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Die Champagnerkönigin

Die Champagnerkönigin

Titel: Die Champagnerkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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dicken Packen hin. »Was meinen Sie, eignet sich dieses Material für ein neues Hühnerstalldach?« Das alte Dach war schon seit ewigen Zeiten undicht, und dass es an mehreren Stellen hineinregnete, behagte dem Federvieh ganz und gar nicht.
    »Und ob!«, erwiderte der Verwalter angetan. »Wo haben Sie das denn her?« Nachdem Isabelle ihm erzählt hatte, wo sie die Plane aufgestöbert hatte, sagte er: »Solche Funde können Sie ruhig öfter machen!«
    Wenn sie auf dem Dachboden bloß auch noch einen Geldschatz finden würde, dachte Isabelle. Im Haus angekommen, vermied sie es, einen Blick in die immer leerer werdende Speisekammer zu werfen. Die kahlen Regale deprimierten und ängstigten sie – wovon würden sie leben, wenn kein Kürbis und keine Kartoffeln mehr da waren?
    Mit einer Tasse kaltem Tee setzte sie sich in Jacques’ Büro und machte da weiter, wo sie am Vorabend aufgehört hatte: Sie wollte sich einen Überblick verschaffen, welche Weinberge zum Weingut Feininger gehörten. Ein Kinderspiel, hatte sie gedacht, als sie die riesige Karte, auf der sämtliche Flurstücke rund um Hautvillers aufgezeichnet waren, zum ersten Mal auseinanderfaltete. Doch schon auf den ersten Blick hatte sie festgestellt, dass die Markierungen auf der Karte keinem eindeutigen Muster folgten: Hier und da standen die Namen der einzelnen Champagnergüter, oft waren Parzellen aber auch nur mit Nummern markiert, manchmal zusätzlich mit Buchstaben. In Jacques’ Unterlagen fanden sich Dokumente, in denen ebenfalls einzelne Nummern und Buch­staben auftauchten. Manche davon trugen offizielle Siegel und mehrere unleserliche Unterschriften, andere waren so verblasst, dass man sie kaum mehr entziffern konnte. Waren das rechtmäßige Besitzurkunden? Falls ja, was besagten sie?
    Sonnenlicht fiel durchs Fenster in goldenen Streifen auf den Tisch und blendete Isabelle so sehr, dass sie die Vorhänge zuziehen musste. Im Halbdunkel fuhr sie erneut mit dem Finger über die Karte. Dieser Weinberg hier gehörte zu Moët, diese Parzelle ebenfalls. Das Stück daneben trug nur eine Nummer, das nächste schien Feininger-Land zu sein. Oder doch nicht? Verflixt, wie sollten sie das Land ordentlich bearbeiten, wenn sie nicht einmal genau wusste, was ihnen gehörte und was nicht? Am Ende ließen sie noch einen Weinberg links liegen. Oder – was fast noch schlimmer wäre – sie machten sich auf fremdem Land zu schaffen.
    Allein kam sie hier nicht weiter, befand Isabelle, nachdem sie lange Zeit vergeblich über der Karte gegrübelt hatte. Sie faltete sie vorsichtig zusammen, legte sie auf den Ordner mit den Urkunden und klemmte sich beides unter den Arm. Ein bisschen frische Luft und Hilfe – das konnte sie gut brauchen.
    Eilig lief sie in Richtung der Weinberge. Wie sie ihren Kellermeister kannte, würde er mit dem Rückschnitt gleich in den nächstgelegenen Parzellen beginnen, bloß keinen Schritt zu viel tun! Aber ihm würden die Zahlen, Buchstaben und Namen auf der Flurkarte bestimmt mehr sagen als ihr. Am Fuße der Hügel an­gekommen, schirmte sie ihre Augen gegen das Sonnenlicht ab. Doch wohin sie auch schaute, sie sah weder von Grosse noch von irgendwelchen Hilfsarbeitern eine Spur.
    Das darf doch nicht wahr sein, dachte sie wütend. Na warte, Bürschchen!
    Sie fand ihren Kellermeister zwischen zwei riesigen Weinfässern in der mittleren Ebene. Reglos, mit geöffnetem Mund schnarchend und noch immer nach Alkohol stinkend lag er auf einem Lager aus Decken und Kissen, das so aussah, als wäre es regelmäßig in Gebrauch.
    Isabelle spürte eine solche Wut in sich aufsteigen, dass sie sich nur mit Mühe beherrschen konnte. Da rackerten Leon, Claude Bertrand und sie sich von früh bis spät ab, um irgendwie über die Runden zu kommen, während ihr Kellermeister den Schlaf der Gerechten schlief! Und dafür sollte sie ihm auch noch Lohn zahlen?
    Grob stieß sie ihm mit der Schuhspitze in die Seite. »Aufwachen! Aber sofort!«
    Der Mann ließ einen Furz und brummte vor sich hin.
    Isabelle wiederholte ihren Tritt kraftvoll. Mit Erfolg: Gustave Grosse fuhr auf wie von einer Tarantel gestochen.
    »Was fällt Ihnen ein, es sich hier gemütlich zu machen? Hat mein Mann Ihnen nicht eindeutige Aufgaben erteilt?«, sagte Isabelle scharf.
    »Ich habe mich nur kurz hingelegt. Ein kleiner Schwächeanfall, schon wieder vorbei, Madame«, sagte Grosse, während er sich ungelenk aufrappelte. Eilig setzte er seine Augenklappe, die er zum Schlafen abgenommen hatte, wieder

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