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Die Champagnerkönigin

Die Champagnerkönigin

Titel: Die Champagnerkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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mehr nachkam. »Daniel Lambert hat es auf Isabelle Feininger abgesehen?«, hakte er nach und kam sich dümmlich dabei vor.
    Henriette verzog den Mund und nickte. »Und deshalb ist er mir schon mehr als einmal in den Rücken gefallen. Am liebsten würde ich den illoyalen Burschen hochkant hinauswerfen, das kannst du mir glauben! Aber ein solches Talent finde ich leider nie wieder für meinen Weinkeller.«
    Nun war er es, der nickte. Daniel war und blieb der beste Kellermeister weit und breit – um ihn zu halten, war man gern bereit, ein wenig Kreide zu fressen.
    »Daniel und Isabelle Feininger …«, wiederholte Raymond sinnierend. Der Gedanke gefiel ihm nicht.
    Henriette schaute Raymond mit zusammengekniffenen Augen an. »Willst du wirklich einem solchen Jungspund wie Daniel das Feld ohne weiteres überlassen? In früheren Zeiten hast du jede Frau bekommen, die du wolltest – kann es sein, dass du deinen Biss verloren hast?«
    »Und kann es sein, dass du deine Nase in Dinge steckst, die dich wirklich nichts angehen?«, erwiderte Raymond. »Ich habe im Moment einfach keine Zeit, den Gentleman zu spielen, weder für Isabelle Feininger noch für eine andere Frau. Das Geschäft geht vor – das verstehst du doch besser als jeder andere, oder?«
    Wieder ignorierte sie seinen Einwurf. »Stell dir das doch nur vor … Isabelle Feininger und du auf großer Reise! Die Welt könntest du ihr zeigen und sie dabei selbst nochmals aufs Neue entdecken. Du könntest dich an Isabelles Jugend laben wie eine Biene am Blütennektar. Das Weingut müsstet ihr natürlich verkaufen, es wäre nichts als ein Klotz am Bein. Ich bin mir sicher, dass du sie davon überzeugen könntest. Und du weißt, dass ich den besten Preis für das Feininger-Land zu zahlen bereit bin. Danach wärt ihr frei, und euch stünde das süßeste Leben bevor. Ach, noch einmal verliebt sein …« Ihre Stimme war honigweich, ihr Seufzen verlangend.
    Auch Raymond spürte Verlangen in sich aufkommen. Ein Lächeln überzog seine Miene, als verführerische Bilder vor seinem inneren Auge vorbeizogen. Natürlich würde er sich nicht dazu herablassen und Henriette Trubert recht geben. Doch es war nicht von der Hand zu weisen: Das alte Luder hatte ihm gerade aufgezeigt, wie er seinem Leben neue Würze verleihen konnte.
    Traubenanlieferung

34. Kapitel
    Isabelle kam es so vor, als gäbe es vor und nach der Weinlese zwei ganz unterschiedliche Leben. Davor waren alle in höchster Anspannung gewesen. Die Angst, dass ein Unwetter in letzter Minute die Mühen eines ganzen Winzerjahres zunichtemachte, hatte jede andere Emotion überlagert. Nun war die Ernte eingefahren, und statt beim Fleischer oder im Bäckerladen angespannte Mienen zu sehen, traf Isabelle nun wieder auf befreite, fröhliche Menschen. Ihre Nachbarn Ignaz und Carla Chapron luden zu einem kleinen Fest ein, mit dem der Küfer seinen guten Verkauf der neuen Fässer feiern wollte. Und bei Ghislaine im Le Grand Cerf saßen die Winzer nun schon mittags bei Zwiebelkuchen und neuem Wein Stunde um Stunde zusammen, ließen die vergangene Weinlese nochmals Revue passieren und ansonsten den Herrgott einen guten Mann sein. Hier eine Runde Champagner, da eine Runde Traubenbrand – angesichts von Millionen Litern Traubenmost im Keller waren die Champenois viel großzügiger als sonst mit ihrem Geld. Es wurde nach Herzenslust geklatscht, neueste Gerüchte wurden ausgetauscht und bezüglich ihres Wahrheitsgehalts überprüft, und auch der Frage, wie weit sich der Champagnerpreis zur Jahrhundertwende in die Höhe treiben ließ, wurde viel Wichtigkeit beigemessen. Mindestens so ausführlich wurde jedoch über Daniel Lamberts Fortgang vom Weingut Trubert diskutiert. Direkt nach der Ernte, quasi Hals über Kopf, sei er gegangen, hieß es. Nun arbeitete er bei Perrier , einem namhaften Champagnerproduzenten in Épernay. Über das Warum und Wieso spekulierte man heftig. Ein Eklat zwischen ihm und Henriette Trubert? Oder einfach nur ein so gutes Angebot von Perrier, dass Daniel nicht hatte nein sagen können? Nie und nimmer, für Daniel war die Champagnerherstellung kein Geschäft, sondern eine Kunst, hieß es daraufhin. Waren ihm womöglich die Lagen in Hautvillers nicht mehr gut genug gewesen?, fragten sich andere.
    Auch Isabelle und ihre Nachbarinnen Micheline und Marie Guenin waren an mehr als einem Nachmittag im Le Grand Cerf anzutreffen. Während sie Traubenkuchen aßen und Champagner dazu tranken, hörte Isabelle den Diskussionen

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