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Die Champagnerkönigin

Die Champagnerkönigin

Titel: Die Champagnerkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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    Während Isabelle Kartoffeleintopf an ihre Pflücker verteilte, schaute sie immer wieder sorgenvoll in den Himmel. Noch immer brannte die Sonne gnadenlos herab, doch weiter hinten am Horizont war ein weißer Streifen Wolkenschlieren zu sehen.
    Dabei hatte alles so gut angefangen. Die Männer aus Charleville, so unerfahren sie auch waren, pflückten von früh bis spät und ohne Unterlass Trauben. Trotzdem waren es viel zu wenige, die im sogenannten Pressenhaus angeliefert wurden. Gustave Grosse und seine Männer, die eigentlich unablässig das Pressrad betätigen sollten, drehten die meiste Zeit Däumchen.
    Nach den ersten Tagen war allen klar gewesen, dass sie die Ernte nicht bewältigen würden, es waren einfach zu viele Rebzeilen für zu wenig Arbeiter. In ihrer Verzweiflung war Isabelle am Morgen losgezogen und hatte in den fast leergeernteten Weinbergen ihrer Nachbarn die Pflücker angesprochen, ob sie nach getaner Arbeit nicht noch einen Auftrag bei ihr annehmen würden. Doch die Männer und Frauen hatten lachend mit dem Kopf geschüttelt. Eine Ernte reichte. Nun, da sie ihren Lohn in der Tasche hatten, wollten sie den Herrgott einen lieben Mann sein lassen und das Leben genießen. War das Geld irgendwann fort, würde sich schon wieder eine neue Gelegenheit zum Geldverdienen bieten.
    »Ihre Suppe mundet wunderbar, Madame«, sagte einer der Radler jetzt und hielt Isabelle seinen Teller erneut hin. Mit erzwungenem Lächeln schöpfte sie ihm nach. Am liebsten hätte sie die Männer eigenhändig wieder in die Weinberge getrieben, doch sie wusste inzwischen, wie hart die Arbeit war. Um überhaupt durchhalten zu können, waren die Mittagspause und kräftigende Speisen lebensnotwendig. Suppe mit viel Fleisch darin, Brot, Käse, frittiertes Gemüse und ein Kräuterquark – jeden Tag tischte sie mehr auf.
    Ach, sollen sie doch in Ruhe essen und die Pause genießen , dachte sie resigniert, während sie den letzten Rest Suppe für sich selbst aus dem Topf kratzte. Auf eine Stunde mehr oder weniger kommt es jetzt eh nicht mehr an, wir versagen so oder so auf halber Strecke.
    Ein vorwitziger Spatz hüpfte aus dem Sonnenlicht in den Schatten, den der lange Esstisch warf. Ohne sich um die vielen Menschen zu kümmern, blickte sich der Vogel nach herabgefallenen Brotkrumen um. Isabelle warf dem Tier ein Stück Brotkruste zu.
    »Madame – schauen Sie mal!« Claude Bertrand, der neben ihr am Tisch saß, stupste sie in die Rippen. Gleichzeitig zeigte er in Richtung des Dorfes. Dreißig, vielleicht auch mehr Männer und Frauen kamen zielstrebig auf sie zu. Sie alle trugen die typische Kleidung der Pflücker – Baumwoll- oder Leinenhemden, die Männer ein Stirnband gegen den Schweiß, die Frauen Kopftücher.
    »Was hat das zu bedeuten?« Mit großen Augen starrte Isabelle auf die Gruppe, vor der ein drahtiger Bursche mit schwarzen Locken, aber schwindendem Haaransatz marschierte. Sein Blick, mit dem er Isabelle und die Männer an ihrem Tisch bedachte, war alles andere als freundlich.
    Isabelle runzelte die Stirn. Täuschte sie sich, oder waren das die Leute, die auf ihrem Grund und Boden kampierten? Brachen sie nun ihre Zelte ab? Oder warum spazierten sie sonst mitten am Tag durch die Gegend?
    »Verflixt!«, sagte Claude Bertrand. »Wenn das nicht Àlvarez und seine Leute sind! Das ist der Hundesohn, der bei uns hätte arbeiten sollen. Uns so im Stich zu lassen – dem erzähl ich was!« Wütend stand der Verwalter auf und rieb sich die Hände, als wollte er im nächsten Moment auf den Mann losgehen.
    »Claude«, murmelte Isabelle warnend. »Kein Streit jetzt, bitte. Hören wir uns doch erst einmal an, was die Leute zu sagen haben.«
    Ihr Verwalter nickte zähneknirschend, während der Spanier auf sie zukam.
    Er steckte beide Daumen in seinen Hosenbund, wippte herausfordernd von den Zehenspitzen zur Ferse und wieder zurück. Dann sagte er: »Wir sind geschickt worden. Es heißt, Sie würden Hilfe benötigen.«
    Verwirrt schaute Isabelle den Mann an. »Aber … wer hat Sie denn geschickt?«
    Der Mann winkte ab. »Das tut nichts zur Sache. Bei guter Bezahlung und Verpflegung wären wir gewillt, eine zusätzliche Schicht einzulegen, darauf kommt’s doch wohl an.« Kritisch lugte er auf die Teller der Radfahrer, als wollte er zuerst prüfen, was Isabelle auf den Tisch brachte.
    Isabelle hätte vor Freude heulen können. Dieser Kerl war ihre Rettung! Trotzdem sagte sie streng: »Ich zahle den vereinbarten

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