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Die Champagnerkönigin

Die Champagnerkönigin

Titel: Die Champagnerkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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Träume du hast, wenn du ans kommende Jahrhundert denkst, welche Bilder vor deinem inneren Auge entstehen.«
    Isabelle seufzte. »Hättest du mich das vor Leons Tod gefragt, hätte ich dir wahrscheinlich eine vollmundige Antwort gegeben und von Freiheit, einem neuen Lebensgefühl und großen Chancen gesprochen.« Ihre Stimme war voller Selbstironie. »Dass um die Jahrhundertwende ein neuer, frischer Wind vor allem für die Frauen wehen sollte – das haben Clara, Josefine und ich uns immer herbeigesehnt, damals. Der ›Jahrhundertwind‹, er sollte all die Vorurteile über uns, das schwache Geschlecht, hinwegfegen …« Ihr Blick war in die Ferne gerichtet, und Daniel spürte, dass sie in Gedanken weit fort war. Nach einem langen Moment schaute sie ihn wieder an.
    »›Der Mensch plant, und das Schicksal lacht dazu‹ – in meiner Kindheit habe ich nie verstanden, was die Erwachsenen mit diesem Spruch meinten. Heute weiß ich, dass ewiges Pläneschmieden, womöglich bis ins letzte Detail, unnötig ist.« Sie schnaubte leise. »Natürlich war es schon immer wichtig, Ziele zu haben, und das wird es auch immer bleiben. Ein Mensch ohne Ziele ist wie Treibgut, das von den Fluten des Lebens hierhin und dorthin getrieben wird. Mein Ziel ist es, Jacques’ und Leons Vermächtnis für meine Tochter zu bewahren. Aber die letzten Monate haben mich auch gelehrt, nicht immer nur an morgen zu denken, sondern vor allem den Augenblick zu genießen. Sich am Leben zu erfreuen, zu lachen und unbeschwert zu sein. Denn morgen kann alles schon wieder anders sein.« Verlegen winkte sie ab. »Was rede ich nur für dummes Zeug, das hast du nun von deinem Drängen.«
    »Von wegen dummes Zeug! Beim Champagner geht es einzig darum, den Augenblick zu genießen, du hast also mit deinen Worten ziemlich genau ins Schwarze getroffen.« Er sprang auf, ging zu dem Eimer mit dem Eiswasser und holte eine der Champagner­flaschen hervor. Sie hatte die perfekte Temperatur. Mit geübten Handgriffen öffnete er die Flasche, dann schenkte er zwei Gläser ein und reichte eins davon an Isabelle. Der Champagner hatte einen zarten Roséton, als wäre ein Rosenblatt darin geschwommen. Auf seiner Oberfläche zeigte sich ein kleiner weißer Schaum, der sich jedoch zusehends verflüchtigte – ein Zeichen allerhöchster Güte.
    »So vergänglich wie die Luftbläschen im Champagner ist alles im Leben. Es gilt, das Beste aus jedem Moment zu machen, das Leben so zu nehmen, wie es ist. Wer eine Flasche Champagner öffnet, wartet nicht auf einen großartigen Moment, sondern sorgt dafür, dass das Hier und Jetzt großartig ist. Vielleicht liegt darin der größte Zauber von Champagner überhaupt.« Gekonnt schwenkte er sein Glas, um die Flüssigkeit darin zu erwecken, dann prostete er ihr zu. Während Isabelle einen Schluck nahm, ließ er sie nicht aus den Augen. Das Grün ihrer Augen schien noch intensiver als sonst zu sein, als sie ihn mit einem schwärmerischen Blick anschaute.
    »Dieser Champagner ist einfach köstlich! Unzählige winzige Bläschen zerplatzen in meinem Mund, ich habe das Gefühl, als würde ich dadurch zum Lachen angeregt.« Sie lächelte verwirrt, dann nahm sie wieder einen großen Schluck, bewegte diesen kurz im Mund hin und her, bevor sie schluckte. »Er ist unglaublich frisch und belebend. Ich schmecke einen Hauch von Erdbeere, Vanille, dazu eine ganz feine Süße, wie zartes Biskuitgebäck …« Irritiert schüttelte sie den Kopf, dann stellte sie das Glas ab. »Was um alles in der Welt trinken wir hier eigentlich?«
    Daniel lächelte. Dass Isabelle Feininger einen guten Gaumen für Champagnernoten hatte, wusste er von Raymond Dupont. Der Mann hatte nicht übertrieben – besser hätte er seinen Champa­gner auch nicht beschreiben können.
    »Feininger-Champagner aus dem Jahr 1892 «, sagte er so beiläufig wie möglich. »Die dritte Unteretage deines Kellers ist voll mit dieser assemblage , ich schätze mal, es sind viele Tausend Flaschen. Sie stammen noch aus der Zeit, als ich für Jacques gearbeitet habe. Ich hatte ihn einst so angelegt, dass ihm ein paar Jahre Reife guttun würden, der Zeitpunkt, ihn zu trinken, ist nun perfekt.«
    »Das gibt’s doch nicht! Ich habe solch einen Schatz im Keller liegen?« Isabelle blinzelte. »Dieses wundervolle Rosé! Es wirkt elegant und lieblich zugleich. Solch eine Farbe habe ich noch nie gesehen.«
    »Mich erinnert sie an dein Haar, wenn die Morgensonne darauffällt.« Daniel schaute eilig fort, um die

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