nach nur wenigen Stunden Schlaf wieder aufzustehen. Da Gustave Grosse fortan die Arbeiten im Pressenhaus überwachte, übernahm Claude allein die Aufsicht in den Weinbergen. Umso erstaunter war Isabelle, als er gegen Mittag in ihrer Küche auftauchte. Statt wie am Vortag die ersten Stunden bei der Ernte zu helfen, war sie in der Küche geblieben, um sich der zeit- und kraftraubenden Zubereitung von Frühstück, Mittag- und Abendessen zu widmen.
    »Ist etwas passiert?« Stirnrunzelnd schaute Isabelle ihren Verwalter an.
    Er schüttelte den Kopf. »Die Männer geben ihr Bestes, aber dreißig Paar Hände können einfach nicht die Arbeit verrichten, die bisher von fünfzig Mann getan wurde. Wir brauchen mehr Pflücker, sonst bekommen wir die Ernte nicht rechtzeitig eingeholt.«
    Isabelle runzelte die Stirn.

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