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Die Champagnerkönigin

Die Champagnerkönigin

Titel: Die Champagnerkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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serviert!« Wie aus dem Nichts fielen Isabelle plötzlich die Worte ein, die ihr Vater mehr als einmal von sich gegeben hatte. In ihrem Kopf formte sich ein verwegener Gedanke: Kunden abschwatzen? Das konnten Leon und sie auch. Und welche bessere Gelegenheit mochte es dafür geben als Henriettes Fest? Von nun an würde sie die Tage bis dahin zählen.
    Mitte März hatte der Frühling in der Champagne endgültig Einzug gehalten. Alles grünte und blühte, und die Reben trieben mit aller Kraft aus. Wehe, es gab nun noch einmal einen strengen Nachtfrost! In den Weinbergen war es mit der Ruhe vorbei, überall wuselte es nun vor Männern, die mit dem Rückschnitt der Reben beschäftigt waren. Auf dem Feininger-Land hingegen war man damit im Hintertreffen.
    »Bei uns in der Pfalz messen wir dem Rückschnitt eine große Bedeutung bei. Jeder Winzer weiß, dass er nur dann eine gute Qualität erzielen kann, wenn er die Traubenmenge beschränkt. Davon abgesehen ermüdet es einen Rebstock ungemein, wenn man ihn unkontrolliert Trauben produzieren lässt. Und deshalb schnappen Sie sich ein paar Leute und beginnen mit dem Rückschnitt, so wie alle anderen Champenois es schon längst tun, aber schnell!« Breitbeinig und mit in die Seiten gestemmten Armen stand Leon vor Gustave Grosse und funkelte diesen wütend an.
    »Was kümmern Sie sich um die anderen? Eine unbeschnittene Rebe liefert Saft für vier Flaschen Wein, eine beschnittene nur den Saft für zwei läppische Flaschen – überlegen Sie mal, wie viel Geld Ihnen da durch die Lappen geht! Champagnertrauben sind robust, von Ermüdung kann so schnell keine Rede sein. Und wenn sie doch einmal alt werden und ihr Ertrag nachlässt, dann werden sie ersetzt! In der Südchampagne, wo ich herkomme, sieht man das genauso«, erwiderte Gustave Grosse mit schwerer Zunge. Unstet wankte er von einem Bein aufs andere. Unter seinen Augen lagen dunkle Schatten, seine Wangen und die Nase waren rot angelaufen.
    Angewidert schaute Isabelle, die ein Stück abseits stand und den frühmorgendlichen Disput der beiden Männer verfolgte, den Kellermeister an. Das durfte doch nicht wahr sein! Dieser Bursche erschien völlig verkatert und übermüdet zur Arbeit. Mit angehaltenem Atem wartete sie darauf, dass Leon ihn deswegen rügte.
    »Was in der Südchampagne oder anderswo gemacht wird, in­teressiert mich nicht«, erwiderte Leon ruhig. »Ohne Rückschnitt wuchert der Weinberg bis zur Erntezeit so zu, dass wir nicht mehr durchkommen. Wollen Sie das etwa? Ich nicht, also schneiden wir zurück!« Und, als der Kellermeister erneut zu diskutieren anhob, ergänzte er: »Ich dulde keine weitere Diskussion, Schluss, aus, vorbei!« Er kramte in der Tasche seiner Radlerhose, zog einige Münzen heraus und reichte sie dem Einäugigen. »Damit können Sie ein paar Hilfskräfte bezahlen.«
    Wütend riss Grosse Leon das Geld aus der Hand. »In Gottes Namen, dann soll es so sein! Aber zuerst muss ich noch einiges im Weinkeller erledigen.« Ohne Abschiedsgruß trollte sich der Mann.
    Grimmig schaute Isabelle ihm nach. »Ich wette mit dir, der schläft jetzt erst einmal seinen Rausch aus. Wehe ihm, wenn ich ihn dabei erwische.«
    Leon lachte. »Das wäre dann nicht das erste Mal. Falls es dich tröstet – meist ist er nach einer Stunde oder zweien wieder einigermaßen hergestellt.«
    »Sag bloß, es ist schon öfter vorgekommen, dass der Mann betrunken hier erschienen ist.« Isabelle runzelte die Stirn. »Und du tolerierst das?«
    Leon ging in die Hocke und band seine Schnürsenkel zu. »Was soll ich tun? Grosse ist ein Schluckspecht, und den Fleiß hat er auch nicht erfunden – du lagst mit deiner anfänglichen Einschätzung also richtig. Aber solange er seine Arbeit trotzdem einigermaßen gut erledigt …«
    Isabelle schnaubte. »Er taucht hier auf, wann immer es ihm passt, er geht, wenn ihm der Sinn danach steht. Was er im Weinkeller treibt, weiß allein der Himmel! Und ständig zettelt er Diskussionen an, will dies nicht tun und das nicht. Am liebsten würde ich den faulen Hund noch heute vor die Tür setzen«, murmelte Isabelle.
    »Du wirst dich unterstehen …«, sagte Leon und setzte seine Kappe auf. »Ich kann mich nicht vierteilen und mich gleichzeitig um den Weinkeller, die Weinberge und den Verkauf kümmern. Dafür fehlen mir die Zeit und das Wissen. Wir brauchen den Mann, vergiss das nicht.«
    Isabelle nickte bekümmert. »Ich nehme an, das Geld, das du dem Mann gegeben hast, war unser letztes bisschen,

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