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Die Champagnerkönigin

Die Champagnerkönigin

Titel: Die Champagnerkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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ein.
    »Lass uns ein paar Schritte gehen«, sagte sie und schlenderte mit ihm in Richtung einer der beiden Terrassen, die das Opernhaus umgaben. Auch hier war mit Beleuchtung nicht gespart worden, entlang den marmornen Balustraden war jede Gaslampe entzündet – die Operngäste sollten schließlich überall im schönsten Lichte glänzen können.
    »Wie ich höre, hat Isabelle Feininger ihre Ernte nun ebenfalls eingefahren«, sagte Henriette, kaum dass sie ihre Gläser auf der Balustrade abgestellt hatten. »Allerdings unter den größten Schwierigkeiten und im letzten Moment.«
    Raymond lachte auf. »Und wer war für diese Schwierigkeiten verantwortlich? Doch niemand anders als du!«
    Statt es abzustreiten, machte Henriette eine beiläufige Handbewegung, als hätte Raymond eine Lappalie erwähnt. »Über kurz oder lang wird sie ihr Weingut sowieso verlieren, soll ich also abwarten, bis es der nächste Scharlatan übernimmt?«, sagte sie und fuhr fort, ohne eine Antwort von Raymond abzuwarten: »Jacques Feininger war nicht aus dem richtigen Holz geschnitzt, um ein Weingut zu führen, Leon Feininger war es nicht, und die Deutsche ist es erst recht nicht. Es wird höchste Zeit, dass das Weingut in die richtigen Hände gelangt.«
    »Und die richtigen Hände sind die deinigen?«, fragte Raymond trocken. Warum erzählte sie ihm das alles?
    Henriette schaute selbstbewusst drein. »Ich mache kein Hehl daraus, dass ich das Feininger-Land haben möchte. Jeden Morgen, wenn ich aus dem Fenster schaue und die Feininger-Weinberge sehe, überfällt mich dieses Verlangen. Sie würden meinem Besitz sozusagen noch die Krone aufsetzen.«
    Obwohl es nichts Neues war, empfand Raymond Henriettes Art, immer nur von »ihrem« Besitz zu sprechen, als wäre sie die ­alleinige Besitzerin des Weinguts Trubert, auf einmal als äußerst unangenehm. Und überhaupt – ihm war das ganze Gespräch unangenehm!
    »Dabei habe ich durchaus auch Isabelles Wohlergehen im Sinn«, fuhr sie fort. »Sie ist noch jung, eine zweite Heirat würde ihr gut zu Gesicht stehen. Ein wohlhabender Mann, der ihr die Welt zu Füßen legt, bei dem sie eine Prinzessin sein darf und nicht das Aschenputtel, das von früh bis spät schuftet. Ein Leben, wie es ­einer feinen jungen Dame aus der Kaiserstadt Berlin gebührt – das würde ich mir für Isabelle Feininger wünschen. Du etwa nicht?«
    »Was willst du, Henriette?«, fragte er ungeduldig. Er trank mit einem Zug sein Glas leer und machte Anstalten, wieder ins Gebäude zu gehen.
    »Nur dein Bestes will ich, mein Lieber«, erwiderte sie zuckersüß. »Das ewige Alleinsein tut dir nicht gut, das sehe ich doch. Du siehst müde aus und irgendwie … freudlos. Eine neue Liebe würde dir guttun! Eine junge Frau, die einen so reifen, klugen und attraktiven Mann wie dich zu schätzen weiß, eine wie Isabelle Feininger. Sie würde frischen Wind in dein verstaubtes Junggesellendasein bringen. Die Welt besteht nicht nur aus Arbeit, mein Lieber!«
    »Das sagt ja gerade die Richtige«, bemerkte er spöttisch, während er versuchte, sich seine Überraschung nicht anmerken zu lassen. Konnte Henriette Gedanken lesen? Eine schöne Frau, Verlangen und prickelnde Erregung – nichts davon gab es mehr in seinem Leben, es war fad geworden wie abgestandener Champagner. Dass es ausgerechnet seine frühere Geliebte war, die den Finger in diese Wunde legte, empfand er fast als Demütigung.
    »Um mein Liebesleben brauchst du dir wirklich keine Sorgen machen. Ich bin diskret, das ist alles«, fügte er hinzu. Isabelle Feininger?
    »Diskretion hin oder her, meinen Augen und Ohren entgeht nur wenig, das weißt du genau. Dass dir die Witwe Feininger gefällt, habe ich schon mehr als einmal feststellen können, ob auf unserem Jubiläumsfest oder bei der Feier auf dem Marktplatz. Die Art, wie du sie anschaust, wie du an ihren Lippen hängst, sobald sie auch nur einen Satz von sich gibt …«
    Er lachte auf. »Hast du nichts Besseres zu tun, als mich zu bespitzeln?«
    Ungerührt fuhr sie fort: »Die Deutsche ist eine sehr begehrenswerte Frau. Auch mein lieber Kellermeister scheint ihr sehr zugetan zu sein, wobei ich mir bei Daniel nicht sicher bin, was ihn mehr reizt: Isabelle Feininger oder der Gedanke, endlich wieder auf dem Weingut seiner Ahnen das Sagen zu haben. Er wäre nicht der erste Mann, der des Geldes wegen heiratet!« Sie schnaubte abfällig.
    Durch Raymonds Kopf raste ein solches Durcheinander an Gedanken, dass er mit dem Sortieren nicht

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