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Die Champagnerkönigin

Die Champagnerkönigin

Titel: Die Champagnerkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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Nachricht übermitteln. Gerhard hat für den Silvesterball auf dem Potsdamer Landgut einer Gräfin eine Einladung bekommen. Sie ist eine seiner Patientinnen, und er hat ihr wohl in einer misslichen Lage sehr geholfen. Sie hat ihm versprochen, ihn auf ihrem Ball weiteren Damen vorzustellen – alles potentielle Patientinnen für ihn. Der Arzt der gehobenen Gesellschaft zu sein – das ist es, wonach mein Gatte strebt. Es ist undenkbar, dass ich ihn zu diesem wichtigen Termin nicht begleite, das verstehst Du sicher?
    Liebe Isabelle, es kommt leider noch schlimmer. So, wie es aussieht, werde ich meine Reise zu Dir erst Anfang Februar antreten können, denn auch im Januar gibt es etliche unaufschiebbare Termine, die ich in Berlin wahrnehmen muss, wenn ich mir keinen großen Ärger mit meinem Mann einhandeln will. Glaube mir, es bricht mir das Herz, Dir dies zu schreiben.
    In tiefer Freundschaft, Deine Clara
    Deprimiert ließ Isabelle den Brief sinken. Kein gemeinsames ­Lachen. Keine Gespräche von Freundin zu Freundin. Keine Frau Doktor, die ihr die Hand hielt, wenn es so weit war. Während der ganzen letzten Wochen hatte sie sich an dem Gedanken festgehalten, nicht allein zu sein, wenn die Wehen begannen. Nun würde sie sich etwas anderes überlegen müssen. Vielleicht konnte sie kurz vor der Niederkunft bei Micheline und Marie übernachten? Oder sollte sie gleich ins Krankenhaus nach Épernay gehen?, fragte sie sich, während ihr Blick auf dem dichter werdenden Schneefall vor ihrem Fenster lag. Der Gedanke, ausgerechnet in der Frauenabteilung, in der Ghislaine ihr Kind verloren hatte, unterzuschlüpfen, widerstrebte ihr. Und dann waren da noch die Erinnerungen an Leon im Krankenhaus … Nein, in dieser Atmosphäre wollte sie ihr Kind nicht bekommen. Sie würde die Hebamme aus dem Nachbarort bitten, bei ihr zu übernachten, auch wenn dies eher unkonventionell war.
    Nach einem langen Moment gab sie sich einen Ruck und stand auf. Heute galt es erst einmal, fürs Weihnachtsfest am kommenden Tag zu kochen und zu backen. Ghislaine hatte sie, Micheline und Marie eingeladen, Claude Bertrand und sein Hund durften ebenfalls kommen. Jede der Frauen hatte zugesichert, etwas zum Abendessen beizusteuern, so dass es für Ghislaine, die ihr Restaurant noch bis zum späten Nachmittag geöffnet hatte, nicht zu viel Arbeit wurde. Isabelle hatte vor, einen würzigen Kuchen mit gedünstetem Kraut und Speck zu backen, ein Rezept von Clara, das schon bei ihren Erntehelfern großen Anklang gefunden hatte. Micheline und Marie wollten eine Ente braten – die festliche Weihnachtstafel würde sich vor lauter Köstlichkeiten bestimmt biegen.
    Das erste Mal seit der Lektüre von Claras Brief huschte ein Lächeln über Isabelles Gesicht. Immerhin war sie an Heiligabend nicht allein. Und vielleicht würde sie Daniel wiedersehen. Ghislaine hatte zwar nicht ausdrücklich gesagt, dass ihr Bruder kommen würde, aber es war doch schließlich Weihnachten.
    Ein weiterer Gedanke fuhr ihr durch den Kopf. Sie runzelte die Stirn. Wo würde eigentlich Gustave Grosse das Fest verbringen? Seit dem Vorfall mit den geplatzten Flaschen war sie ihm so gut wie möglich aus dem Weg gegangen. Doch nun verspürte sie doch die Verpflichtung, sich nach seinen Plänen für das Fest zu erkundigen. Sie zog sich ihren dicken Mantel über und ging in Richtung Weinkeller.
    Sie fand Gustave Grosse auf der obersten Ebene des Weinkellers. Vor ihm auf einem quadratischen Holztisch standen etliche große Glasballone, gefüllt mit klaren bis hellgelben Flüssigkeiten, die aussahen wie Champagner in unterschiedlichen Reifestadien. Daneben standen noch etliche weitere Glasflaschen mit verschie­denfarbigen Inhalten.
    »Was machen Sie da?«, sagte Isabelle ohne ein Wort der Begrüßung.
    Gustave Grosse, der gerade Champagner aus einem der Glasballone in eine Schale schenkte, schaute nur kurz auf. »Ich habe mit ersten Versuchen bei der assemblage begonnen.«
    Isabelle glaubte nicht richtig zu hören. »Hatte ich Ihnen nicht gesagt, dass wir damit erst Mitte Januar anfangen?«, sagte sie. »Und was ist das dort?« Sie fuchtelte mit ihrer rechten Hand in Richtung der ominösen Flaschen. Ohne seine Antwort abzuwarten, nahm sie eine davon auf und las auf dem Etikett jus de poire . Auf der nächsten Flasche stand jus de pommes .
    »Birnensaft, Apfelsaft, Rote-Beete-Saft und Cognac?« Sie lachte schrill. »Was haben diese Flüssigkeiten beim Verschnitt von Champagner verloren? Und was wollten

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