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Die Champagnerkönigin

Die Champagnerkönigin

Titel: Die Champagnerkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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der Mann von Isabelles Freundin Josefine in Berlin. Er importierte Fahrräder aus Amerika, die er dann gemeinsam mit Josefine in Deutschland verkaufte. Isabelle schüttelte den Kopf, als wollte sie ihn von Spinnweben befreien. Josefine hatte schon immer ein Händchen fürs Geschäftliche gehabt und sie, Isabelle, hatte ihr dies im Stillen geneidet.
    Vergiss Jo! Jetzt ist deine Zeit gekommen, flüsterte die Stimme in ihrem Ohr. Jetzt kannst du dich auch beweisen!
    »Dein Onkel muss doch auch Kunden hier in der Gegend gehabt haben. Oder … anderswo in Europa. In Deutschland zum Beispiel, das wäre doch naheliegend. Hast du auch wirklich alles durchgeschaut?«, sagte sie zweifelnd, immerhin kannte sie Leons flüchtige Art.
    »Wenn du mir nicht glaubst, dann nimm dir die Unterlagen doch selbst vor!«, erwiderte er aufgebracht und verließ die Küche.
    Kopfschüttelnd ließ sich Isabelle am Küchentisch nieder und begann in den Ordnern zu blättern. Bestellungen, Rechnungen, ein wenig allgemeine Korrespondenz, nach Jahren geordnet. Als Leon in die Küche zurückkam, sagte sie: »Es deutet wirklich alles darauf hin, dass dein Onkel einmal jährlich nach Amerika reiste, um Champagner zu verkaufen. Hier ist die Rechnung für seine Schiffspassage im letzten Jahr.«
    »Sag ich doch«, erwiderte Leon und zog sich seine Jacke an. »Lass uns ein andermal über dieses Thema sprechen, ich muss jetzt los.«
    »Und wohin?«, fragte Isabelle gereizt. »Du kannst doch jetzt nicht allen Ernstes eine Runde Rad fahren!«
    Leon grinste. »Und ob ich das kann. Ich muss schließlich die Lage in Bezug auf den Champagnerverkauf sondieren. Bevor wir über irgendwelche Reisen nach Amerika sprechen, möchte ich versuchen, ein paar hiesige Kunden an Land zu ziehen.«
    Gedankenverloren schaute Isabelle ihrem Mann hinterher. Wollte er wirklich die geschäftliche Lage sondieren? Oder ging es ihm wieder einmal nur ums Radfahren? Und wenn es so war – tat sie dann nicht gut daran, das Heft selbst in die Hand zu nehmen?
    Kurze Zeit später marschierte Isabelle mit Notizbuch und gezücktem Stift los. Sie musste sich dringend einen Überblick über ihr Anwesen und die damit verbundenen Aufgaben verschaffen, bevor sie überhaupt anfangen konnte, irgendwelche Pläne zu schmieden.
    Das Haus war so in den Hang hineingebaut, dass es unter dem Erdgeschoss noch mehrere Untergeschosse, Keller und Ausgänge gab. Auch der Garten hatte mehrere Ebenen, die durch diverse Steintreppen miteinander verbunden waren. Für einen langen Moment stand Isabelle nur da und ließ ihren Blick schweifen. Der Anblick der sanft geschwungenen Hügel war so schön, dass er ihr fast die Tränen in die Augen trieb. Wie prächtig würden die Weinberge erst aussehen, wenn die ersten jungen Blätter sprossen! Wann war das eigentlich der Fall?, fragte sie sich stumm. Gleich heute Abend wollte sie in Jacques’ Büchern nachlesen, welchem Rhythmus die Weinreben im Laufe eines Jahres folgten.
    Frohgemut spazierte sie weiter und gelangte in einen schmalen Gemüsegarten und danach auf eine langgezogene Obstbaumwiese, auf der zwei Pfauen herumstolzierten, als gehörte ihnen nicht nur die Wiese, sondern die ganze Welt. Ihr Anblick zauberte Isabelle erneut ein Lächeln aufs Gesicht. Doch dann kam einer der großen Vögel auf sie zu, und sie suchte eilig das Weite.
    Unten, auf der untersten Kellerebene, gab es einen kleinen Acker, auf dem irgendwelche Büsche standen. Waren das Johannisbeeren oder Himbeeren?, fragte sich Isabelle und dachte an die vielen Gläser mit eingekochtem Obst in der Speisekammer. Hoffentlich hatte sie bis zur Erntezeit wenigstens wieder eine Magd auf dem Hof!
    Sie ging in die Hocke und strich gedankenvoll über den kalten Boden. Noch lagen Gemüsegarten und Beerensträucher im Winterschlaf, aber bald würde die fruchtbare Erde zu neuem Leben erwachen, das Gras würde sprießen und die Sträucher blühen. Wie gut es schon jetzt roch! Sie atmete die erdige Luft so tief ein, bis ihre Lungen vollständig gefüllt waren.
    Das alles hier sollte zukünftig ihnen gehören? Der weitläufige Garten, die Tiere und die Weinberge? Fast hätte sich Isabelle in den Arm gekniffen, um zu testen, ob das nicht alles nur ein schöner Traum war. Lächelnd ging sie dann auf schmalen Holzdielen, die neben dem Acker auf dem Boden ausgelegt waren, in Richtung des Hühnergeheges. Wenigstens kam sie hier trockenen Fußes voran. In Nothzeit hatte der Schlamm oft knöchelhoch gestanden! Isabelle

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