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Die Champagnerkönigin

Die Champagnerkönigin

Titel: Die Champagnerkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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gäbe.«
    Kindchen? Isabelle verzog missmutig den Mund, kam jedoch nicht dazu, etwas zu erwidern, denn schon sprach Henriette weiter: »Jacques Feininger hätte eine solche Chance ebenso ergriffen, glauben Sie mir. Ich möchte es Ihnen gern erklären. Hier in der Champagne sind alle Güter begrenzt: der Boden, auf dem unser Wein wächst, die Sonnentage, an denen unsere Reben beschienen werden. Und die Kundschaft, die Champagner kauft, ist es auch. Es gibt eben nur eine bestimmte Zahl an Großhändlern, Restaurants und Hotels, die Champagner für ihre Kundschaft kaufen. Ständig werden Champagnerwinzer vom Markt verdrängt oder von anderen aufgekauft. Das eine Unternehmen wächst, das andere schrumpft – aber in der Summe bleibt alles gleich. Als ich meinen besten Handelsvertreter nach Amerika schickte, dachten wir noch, für Jacques’ Weingut gäbe es keinen Erben. Von einem Neffen hat der Verstorbene nie etwas erzählt.« Henriette Trubert stellte ihre Kaffeetasse ab und reichte Isabelle die rechte Hand. »Ich hoffe, Sie sind mir wegen dieser Lappalie nicht böse. So etwas wird nicht mehr passieren, das verspreche ich Ihnen.«
    Wie auch!, dachte Isabelle bei sich. Sie hatten ja keine Kunden mehr, die ihnen jemand wegschnappen konnte. Eine Lappalie war das in ihren Augen zwar noch lange nicht, aber sie schwieg und schüttelte kurz die ihr angebotene Hand.
    Henriette Truberts Augen blitzten triumphierend auf. »Reden wir über etwas Erfreulicheres«, sagte die Winzerin. »Ihr Mann ist Radfahrer, habe ich gehört. Ein sehr aufregender Zeitvertreib. Sagen Sie, lässt sich das gut mit der Arbeit in den Weinbergen und im Weinkeller vereinen?«
    »Leon fährt nur zum Vergnügen Fahrrad. Das Weingut geht ihm natürlich über alles.«
    »Und die Geschäfte laufen … gut?«
    »Bestens«, erwiderte Isabelle im Brustton der Überzeugung. »Mein Ehemann hat ein sehr einnehmendes Wesen, das ist in diesem Beruf immer von Vorteil. Er hat es jedenfalls nicht nötig, mit unlauteren Mitteln zu arbeiten.«
    Henriette Truberts Brauen schossen nach oben. »Da wäre noch etwas …«, sagte sie, während sie schon ihre Handschuhe überstreifte.

1 2. Kapitel
    »Henriette Trubert hat Sie zu einem ›kleinen Hoffest‹ eingeladen? Lassen Sie sich bloß keine Märchen erzählen! Nach allem, was ich bisher gehört habe, wird das Trubert-Jubiläum das Ereignis des Frühlings, wenn nicht gar des ganzen Jahres. Es heißt, die Truberts haben all ihre wichtigen Kunden eingeladen, Gäste aus der ganzen Welt reisen an. Wie aufregend das sein muss, solche weltgewandten Menschen zu treffen. Sie Glückliche! Was würde ich darum geben, auch eingeladen zu sein …« Carla Chapron seufzte tief auf.
    Isabelle stutzte.
    Es war ein trüber Morgen, an dem es nicht richtig hell werden wollte. Sie waren sich in der kleinen Bäckerei in der Ortsmitte über den Weg gelaufen, und Isabelle hatte die Chance genutzt, von der Nachbarin mehr über das Fest und seine Gastgeberin zu erfahren.
    »Das Ereignis des Jahres? Gäste aus der ganzen Welt? Jetzt verstehe ich gar nichts mehr … Mir gegenüber hat Madame Trubert es so dargestellt, als wäre nur die Nachbarschaft eingeladen«, sagte sie stirnrunzelnd, während sie den steilen Berg hinaufgingen. Vor kurzem noch hätte sie alle paar Meter schnaufend innehalten müssen, doch inzwischen konnte sie mit der Nachbarin Schritt halten. Ein leichter Regen setzte ein. Isabelle zog ein Seidentuch aus der Tasche und band es sich um den Kopf.
    Die Frau des Küfers lachte bitter auf. »Die Nachbarschaft – von wegen! Für Henriette zählt doch nur, wer einen Weinberg besitzt oder im großen Stil mit Champagner handelt. Alle anderen sind für sie Menschen zweiter Klasse, dabei – was wäre ihr Weinkeller ohne die Fässer, die mein Ignaz für sie baut? Glaubt sie, mit uns würde sie sich blamieren? Wir sind vielleicht nicht so reich wie die feinen Winzer und ihre Damen, aber ich würde mich schon ordentlich herrichten für solch ein Fest.« Wut, Neid und jahrelange Frustration sprachen aus jedem ihrer Worte.
    Hätte ich bloß geschwiegen, dachte Isabelle. »Wahrscheinlich will Madame Trubert uns Neuankömmlingen gegenüber freundlich sein. Bestimmt werden wir nur dieses eine Mal eingeladen und dann nie mehr«, sagte sie lahm.
    Sie hatte ihr Zuhause schon erreicht, als sie es sich anders überlegte und zum Nachbarhaus ging. Als auf ihr Klopfen hin niemand öffnete, ging sie um das Gebäude herum. Ihr Blick schweifte über den

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